Bischofssynoden sind strenge Geheimsache. Was der Vatikan an die Öffentlichkeit gelangen lässt, ist stark gefiltert. Aber manchmal dringt halt doch auch Ungefiltertes ans Licht. Die italienische Nachrichtenagentur Adista, kirchlichen Reformanliegen zugetan, hat alle 67 "Vorschläge" (propositiones) der jüngst abgehaltenen Weltbischofssynode zum Thema Bischofsamt erhalten und veröffentlicht. Dabei zeigte sich, dass hinter verschlossenen Türen weit deutlicher geredet worden ist, als die offiziellen Angaben erkennen ließen.
So wurde in zehn der Vorschläge, die an den Papst weitergeleitet wurden, das Verhältnis zwischen vatikanischen Zentralbehörden und diözesanen Ortskirchen angesprochen. Ausdrücklich wird darin eine stärkere Berücksichtigung der Meinungen des Ortsbischofs bei der Bestellung eines Nachfolgers verlangt. Entscheidungen von Bischofskonferenzen sowie von regionalen und kontinentalen Zusammenkünften der Bischöfe sollten "stärker genutzt" werden.
Eine Synode könnte nach Auffassung einer großen Mehrheit der Bischöfe zu einem "besseren Instrument der Kollegialität" gemacht werden. Daher wurde dem Papst "ehrfürchtig empfohlen", eine außerordentliche Synode zur Behandlung dieses Themas einzuberufen. Dieser Vorschlag erhielt 197 von 236 Stimmen. Das Verlangen, Synoden sollten gültige Beschlüsse fassen und nicht nur den Papst beraten können, fand keine Mehrheit. Auch der ausdrückliche Wunsch, mit der Subsidiarität auch in der Kirche Ernst zu machen, blieb ohne Mehrheit, weil die meisten Bischöfe als Konsequenz eine Schwächung der Papstmacht erwarteten, die sie dem Papst nicht zumuten wollten.
Man sieht: Die Bischöfe wissen, dass auch angeblich unerhebliche Strukturfragen wichtig sein können. Ihr Mut ist größer, als sie nach außen zu erkennen geben, aber nach innen immer noch kleiner, als viele wünschen. Aber die Richtung der Forderungen stimmt. Und der Trend wird sich als unaufhaltsam erweisen.
Hubert Feichtlbauer ist freier Publizist und Vorsitzender der Plattform "Wir sind Kirche".
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