Dramatische Coronawelle in China: Österreich setzt auf Immunität
Das Ende von Chinas Null-Covid-Politik hat eine Omikron-Welle ausgelöst, die fast ein Fünftel der Weltbevölkerung betrifft. Die Furcht vor neuen Varianten geht um. Reagiert wird mit Aktionismus – oder mit Gelassenheit. Ein Überblick.
Das Ende von Chinas Null-Covid-Politik hat eine Omikron-Welle ausgelöst, die fast ein Fünftel der Weltbevölkerung betrifft. Die Furcht vor neuen Varianten geht um. Reagiert wird mit Aktionismus – oder mit Gelassenheit. Ein Überblick.
Am 22. Jänner wird das wichtigste traditionelle Fest in China begangen: das Neujahrsfest. Hunderte Millionen reisen quer durchs Land zu ihren Familien, um mit ihnen gemeinsam zu feiern. Das chinesische Neujahrsfest wird auch immer wieder als die größte jährliche Völkerwanderung der Welt bezeichnet. Die vergangenen zwei Jahre musste diese ob der Corona-Politik Pekings ausfallen. 2023 allerdings steht dem Event zumindest innenpolitisch nichts mehr im Weg.
Doch seit dem Ende der umstrittenen Null-Covid-Politik der Pekinger Regierung rasen die Infektionszahlen in China in die Höhe. Die Omikron-Welle trifft damit auf eine Bevölkerung von 1, 4 Milliarden Menschen, also fast ein Fünftel der Weltbevölkerung, die nicht durch die wirksamen mRNA-Impfstoffe geschützt sind (für Einheimische ist in der Volksrepublik bislang nur das Vakzin der chinesischen Firma Sinovac zugelassen). Nach Modellrechnungen des britischen Instituts „Airfinitiy“ wird die aktuelle Zahl an Neuinfektionen auf mehr als eine Million am Tag geschätzt (die Zahl der Toten auf mehr als 5000 pro Tag). 4,2 Millionen Fälle pro Tag prognostizieren die Datenverarbeiter indes für den Höhepunkt der Welle im März.
„Wir dürfen den Fehler von vor drei Jahren nicht wiederholen und sollten jetzt alle Flugverbindungen von und nach China sofort einstellen“, warnte dieser Tage ein außenpolitischer Sprecher der deutschen Christdemokraten. Was er damit meint? Viele Experten vermuten, dass die Feiertage zu Beginn des Jahres 2020 maßgeblich zur Ausbreitung der Corona-Pandemie beigetragen haben und über Heimaturlauber nach Europa gekommen ist.
„Brutstätte für das Virus“
Wie gilt es nun zu reagieren? Mit Aktionismus oder Gelassenheit? Für zweiteres haben sich Regierungsverantwortliche aus Österreich oder Deutschland entschieden. Das Argument: Einreisende, die sich in China infiziert haben, stellen für die hiesige Bevölkerung keine Gefahr dar. „Im Gegensatz zu China verzeichnen wir in Österreich eine breite Immunität“, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsminister Johannes Rauch. Man verfolge zwar die Entwicklungen in China aufmerksam und stehe im regulären Austausch mit den Europäischen Behörden (Mittwochnachmittag, nach Redaktionsschluss, will die Kommission eine Empfehlung abgeben), aber einen Grund für Alarmismus sehe man nicht.
Andere Staaten schlagen den entgegen gesetzten Weg ein. Nachdem in Italien auf einem Flug mehr als die Hälfte der Passagiere positiv getestet wurde, beschloss das Kabinett Meloni neue Einreisebestimmungen für Reisende aus China. Ähnlich reagierten Frankreich (Bruno Lina, Virologe der Universität Lyon warnte, China würde zu einer „potenziellen Brutstätte für das Virus“ werden), Spanien und Großbritannien. Auch in den Vereinigten Staaten, Kanada und Australien gelten seit Jahresbeginn verschärfte Regeln für Reisende, die aus China, Hongkong oder Macau ankommen. Ebenso in Japan, Südkorea, Malaysia, Israel und Katar. In Marokko wurde sogar allen Reisenden aus China, unabhängig von deren Nationalität, die Einreise untersagt.
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