Mit Bedauern stelle ich ein gravierendes Mißverständnis betreffend meinen Artikel "Zwischen Wels und Wien" inFURCHE44/1990fest: Der Untertitel des Beitrages "Werden die Welser .Filmtage' von der .Viennale' geschluckt?" und die Inhaltsangabe auf Seite 1 "Welser .Filmtage' kontra. Viennale'" stehen in keinem Zusammenhang mit meinem Beitrag, sind falsch und irreführend.Reinhard Pyrker, Leiter des "Österreichischen Filmbüros", ist seit sieben Jahren Leiter der "Österreichischen Filmtage" und (mit Werner Herzog) seit etwa einem halben Jahr auch Direktor des Filmfestivals "Viennale", das
Die Rede war vom verflixten siebenten Jahr. Als wäre es eine Ehe, zwischen den österreichischen Filmen und ihren Regisseuren einerseits und den „Österreichischen Filmtagen" andererseits, die heuer zum siebenten Mal in Wels stattgefunden haben. Was allerdings als Werbeslogan gedacht war, erwies sich rasch als Bumerang: Die Ehe zwischen den heimischen Filmregisseuren und ihrer Werkschau ist in eine Krise geschlittert.So fehlten in Wels gleich mehrere Spielfilm-Produktionen des vergangenen Jahres: „Die Ministranten" von Wolfram Paulus, eine schöne, aber brave Geschichte über
(Stadtpark, Wien; „Theater im Park/Spektakel im Zelt") Clowns, Balladensänger und Animateure treten beim großen sommerlichen Theaterspektakel itn Zelt auf. Theater für Kjnder und Erwachsene; zum Teil mit Kindern, wird im lustigen, kunterbunten Rahmen geboten. Ein idyllischer Platz inmitten der vom hektischen Touristentreiben geprägten Stadt wird zum Treffpunkt zahlreicher Theatergruppen aus Wien, den Bundesländern und aus dem Osten Europas. Neben altbekannten Akteuren der Szene, wie „Trittbrett!" oder „Moki Kindertheater", führen also Gruppen wie das „Theater Drak" aus dem
(Volkstheater, Wien; „Der Ver- schwender" von Ferdinand Rai- mund) Die undankbare Aufgabe, gerade in Wien und gerade zum 200. Geburtstag Ferdinand Rai- munds das romantische Volksstück „Der Verschwender" zu inszenie- ren, machte den Erwartungsdruck allzu groß. Um es vorwegzuneh- men, Regisseur Paris Kosmidis ist es nicht gelungen, den österreichi- schen Volksdichter „einmal anders" zu zeigen.So erkennt man all die geliebten und verhaßten Figuren wieder, aber sie erscheinen widersprüchlich ausgeprägt, verschwommen, über- zeichnet - in besonders kitschigen Bühnenbildern von Florian
Vom 11. bis 18. Mai gastiert die „Laterna Magica" aus Prag in der Wiener Stadthalle; „ Odysseus" steht auf dem Programm. Die welt- berühmte Performance-Gruppe aus der CSFR geht nach einer bejubel- ten Premiere in Prag auf Tournee. Ihr neuestes Programm basiert auf Homers Epos, ist aber eine Para- phrase auf den Menschen unserer Gesellschaft, der durch Krieg, Umweltkatastrophen und Atom- bomben bedroht wird.Die Lotophagen, jene Göttinnen betäubender Düfte, den Riesen Kyklop, die Zauberin Kirke, die Odysseus' Männer in Schweine verwandelt - sie alle erkennt man wieder, auch in ihrer
Eineinhalb Autostunden von Wien liegt Schwarzenau im Waldviertel und sein Wahrzeichen, ein Schloß, das mit der Ausstellung „Kult & Magie" (bis 28. Oktober 1990) erstmals zugänglich gemacht wird. Inmitten der wunderbaren Einöde dieser Region sollen Städ- ter und Touristen eine 3 0 Millionen Schilling teure optische Darbietung von Gedanken über ein aktuelles Thema besuchen - eine Ausstellung, die sich „Erlebnis" (was die Gestal- tung betrifft) und „eine Reise durch die Welt des geheimen Wissens" (was die Inhalte betrifft) nennt.Esoterik, das Modewort der spä- ten achtziger Jahre,
Die endgültige Entscheidung über den künftigen Direktor des Jüdi- schen Museums in Wien, das kürz- lich mit einem Provisorium in der Israelitischen Kultusgemeinde er- öffnet wurde, wurde neuerlich auf- geschoben. Bei einer öffentlichen Anhörung hat man sich zwar auf drei Anwärter aus einem Kreis von sechs Bewerbern (Robert Kratz, Unternehmer; Willy Verkauf-Ver- lon, Künstler; Wolfgang Fischer, Galerist; Leon Abramowicz, Mu- seologe; Felixitas Heimann-Jelinek und Isaak Arie Hellwing, beide Judaisten) geeinigt, die endgültige Wahl wird aber bestenfalls vor dem Sommer erwartet.Damit
(Theater-Brett, Wien; „Die Reichsgründer oder Das Schmürz" von Boris Vian) Eine Familie zieht auf der Flucht vor einem seltsamen, bedrohlich klingenden Geräusch in einem Hochhaus immer um ein Stockwerk höher. Niemand weiß, woher das Geräusch kommt, was es zu bedeuten hat. Bei den überha- steten Aufbrüchen läßt die Familie zunächst ihre Habseligkeiten zu- rück, dann verschwinden der Reihe nach die Haushälterin, die Tochter, die Mutter. Der Vater und dasSchmürz bleiben zurück, ein men- schenähnliches Gebilde in grauen Binden, das sich langsam und ge- schmeidig bewegt und den
In einer Atmosphäre hektischer Weltpolitik präsentierten sich die „Internationalen Filmfestspiele in Berlin". Erstmals wurden auch im östlichen Teil der Stadt Filme gezeigt, sogenannte Tresorfilme, bisher verbotene Filme aus der DDR aus den Jahren 1965/66, und bereits im Zeichen von Glasnost und Perestrojka gedrehte Filme waren vielbeachtete Bestandteile des dies-jährigen Programms.„Das Kaninchen bin ich" von Kurt Maetzig und „Spur der Steine" von Frank Beyer, beide in der DDR 24 Jahre lang nicht nur aus politischen Gründen verboten, wurden stürmisch bejubelt. Beide Filme
Das Filmland Österreich ist ein Entwicklungsland. Fakten bestätigen das: Jahr für Jahr wird kaum mehr als eine Handvoll Spielfilme produziert.Und dennoch: Nach einer 95jährigen Geschichte, nach einer steten privatwirtschaftlichen Orientierung des österreichischen Filmschaffens bis in die zwanziger Jahre, nach der zunächst freiwilligen und dann erzwungenen Anpassung an die Filmkultur im Dritten Reich, nach der Blütezeit und dem Niedergang des Wiener- und des Heimatfilms in den späten sechziger Jahren und nach der mühsamen Aufwärtsentwicklung seit den siebziger Jahren scheint
(Theater-Brett, Wien; „Eine wundersame Nacht" von Slawomir Mroz"ek) Nika Brettschneider hat dieses relativ unbekannte Stück Mrozeks dosiert karikierend mit Fingerspitzengefühl in Szene gesetzt: Robert Kahr und Ludvic Kavin spielen mit uneingeschränkter Brillanz zwei Spießbürger auf Dienstreise, die einander eilfertig immer mit „Herr Kollege" ansprechen und eines Nachts von der bitteren Wahrheit ihrer unbedeutenden gesellschaftlichen Position träumen. „Wir sind, aber wir existieren nicht" sagt einer, nachdem ihnen eine schöne Frau, Symbol der Freiheit, endlich veritable
Kinomagier, Regiegenie - so wird der italienische Filmregisseur Fe-derico Fellini, der am 20. Jänner seinen 70. Geburtstag feiert, häufig mit Superlativen beschrieben. Die kritische Analyse scheint zu fehlen.Betrachtet man Fellinis frühe Filme, so mag man ins Schwärmen geraten. In „Lichter des Varietes" (1950), seinem Debütfilm, oder in „La strada" (1954) erzählte er märchenhafte, poetische Geschichten. Nach dem zynisch-aggressiven Meisterwerk „Das süße Leben" (1960), einer Zäsur in Fellinis Schaffen, folgte die überschätzte, traumatische Arbeit „8 1/2" (1963) und
(Volkstheater in den Außenbezir- ken, Wien; „Figaro läßt sich schei- den" von Ödön von Horväth) Mit der Ausdruckskraft des Dialekts, mit politischer Aktualisierung schloß Ödön von Horväth an Beau- marchais' „Der tolle Tag"an: Figa- ro und seine Frau sind mit Graf und Gräfin Almaviva vor der Revolu- tion geflüchtet, emigriert in ein benachbartes Land. Figaro wird ein unleidlicher Spießbürger, der Graf verspielt sein Vermögen. Das dra- maturgisch unausweichliche Hap- py-End tröstet nicht, Horväth er- weist sich als Zeitzeuge der in sich zusammenbrechenden dreißiger
Kahle Wände, ein Zimmer, ein Vorraum, der zugleich Küche und Bad ist. Kein Strom, kein Gas, kein Ofen, der Wasserhahn tropft. Eisige Kälte herrscht in diesen vierzig Quadratmetern Österreich.Vorübergehend, hofft Familie K. aus Polen, die eben eingezogen ist. Das Geschirr und die Wäsche sind zum Teil noch in Schachteln verstaut, die Reisepässe der K.'s liegen bei der Fremdenpolizei zur Verlängerung ihrer Arbeitsvisa. Ohne Pässe können sie aber weder Strom noch Gas anschließen lassen.Die Stimme des Familienvaters bebt, wenn er redet, gefriert sein Atem. Dabei leben diese polnischen
In Wien soll ein jüdisches Mu-seum errichtet werden. Seit Monaten kursieren darüber vage Vermutungen, einige Gerüchte und nur wenige konkrete Pläne. Sicher ist bislang nur, daß via Ausschreibung ein Direktor mit einem Konzept gesucht wurde, daß sechs Bewerber in eine Endauswahl gekommen sind und ihre Entwürfe für eine Museumsplanung bei einer öffentlichen Anhörung vorlegen müssen, daß ein provisorisches Museum in den Räumen der Israelitischen Kultusgemeinde in der Wiener Seitenstet-tengasse eingerichtet wird und daß das gleich daneben liegende HausRabensteig Nr. 3 - derzeit im
(Burgtheater, Wien; „Die Vögel“ von Aristophanes) In der Luft, im leeren Raum also, verwirklichen die Vögel ihre Staatsidee. Leer ist zunächst auch die Bühne, auf der Axel Manthey, Bühnen- und Kostümbildner und Regisseur in einer Person, seine aktualisierte Version von Aristophanes' Komödie aufführt. Von Anfang an macht er deutlich, daß trotz politischer Relevanz und zeitgemäßer Anspielungen - etwa auf Flüchtlingsprobleme - das Stück in erster Linie für das Auge etwas bieten soll.Hoffmann und Ratgeb, die Staatengründer, sehen, wie aus dem großen Ei gleich einem Schnabeltier
(Theater im Künstlerhaus, Wien; „Die Lust der Klara Fall“ von Lilly Waiden) Mit neugieriger Zurückhaltung hat der österreichische Regisseur Hubsi Kramar den monologischen Rückblick einer alten, lebenslustigen Pianistin inszeniert - er ließ der ungeheuren Kraft von Brigitta Altermann so weit wie möglich freien Lauf. Als Requisiten dienen Bruchstücke ihrer Erinnerung, zwischen ihnen bewegt sie sich im Rhythmus ihres vergangenen Lebens.Am Klavier untermalt Brigitta Altermann die Episoden ihrer Vergangenheit mit nervösen, pulsierenden, gefühlvoll-verliebten Tönen. Grinsend und
(Graumanntheater, Wien; „Die Aufgabe“ von Hans Krendelsber-ger) Zwei Sekretärinnen unterschiedlichen Charakters im Kellergeschoß eines USA-Wolkenkratzers beantworten unzählige Kondolenzbriefe nach dem Ableben der jeweiligen Präsidenten. Im Laufe der Jahre kommen sie einander näher, merken wie sehr sie von ihrer -eintönigen - Arbeit abhängig sind.Hans Krendelsberger, langjähriger Abteilungsleiter für Literatur und Hörspiel im ORF, ironisiert in diesem tiefsinnigen Kammerspiel verstaubtes Beamtentum. In einem Ping-Pong des Wortwitzes treffen die beiden Hauptpersonen aufeinander.
(Volkstheater in den Außenbezirken, Wien; „Der öffentliche Ankläger“ von Fritz Hochwälder) Gewissermaßen als Auslaufprogramm globaler Feierlichkeiten zum 200-Jahr-Jubiläum der „Französischen Revolution“ zeigt das Volkstheater eines der meistgespielten österreichischen Stücke: der „Öffentliche Ankläger“ Fouquier-Tinville ist zum Symbol für die korrupte Rechtsprechung in der späten Revolutionszeit geworden und mag besonders heute wieder an Bedeutung gewinnen.Hochwälders klassischer dramaturgischer Aufbau, der Spannung in sich trägt und im modernen Theater trotzdem
Politikerreden, die verbal dem österreichischen Film Rosen streuten und hoffnungsvoll von einer gemeinsamen europäischen Zukunft sprachen, ein Hauch von Glamour und großer Welt bei medial geschickt aufbereiteten Premieren und der Geist unzähliger, in Klausur lebender Insider, die im breiteren Rahmen über Film diskutieren sollten und könnten -das war Wels. Was aber auch bei diesen sechsten „Filmtagen“ (17. bis 22. Oktober) nicht so recht gelingen wollte, war die Schaffung einer Konfliktkultur und einer Basis für die ästhetischenDiskurse. Fruchtbringende Dialoge sind leider eine
(Ensemble Theater, Wien; „Das Trio in Es-Dur“ von Eric Rohmer) Der französische Filmregisseur Eric Rohmer, mit Werken wie „Im Zeichen des Löwen“ einer der Wegbereiter der „Nouvelle Vague“ und ein genauer, liebevoller Beobachter von Momenten des Alltags, hat vor zwei Jahren dieses sein erstes Stück in Paris selbst uraufgeführt. Er beschreibt fast romanartig, und verdichtet so - auch mit dem vertrauten Augenzwinkern - die Atmosphäre zwischen einem Liebespaar, das sich soeben getrennt hat, aber in aller Freundschaft bis zum Happy-End die Leiden des anderen teilt.Wichtig ist aber,
(Jugendstiltheater Baumgartnerhöhe, Wien 14., „Joseph“ von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice, aufgeführt vom Bundesgymnasium Klosterneuburg) Nicht ohne Grund hatte das erste öffentlich aufgeführte Musical des erfolgsverwöhnten Komponisten Andrew Lloyd Webber und seines Autors Tim Rice („Cats“) an einer Londoner Schule seine Weltpremiere und wurde jetzt - leider nur kurze Zeit - von 130 Kindern und Jugendlichen des Bundesgymnasiums Klosterneuburg im prächtigen Jügendstilthea-ter Baumgartnerhöhe dargeboten.Das Werk, das in der Thematik und den sentimental bis rockigen Pop-Melodien
(Burgtheater „Vestibül“, Wien; „Was heißt hier Liebe?“ von der Roten Grütze) Groß war die Aufregung, Hüter von Moral und Ethik gingen Ende der siebziger Jahre auf die Barrikaden, da die Kinderthea-tergruppe „Rote Grütze“ mit ihrem emanzipatorischen Stück „Was heißt hier Liebe?“ unvermittelten Aufklärungsunterricht geboten hatte. Der österreichische Autor Gustav Ernst und Regisseur Airan Berg haben nun das „Spiel um Liebe und Sexualität für Leute in und nach der Pubertät“ aktualisiert und dem Wiener Sujet angepaßt.Die ersten Erfahrungen mit Liebe und
(Graumanntheater, Wien; „Geben Sie acht!“ von Peter Shaffer) In der Graumanngasse in Wien-Fünfhaus wird Komödie groß geschrieben. Selten aber hatte ein Stück auf dem Spielplan der kleinsten Kellerbühne Wiens so viel Tiefgang wie dieses: Ein britischer Steuerberater will seiner nicht standesgemäßen Frau Lebensstil beibringen. Als sie aber selbständig ihre eigenen Wege geht, wird er mißtrauisch und engagiert einen Privatdetektiv, der, und das ist die Pointe des Stückes, der eigentliche Grund für die Eifersucht des Mannes sein müßte. Ohne einander kennenzulernen, gehen sie eine
(„Ariel“ von Aü Kaurismäki, mit Tuto Pajala, u.a.; läuft ab 8. September im Wiener „Stadtkino“) Die Frage nach den gesellschaftlichen Prinzipien von Ordnung und Recht, die den einzelnen oft in Ungerechtigkeiten verschlingen, erscheint uns als ein zentrales Moment in,Ariel“, dem neuen Film des finnischen Regisseurs. Aki Kaurismäki: Der arbeitslose Taisto Kasurinen (der so kraftvolle wie sensible Tuto Pajala) fällt durch das Netz des Sozialstaates.Durch unheilvolle Verstrickungen gerät der Protagonist der Geschichte ins Gefängnis und ist von nun an abgestempelt, flieht aber mit
(Österreichisches Circus- und Clownmuseum, Wien 2., Karmelitergasse 9; bis 31. Dezember 1989) „Akrobat schön...!“ Hinreißend raunte der große Clown Charlie Rivel diesen legendären Satz in der Manege. Heute wurde eine informative Ausstellung danach benannt, die anhand zahlreicher Fotos, Dokumente und Üebevoll restaurierter Plakate die akrobatischen Künste berühmter Artisten zeigt. Hauptaugenmerk wird dabei auf österreichische Stars gelegt. Die Schau weist nachdrücklich auf eine lange Tradition heimischer Akrobaten hin. Wir sehen zum Beispiel ein Foto des berühmten
(Technisches Museum Wien; bis 26. Oktober) Die groß angelegte Ausstellung „Phantasie und Industrie“ beweist, daß das Technische Museum unter der Direktion Peter Rebernik nun aus seinem langjährigen Dornröschenschlaf erwacht ist. 36 österreichische Unternehmen stellen Produkte aus, die von Künstlern zu Annäherungen zwischen Mensch und Maschine verarbeitet wurden. Die Arbeit am Objekt („Telefon-Software“ von Hans Heisz) wird ebenso verfolgt wie das Verharren im Umfeld einer groß-förmigen Gestaltungsidee („Weichen-Herzstück“ von Alfons Schilling). Nicht alle Exponate werden
Seit Mitte der siebziger Jahre ist in Wien eine für das Publikum interessante Kinokultur im Entstehen. Neben den großen Premierenkinoketten KEBA, einem Gemeindebetrieb, und Constantin, einem Filmverleih mit üppigen Kinocentern (wie das „Artis“ in der Wiener Innenstadt), etablieren sich immer mehr von diesen gigantischen Firmenkomplexen unabhängige „Programm- und Filmkunstkinos“, die den Kunstverständigen ansprechen wollen und dies im besten Fall mit Film-Klassikern und spröden unkonventionellen Arbeiten* versuchen.Die Inhaber dieser Programmki-nos sehen, mit geringen Abstufungen
Die literarische Serienerfindung Ian Flemmings, der britische Geheimagent James Bond 007, erlebt nun bereits sein achtzehntes Füm-abenteuer — „Lizenz zum Töten“ heißt das Opus mit Timothy Dalton in der Hauptrolle.Womit ist der durchschlagende Erfolg dieser Filme zu erklären? Ist es der Reiz des Aufwendigen, Ac-tion mit imposant inszenierten Stunt-Szenen und jede Menge technischen Raffinessen? Ist es der erotisierende filmgewordene Traum einer Gesellschaft, der Bond und seine Kleinkaliberwaffe Symbole von Sexismus geprägter Männlichkeit sind, die sich jede - natürlich attraktive -
(Theatergruppe „NetZZeit“ im Hof des Finanzamtes 8. Bezirk, Wien; „Operette Ltd-“)Obwohlfeich Operetten in hemmungslos süßlichen Inszenierungen (bei ohnedies archetypischer Rührseligkeit) nach wie vor größter Beliebtheit erfreuen , erkennt und demaskiert der Zeitgeist der achtziger Jahre diese unverhohlene Seligkeit: Die musikalisch-satirische Revue der Gruppe „NetZZeit“ ist eine brillante Spielerei mit Texten und Melodien des Genres und offenbart jedwede Lächerlichkeit in einem totalen Angriff auf das Zwerchfell.Trotz aller tiefschürfender Ironie, eigenwillig und
(Jura Soyf er Theater, Wien; „Viel Lärm um Nichts“ von ‘VV^am Shakespeare) Wenn der Pf eil Amors am Hof eines italienischen Gouverneurs teils durch böse Intrigen, teils durch harmlose Schelmenstreiche in alle Windrichtungen gelenkt wird und dabei die mäimerhassende Nichte des Hauses und ein frauenfeindU-cher Luftikus im amüsanten Kampf der Geschlechter sich ineinander verlieben, so geschieht das mit dem Esprit und Wortwitz des großen Dramatikers, mit Shakespeares klassisch feiner Klinge der Nuancen.Wenn sich allerdings von sprachlicher Brillanz unberührte Schauspieler in einem
(„Totales Theater Wien“ bei der Goldenen Stiege, Mödling; „Penthesilea“ von Heinrich von Kleist) Der mit Haß, Liebe und Leidenschaft geführte Kampf der Geschlechter zwischen Penthesilea und Achilles bezieht seine Spannung auch aus der dramatischen, ans Pathetische grenzenden Sprache. Die Schlachten zwischen den wütenden Frauen und Männern wollte Regisseur Markus Kupferblum offenbar mit akustischen und optischen Mitteln ausschmücken. So tönen Trommeln aus einem Busch wie schauriges Donnergrollen, der Steinbruch als Hintergrund ist schön und imposant, aber für den Auftritt eines
„Wie im die Killerwal ferfolkt haben", notierten Kinder auf die Frage, was ihnen am Zeichentrickfilm „Samson und Sally“ gefallen hat. Die Geschichte zweier junger Wale in der vom Menschen bedrohten Welt der Meere zeigt pädagogische Ansätze in Blickrichtung Tier- und Umweltschutz und war einer von vier Animationsfilmen in der Festwochen-Reihe „Filme für kleine Menschen“.Neben „Pelle Ohneschwanz“ aus dem Jahr 1981 (ein kleiner Kater ohne Schwanz setzt sich mit Klugheit gegen den Spott seiner Freunde zur Wehr) und „Der tapfere kleine Toaster“, der im Kinderkino ewig jungen
Ein Hoffnungsschimmer offenbart sich der maroden österreichischen Kleinverlagsszene. Neue Strategien der Förderung von seiten des Bundes sollen ihr finanziell den Rücken stärken. Das wünscht sich zumindest Unterrichtsministerin Hilde Hawlicek, dife vor einigen Wochen dieses Programm vorgestellt hat. Es ist ein Programm der Einzelaktionen, dessen finanzielle Basis durch das aufgestockte Kulturbudgetgegeben ist (siehe Kasten).Die bedeutendsten, darin enthaltenen Pläne umfassen die Einrichtung eines PR-Büros der Arbeitsgemeinschaft Privatverlage in München um die österreichische
Suggestive Kinobilder ziehen den Zuschauer wie durch einen Sog in die Welt der Illusionen. Die erste Handlungsebene ist ein Horrorfilm, die Kamera beobachtet allerdings auch das Publikum mit all seinen Emotionen und schafft damit eine zweite im finsteren Kinosaal. „Im Augenblick der Angst“ (von Bigas Luna, 1977) wird zu einem Kabinett des vorgestellten und nachempfundenen Schrek-kens. Im ebenso dunklen Kinoraum erkennen wir ein Spiegelbild unserer grenzenlosen Schaulust.Andere Arbeiten der Kinematographie, die im Rahmen der Wiener Festwochen-Retrospektive „ Verbotene Leidenschaften: Die
(Ateliertheater am Naschmarkt, Wien; "Die Zauberin von Buxtehude" von Manfred Hausmann) Theater auf dem Theater ist ein reizvoller Kunstgriff, dem Manfred Hausmanns Stück, vom Verein Pflege christlicher Theaterkultur angeführt, seine besten Momente verdankt.Zwei Bühnenarbeiter, ein Feuerwehrmann und eine Verkäuferin spielen mit Hilfe eines Dramahuv gen Theater. Die Aufführung versetzt sie in das Mittelalter der Hexenprozesse und in eine seltsame Stimmung, in der sie bislang unbekannte Gefühle und Leidenschaften entwickeln. Sie erfahren Theater als persönlichen Reifungsprozeß. Die Regie
(Messepalast, Wien; Gastspiel des Squat-Theatre, New York, in der Reihe „Big Motion“; „Al- Train to Eldorado“ von Stephan Balint) Experimente, Theater mit Film zu kombinieren, sind hierzulande noch eher unbekannt. Wenn zu Beginn der Aufführung ein auf einem Vorhang vorgezeichnetes Ehepaar durch eine Videoüberblendung zum Leben erweckt wird, hält sich die Überraschung über die Phantasie dieser New Yorker Off-Broadwaytruppe in Grenzen. Was folgt, sind die dramatischen Stationen eines Jugendlichen, der erwachsen werden will, sich aber schließlich in einen Baum verwandelt.Ein
(Theater Brett, Wien; „Vernissage“ von Vaclav Havel) Am Beginn des Abends werden politische Texte des tschechischen Schriftstellers und Regimekritikers gelesen, das Ensemble ereifert sich in heftigem Engagement, der Geist des Dichters schwebt sozusagen mit Getöse durch den Raum. Solidarität ist notwendig, ebenso Kritik an den Repressalien der tschechischen Regierung — sie ersetzen aber die ästhetische Auseinandersetzung mit dem Theater nicht.Havels Stück hätte den Diskurs verdient: Ein Ehepaar, zeitgemäß, eitel und dumm, lädt den besten Freund zur Besichtigung der neuen
(Theater in der Drachengasse. Wien; „Die Lokomotive“ von Andrė Guelma) Es bedarf einiger Bedingungen, um einen Monolog bühnengerecht aufführen zu können: dramatischer Situationen, deren szenische Umsetzimg möglich erscheint, einer intuitiven Regie, die dem Text Leben einhaucht, und einer tragenden Schauspielerpersönlichkeit. Nichts von alledem ist in Andrė Guelmas Stück zu finden. Die Selbstgespräche einer Frau, die als Clochard verkleidet darüber rätselt, ob sie ihren Mann getötet hat, sind ausdrucksschwache Prosa, ein Sammelsurium von Worthülsen. Die Regie (Angela Zabrsa)
(Ensemble Theater im Moulin Rouge, Wien; „Die Kunst des Erfolges“ von Nick Dear) Der junge britische Erfolgsautor Nick Dear wird sich mancherorts den Vorwurf anhören müssen, sein im barocken England um 1730 angesiedeltes Stück sei obszön. Wohl gebraucht er einen überaus vulgären Sprachgestus, offenbart aber gerade dadurch die Unmoral der politischen Gesellschaft jener Zeit und verpackt darin die zeitlos gültige kritische Aussage.Peter Arps Regie betont die Allgegenwärtigkeit dcr von Dear kritisierten Zustände: der Machtmißbrauch im staatlichen und kulturellen Leben erscheint
(Theater Gruppe 80, Wien; „Die Spieler“ von Nikolai Gogol) Die Welt des russischen Dramatikers Nikolai Gogol ist von Männern dominiert, ihr Machtkampf gleicht einem Kartenspiel. Ob Gewinner oder Verlierer, ob ehrlicher Mensch oder Gauner - entscheidend ist das „Leben mit Fingerspitzengefühl“. Und: .Alle betrügen, ohhe sich selbst betrügen zu lassen.“ Die Begegnung der vier notorischen Falschspieler, verstanden als Parabel gesellschaftlicher Konstellationen, endet mit einem raffinierten, bösen Schelmenstreich.Regisseur Anton Rey hat zu- sehr in die Breite inszeniert und damit den
Die alljährliche Veranstaltung ,Literatur im März“ stand diesmal unter dem Motto „Der Widerstand der Literatur. Die Mauern stehn, sprachlos und kalt“. Neben einer Ausstellung von Alfred Hrdlickas frivol-deftigem Bilderzyklus über die Französische Revolution verdeutlichen Vorträge und Lesungen von Milo Dor, Heiner Müller, Franz Schuh und anderen die vorgegebene Thematik.Als Abschlußveranstaltung gestaltete Peter Henisch einen Abend mit musikalischer Begleitung. Naiv-kindliche Erkenntnisse eines völlig verinnerlichten Revoluzzers („Die Welt ist erstaunlich, weil sie noch immer
Die einen feiern ihn mit unverschämt lobhudelnden Worten, für die anderen ist sein Schaffen höchst diskussionswürdig. In jedem Fall ist für Aufsehen um den spanischen Regisseur Pedro Almodovar gesorgt. Seit er für „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ (1988) den Europäischen Filmpreis „Felix“ erhalten hat und für den Auslands-Oscar nominiert wurde, gerät der mediale Rummel immer lauter, und die diesjährige „Viennale“ (6. bis 17. März) widmete eine ihrer vielen Retrospektiven dem Gesamtwerk des als Enfant terrible verschrienen Filmemachers. (Weitere Retrospektiven
Nach dem Lesen einiger Werke von Renate Welsh („Johanna“, „Ende gut — gar nichts gut“) schien sie mir eine sehr kritische Frau zu sein, die alles negativ sieht und sich ausschließlich mit der Schattenseite des Lebens auseinandersetzt. Nach der heutigen Dichterlesung, konfrontiert mit der Persönlichkeit dieser Autorin, habe ich meine Meinung revidiert. Sie ist kritisch, das stimmt. Aber ich glaube, daß sie nicht alles negativ sieht, sondern realistisch. Renate Welsh ist der Welt und ihren Mitmenschen gegenüber aufgeschlossen. Sie beschäftigt sich mit der Umwelt und den damit
(Stadttheater, Klagenfurt; „Der Bettelstudent“ von Carl Millöcker) Regisseur Edgar Kel- ling, jahrelang Opernchef in Bern, inszenierte diesen Klassiker der Operette geradezu asketisch. Er verzichtet auf den zur Gewohnheit gewordenen Kitsch oberflächlicher Regiearbeiten, vermeidet Klischees und betont statt dessen den Charme und Witz in Millöckers Werk. Dabei kommt außerdem eine gesunde Portion original österreichischer Schmäh zum Tragen.Das blendend disponierte Ensemble ist Garant für eine flotte Aufführung. Viel Freude am witzigen Handlungsablauf liegt in jeder Bewegung, in jedem
(Kindertheater im Metropol, Wien)Fünf bislang kaum bekannte Kindertheatergruppen aus Wien stellen bis 19. Februar im Hernal- ser Metropolino ihre Programme vor. Der Geschichtenerzähler Peter Dissauer alias „Dixi“, das Unfugtheater, das Theater Wunder-tüte, die japanische Puppenbühne Taijo und die Animationsgruppe IchDuWir.Viele Künstler dieses Festivals haben sich dem hehren Anspruch einer alternativen Spielform und Didaktik verschrieben. Trotz dieser zukunftsweisenden Perspektive war im Rahmen der Kindertheatertage gerade bei jenen Gruppen, die noch nicht lange bestehen, eine
(Theaterverein Paradox im Theater im Künstlerhaus, Wien; „Die Wiederholung, gehen“ von Gerhard Ulbrich) Lapidare, altkluge Erkenntnisse über Alltägliches und Vergänglichkeit zeigen in ihrer Monotonie, Wiederholung und sinnlosen Aneinanderreihung bloß Ansätze absurden Theaters. Ein dramaturgisches Konzept ist nicht erkennbar, der Text entpuppt sich bald als pseudointellektuelles Geschwafel, als eine Flut hanebüchener Gemeinplätze, die der Autor als Lebensweisheit ausgibt.Kitty Kino sieht in diesem unsäglichen Werk Visionäres und setzt es in bedeutungsschwangere Bilder von
(Odeon, Wien; „Blackgreywhite“ von Carlotta Ikeda) Carlotta Ikedas Butoh-Tanzgruppe ,^Aria-done“ zeigt bislang noch kaum bekannte Akzente des reinen Bewegungstheaters. Das japanische Ensemble führt in das Geheimnis fremdländischer Mythologien. Begleitet von wundervollen Sphärenklängen des Komponisten Tadatoshi Nagoya, der eine Art Programmusik im Einklang mit den Bewegungsrhythmen von Ariadone schuf, steigert Carlotta Ikeda die Ästhetik des Tanzes zur Trance, in der mit feiner und spärlicher Motorik mehr ausgesagt wird, als dies in Worten der Fall wäre.Die Frau spielt dabei eine
(Theater-Spielraum, Wien; „Das Leben ist kein Kuchen“ von Erich Kästner) „Immer wieder kommen Staatsmänner mit Farbtöpfen des Weges und meinen, sie seien die neuen Baumeister. Sie sind aber nur Anstreicher“, meinte Erich Kästner in einem seiner zeitlosen Aphorismen. In Zeiten wie diesen hat sich Regisseur Walter Reiterer die allgegenwärtige Gültigkeit dieser Texte des großen Satirikers zunutze gemacht, mißbraucht sie aber als Vehikel für seine vordergründige Mahnung mit outrierend erhobenem Zeigefinger. Was als Revue propagiert wurde, erweist sich schließlich als langweilige
(Theater im Zentrum, Wien; „Don Quijote“ von Carlo Formi-goni) Vergeblich kämpft der Italiener Carlo Formigoni, Gründer der berühmten Theatergruppe „Teatro del Sole“ gegen die Windmühlen der literarischen Vorlage von Miguel de Cervantes an. Eine selbstverständlich zeitgemäße Dramatisierung für klein und groß am Banner, die bald an der brüchigen Fahnenstange schaler Spielereien scheitert. Da vergeht selbst der guten, alten Rosinante das Wiehern, wenn Don Quijote behend sein Schwert gegen Motorradfahrer schwingt, seine Mutter einen besonders derben Wiener Dialekt spricht.Der
Es ist fünf Minuten vor acht Uhr morgens. Karli*) geht mit eiligen Schritten zu seinem Arbeitsplatz, wo er — ein fünfzehnjähriger, etwa eineinhalb Meter großer mon-goloider Junge - seit ein paar Tagen alte Strumpfhosen zerschneidet. Die erste Stunde in der Sonderschule für Schwerbehinderte „Kienmayergasse 41“ im 14. Wiener Gemeindebezirk wird gleich beginnen.Putzige Stoffmäuse, deren Fülle der Junge eben vorbereitet, entstehen hier in familiärer Atmosphäre. Gemeinsam geht eine Klasse ans Werk, wobei die Arbeit nach den Fähigkeiten der Kinder aufgeteilt wird.An diesem Montag,
Revolutionäre ethnologische Erkenntnisse ergeben ein völlig neues Bild der Frühgeschichte Mitteleuropas: Wissenschafter behaupten in diesem aufsehenerregenden Werk, unsere eigentlichen Vorfahren seien die Veneter gewesen. Erwiesen ist, daß sie im ersten Jahrhundert vor Christus gelebt haben. Nicht die Kelten, sondern die Veneter haben demnach den Donauraum und das Alpengebiet besiedelt.In den freilich nicht unwidersprochenen Theorien der Autoren, die vieles, was bislang als historisch bewiesen galt, eine Erfindung nennen, spielt die Sprachwissenschaft eine wichtige Rolle. Hier und auch im
Alle Jahre wieder stürmen die Österreicher in der Vorweihnachtszeit die Buchhandlungen. Heuer - das ergab eine Blitzumfrage der FURCHE unter einigen Händlern — überwiegt einmal mehr das Interesse an Literatur zur österreichischen Geschichte (Verkaufsschlager vergangener Jahre war ja „Österreich II“ von Hugo Portisen und Sepp Riff; Kremayr & Scheriau).Der Käufer richtet sich dabei nach aktuellen Anlässen, weshalb die Diskussionen um das Gedenkjahr 1988 auch in den Bestseller listen zum Ausdruck kommen. Von mehr als einem Dutzend Neuerscheinungen über den Anschluß ist
(Theater „Die Tribüne“, Wien; „Credo“ von Jean-Claude Carrie-re) Der Konflikt zwischen Staat und Kirche im kommunistischen System ist zweifelsohne auch in Zeiten der Perestrojka ein aktuelles Thema. Autor Carriere läßt aber die gute Idee im Sande verlaufen und zeichnet sowohl das Problem (ein Lehrer wird des Glaubens „überführt“ und muß ihn in einem Verhör rechtfertigen) als auch die Charaktere nur oberflächlich. Statt mitreißender Dialoge, die für solche menschlichen Situationen eine dramaturgische Notwendigkeit wären, schrieb er nur leeres Gerede voll von
(Theater Brett, Wien; „Der vergessene Gefangene“ von Jaroslav Gillar) In monologischen Reflexionen findet ein zu unrecht Verurteilter zur Erkenntnis seiner Schuld an der Gesellschaft. Das Gefängnis erscheint ihm nun als Symbol für das Leben, aus dem er, von Wahnvorstellungen gepeinigt, nur im Traum entfliehen kann. Die Dramatisierung der Erzählung „Meine Aufzeichnungen“ von Leonid Andrejew verrät Nähe zu Franz Kafkas Schuldempfinden, der schwierige Text wurde vom Autor als tiefenpsychologischer, packender Horrortrip in Szene gesetzt.Nika Brettschneider überzeugt durch
Aktuelle kulturpolitische Querelen wurden kürzlich in Wien unter dem Titel „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit. Der Freiheit ihre Grenzen?“ von Politikerprominenz (Bundesministerin Hilde Hawlicek), Betroffenen (George Tabori und anderen) und Journalisten erörtert.Die juristischen Grundlagen sind hinlänglich bekannt: Die Abschaffung der vorausgehenden Staatskontrolle datiert vom 30. Oktober 1918. Die Novellierung des Staatsgrundgesetzes von 1982 (Artikel 17a) lautet: „Das künstlerische Schaffen, die Vermittlung von Kunst sowie deren Lehre sind frei.“ Trotz dieser
(Prunksaal der österreichischen Nationalbibliothek, Wien; bis 31. Dezember) Bertolt Brechts Theaterarbeit an den Aufführungen des Berliner Ensembles dokumentiert das Brecht-Zentrum der DDR. Sein Wirken als Regisseur und Theatertheoretiker, hierzulande lang boykottiert und mißverstanden, wird hier mit Fotos und Texten leider nur ansatzweise rekonstruiert.Scheinbar planlos zusammengestellt, erlaubt die Schau nur dem Eingeweihten den Zugang. Hier ein nettes Bild von Helene Weigel auf der Probe, dort ein kluger, aus dem Zusammenhang gerissener Ausspruch — so bleibt die Ausstellung an der
Wien ist aufgrund vieler bi-und multilateraler Abkommen Österreichs mit dem Ausland eine Drehscheibe der Wissenschaft. Wo aber ist die Stadt ein Ort der Begegnung zwischen Ost und West?Die zwischenstaatlichen wissenschaftlichen Beziehungen mit einigen Universitäten und Akademien funktionieren indes reibungslos. Sie beruhen in Blickrichtung Osteuropa auf Abkommen mit sämtlichen Staaten des Ostblocks. Derartige Universitätspartnerschaften bestehen mit dem Westen auch ohne bilateralen Vertragsabschluß. Wo die ideologische Schere fehlt, werden Brücken schneller geschlagen.Uber die
Die Diskussion um die Errichtung eines Europäischen Binnenmarktes 1992 und den eventuellen Beitritt Österreichs findet im Kulturbereich derzeit (noch) nicht statt. Jedermanns Ruf nach einer unbedingt notwendigen EG-Ankoppe-lung verhallt offensichtlich ungehört im Musentempel.Robert Jungbluth beispielsweise, ehemaliger Chef der Bundestheater und jetziger Co-Direktor der Josef stadt, fürchtet keine gravierenden Veränderungen in der Kulturlandschaft, sollte der Alpenrepublik tatsächlich der Sprung nach Brüssel gelingen. Die Kultur, meint er, sei ohnehin schon längst unteilbarer Begriff
(Jura Soyfer Theater im Theater im Künstlerhaus, Wien; „Happy End“ von Dorothy Lane und Bertolt Brecht) Zerknirscht war Brecht ob dieser Fortsetzung der „Dreigroschenoper“, zog sogar seinen Namen zurück und schrieb das mißglückte Werk seiner Mitarbeiterin Elisabeth Hauptmann alias Dorothy Lane zu, die die literarische Vorlage verfaßte. Er schämte sich mit Recht, denn die Parabel vom Sieg des Guten über das Böse ist weder komisch, noch ist sie typisch Brecht: Leutnant Lilian Holiday von der Heilsarmee verliebt sich in den finsteren Gangster Bill Cracker und gewinnt sein
Andreas Kopriva, Jahrgang 1964, präsentierte sich bei den „österreichischen Filmtagen in Wels“ mit zwei Kurzfilmen als vielversprechendes Regietalent: .JLvery Utile counts“, die subtile, nonverbale Darstellung einer erotisch-exzessiven Beziehung mit rasanten Kameraschwenks und ,Jr min gard“, Kurzporträt einer 87jährigen, das jetzt ins Kino kommt.Der Regisseur weiß mit den Gefühlen der von ihrem Mann liebevoll Ir min gard Genannten umzugehen, ohne ins Kitschige abzugleiten, zeichnet das differenzierte Bild einer lebenshungrigen, sich des Alters nicht schämenden Dichterin, die
(österreichisches Circus- und Clownmuseum, Wien 2., Karmelitergasse; bis 27. November) „Die Harmonie von Bier, Zigarre und Abenteuer“ war für den Schriftsteller August Heinrich Kober um 1930 die Essenz eines jeden Varietebesuches. Schon damals blickte man in Wien auf eine lange Tradition dieser Kleinkunst zurück, 1872 gründete Eduard Danzer das „Orpheum“ und wurde damit zum Vorbild von Anton Ronachers 1888 eröffnetem „Spezialitätentheater“.Mit interessanten Dokumenten, wie Ankündigungsplakaten, Fotos und Zeitungsausschnitten, und einigen Exponaten verwegener Artistenkünste
Alle waren sie gekommen, um ihrer ,JosefStadt“ in einer festlichen Matinee zum 200. Geburtstag zu gratulieren: Von Vilma Degischer bis Marianne Nent-wich, von Walter Schmidinger bis Christian Futterknecht, von Susanne Almassy bis Franz Stoß.Kurt Sobotka moderierte mit launigen Worten, das Ensemble und Direktor Otto Schenk rezitierten mit Heiterkeit und Seriosität lustige und ernste Texte großer Theaterleute wie Max Reinhardt und konnten dabei in Wehmut und Ehrfurcht vor den historischen Räumen und in Verehrung des soignierten, in vielerlei Düfte und Pelzmäntel gehüllten p. t.
Aus dem reichhaltigen Angebot an Filmen (vom experimentellen bis zum Spielfilm) der bereits zum fünften Mal stattgefundenen „österreichischen Filmtage“ in Wels (11. bis 16. Oktober) hinterließen besonders zwei Dokumentarfilme einen nachhaltigen Eindruck.Manfred Neuwirth hat einen sehr persönlichen Zugang zum aktuellen Thema „Anschluß“ gefunden. Für seine „Erinnerungen an ein verlorenes Land“ recherchierte er eine lange verborgen gebliebene historische Begebenheit.Im Jahre 1938 wurde das Gebiet um Allentsteig und Döllersheim im niederösterreichischen Waldviertel zum
Nörgler machen den österreichischen Film zu einem im eigenen Land belächelten Randbereich der für viele nur durch Theater und Musik repräsentierten Kunstszene. Osterreich ist im Vergleich zum internationalen Standard sicherlich ein Filmentwicklungsland. Eine staatlich organisierte Subventionsvergabe gibt es erst seit 1981 (in Frankreich seit den dreißiger Jahren). Aufgrund des Filmförderungsgesetzes von 1980 wurde der „Filmförderungsfonds“ gegründet. Er erhält seine Mittel vom Finanzministerium, ohne weisungsgebunden zu sein. Zuvor wurden nur vereinzelt Steuergelder durch das
(Volkstheater in den Außenbezirken, Wien; „Der Revisor“ von Nikolaj Gogol) Regisseurin Inge Flimm zeigt die Komödie um korrupte Beamte und Politiker, die wegen ihres doppelbödigen Humors und ihrer brillanten Seitenhiebe auf die Gesellschaft eine der amüsantesten der Theaterliteratur ist, in einer „Fassung für das Volkstheater“.Vorbei die Zeiten, in denen Witz auf dem goldenen Tablett einer nuancierten Sprache serviert wurde, nun fallen die mit feiner Klinge gesetzten Pointen dem Holzhammer einer Bauern-schwankkomik zum Opfer. Die in ihrem anpasserischen Kriecher-tum zeitlosen
„Gestern ist wieder von einem geplanten Umbau des Burgtheaters die Rede gewesen. Nach uns gewordenen Informationen handelt es sich neuerdings um das vor zwei Jahren entstandene Projekt, die Logen zu rekonstruieren.“Das „Illustrirte Wiener Extrablatt“ vom 2. März 1897 berichtete von diesem Gerücht, das schon lange durch den Blätterwald geisterte und die Wiener Theaterfreunde bewegte.Seit der Eröffnung des Burgtheaters am 14. Oktober 1888 waren die Klagen über die katastrophale Akustik des Hauses nicht mehr verstummt. Nun endlich, nach neun Jahren, in denen Ämter und Behörden den
Eine Stadt der Geschichte, eine Stadt der Kunst, eine Stadt zum Verlieben: Florenz, Hauptstadt der anmutigen Toskana mit etwa 450.000 Einwohnern, ist ein Erlebnis.Der mit zahlreichen Bildern des Kunstfotografen Othmar Baumli illustrierte Band enthält einen interessanten Uberblick der Geschichte (Xavier Schnieper) und bestätigt die jahrhundertealte Erkenntnis, Florenz sei die Geburtsstätte der modernen geistigen Welt, der Renaissance.Die Stadt ist untrennbar mit dem Patriziergeschlecht der Me-dici verbunden. Sie kamen bereits 1434 an die Macht. Cosimo I., einer der Letzten der Dynastie und
Johanna I. von Kastilien, „Die Wahnsinnige“ genannt, lebte von 1479 bis 1555 und war die Gemahlin von Phillip dem Schönen. Otto, Herzog von Österreich, Steiermark und Kärnten, „Der Fröhliche“ genannt, lebte von 1301 bis 1339 und war der jüngste Söhn von König Albrecht I. und Elisabeth von Görz-Tirol.Die Rede ist von zwei schillernden Persönlichkeiten des Habsburgergeschlechts, die wahrscheinlich nicht einmal an Geschichte Interessierte mit dem Herrscherhaus in Verbindung gebracht hätten. Umso verdienstvoller ist die Arbeit der Historikerin Brigitte Hamann, die nun ein
In der angenehm ruhigen Atmosphäre der'Altstadt rund um die Wiener Ruprechtskirche werden vom 29. September bis 2. Oktober etwa dreißig Buchhändler ihr umfangreiches Programm mit dem Schwerpunkt auf italienischer Literatur vorstellen.Die Wahl des Themas kommt nicht von ungefähr, denn auch die Frankfurter Buchmesse hat diesen Schwerpunkt gewählt. Einige Schriftsteller wie Marianello Marianeiii und Mario Rigoni Stern werden ihre Werke präsentieren. Von besonderem Interesse dürfte eine Lesung aus Italo Cal-vinos literarischem Schaffen sein.Eine begrüßenswerte Aktion, die Schwellenängste
Schon bei der Fernsehausstrahlung vor etwa zwei Jahren wurde in Fritz Lehners Notturno“ am glorifizierten Schubert-Bild gekratzt. Viele Musikfreunde fühlten sich persönlich angegriffen. Dieses Meisterwerk des jungen österreichischen Films kommt jetzt neu geschnitten und gekürzt ins Kino.Fritz Lehner zeigt einen zutiefst menschlichen Schubert in seinen letzten Lebensjahren (1823—1828), ein Genie, ständig im Kampf mit sich, unzufrieden und einsam. Er ist kein Frauenliebling im Dreimäderlhaus, sondern ein häßlicher Syphilitiker.Der Film schmückt den Komponisten nicht mit Glanz und
(Raimundtheater, Wien; „Les Miserables“ nach Victor Hugo von Alain Boublil und Claude Michel Schönberg) Es erscheint nicht praktikabel, in einem Musical sozialkritische Inhalte zu vermitteln. So ist es fraglich, ob Victor Hugos Schicksalsroman, ein Sujet voller Not und Elend, für eine Vertonung dieser Art geeignet ist.In der deutschsprachigen Erstaufführung vermittelt jedenfalls Regisseurin Gale Edwards einen Naturalismus, der an amerikanische Ausstattungsfilme erinnert. Alles wirkt so süß, so lieb, so brav — wer Lumpen trägt, muß deswegen noch kein Bettler sein.Musikalisch ist
(Wiener Ensemble im Konzerthaus, Wien; „Aus der Fremde“ von Ernst Jandl) Sei Jandl für seine Experimente mit der Sprache wohlbekannt, so verstehe sich die Wahl des Konjunktivs und die Anrede in der dritten Person auch in dieser seiner Sprechoper als Schlußfolgerung der in der Handlung bestimmten Ereignis-losigkeit. Alles sei bloß möglich, nicht wirklich wirklich. Weshalb auch die Beziehung eines Dichters, der sich aus der für ihn fremden Umwelt in Tabletten-und Trunksucht flüchte, zu einer Dichterin an Realität verlöre und auf vorgezeichneten Wegen roter Bretter im Bühnenbild
Österreich versteht sich als klassisches Asylland. Aber es ist kein Einwanderungsland. In Europa ist das überhaupt nur Schweden, in Ubersee sind es die Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada und Australien. Die Gründe dafür finden sich in unserer Gesetzeslage.In Österreich gibt es keine definitiven Einwanderungsbestimmungen. Die Modalitäten hiefür werden in drei Gesetzen geregelt: im Fremdenpolizei-, im Asyl- und im Staatsbürgerschaftsgesetz.Das Fremdenpolizeigesetz besagt, daß „Fremde... zum zeitlich unbegrenzten Aufenthalt im Bundesgebiet berechtigt sind, sofern die Dauer ihres
Wir waren doch mehr schon als eine Nation! Wollt euer fröhliches Menschentum wechseln in Worte von Stämmen, von Völkern und Rassen?“ Oberst von Radosin in Franz Theodor Cso-kors Drama „3. November 1918“ verteidigt die Ideale einer mythologisierten Geschichte. Die Realität freilich zeigt bloß einen Trümmerhaufen. Der Erste Weltkrieg ist endgültig verloren, und am 3. November 1918 wird der Waffenstillstand zwischen Österreich-Ungarn und den Siegermächten beschlossen.Im Rahmen der diesjährigen Auslandskulturtagung lud deshalb das Außenministerium sämtliche Botschafter und
(Theater m. b. H. im Theater im Künstlerhaus, Wien; „Die Einsamkeit des Gorillas“ von Javier Maqua) Das erfolgreichste zeitgenössische Theaterstück aus Spanien ist witzig und kritisch, eine geniale, tragikomische Parabel auf die politische Gesellschaft: Gorillas sind Leibwächter wie Abel, der einen Abgeordneten beschützt. Durch diese personelle Konstellation treffen zwei soziale Gruppen, die der einfachen, sprachlosen und einsamen Leute und die der „Machthaberer“ aufeinander, lernen voneinander und entfernen sich von ihrer vorgezeichneten Rolle.Für die Regie (Johanna To-mek) ist
(Ensemble Theater, Wien; „Die Erlösung des G.“ von David Hö-ner) G., ein zweifacher Mörder und Gewohnheitsverbrecher, wartet in der Todeszelle auf seine Hinrichtung. Ein Journalist, gierig nach einer Sensationsreportage, will ihn interviewen. Ihr Gespräch wird zur psychoanalytischen Darstellung der Motive eines Verbrechens und zur Verbalinjurie gegen die Gesellschaft.Hier liegt das Problem: Es scheint, als würde Autor und Regisseur Höner die Gesellschaft allein für die Taten des Killers verantwortlich machen. Bei all der berechtigten Kritik ist das freilich eine zu billige Ausrede
(Transit Theater im VT-Studio im Konzerthaus, -Wien; „Das Double“ von Ernst Jürgen Dre-yer) Ein Mann geht durch den Eisernen Vorhang, als gäbe es keine Mauer: Günther aus der DDR kommt nach Westberlin, lernt dort Anne kennen, die seiner im Osten verbliebenen Freundin Dorle ähnlich sieht, und geht mit ihr wieder über die Grenze, um die Geliebte unbemerkt — weil es ja jetzt ein Double gibt - in den Westen bringen zu können.Es überrascht, daß der Autor -selbst ein Flüchtling — die auf einer wahren Geschichte beruhende Handlung nicht überzeugender dramatisch umsetzen konnte. Es
Kann man Thomas Bernhard in einem dramaturgisch schlechten und inhaltsleeren Stück unseriös, mit Gemeinplätzen und nach Lachern heischend angreifen und trotzdem ein Theater zur Uraufführung und einen Sendeplatz beim ORF finden? Man kann.Vitus Fux hat Österreichs „Skandaldichter“ mit seiner Zauberposse ,ßernhard“, heuer im Landestheater Salzburg uraufgeführt und kürzlich im Rahmen der .JZunst-Stücke“ (!) im TV zu sehen, simplifiziert und zu einem lächerlichen Muttersöhnchen und einem dümmlichen wie größenwahnsinnigen Querulanten gemacht. Bernhard trägt eine rote Clownnase
Der Erfolg des ersten Donaufestivals (18. Juni bis 24. Juli 1988) sei „über alle Erwartungen groß“ gewesen, meinte Niederösterreichs Kulturlandesrat Liese Prokop in einem ersten Resümee zur FURCHE. Tatsächlich hat es ein Fest dieser Größenordnung mit über hundert Veranstaltungen aus Theater, Musik, Kunst, Literatur, Film, Tanz und vielem mehr in Osterreich noch nicht gegeben. Die verantwortlichen Politiker zeigten Initiative und bewiesen Mut zur Innovation und damit zum Risiko.Im so reichhaltigen Programm fand sich die avantgardistische Kunst an prominenter Stelle. Ge-rade in einem
Sylvester Stallone spannt mit starrer Mimik und den Gesten eines Gorillas seine Muskeln, um als amerikanischer Nationalheld Rambo bereits zum dritten Mal seinen Bizeps ins „rechte“ Licht der militärisch selbstbewußten USA unter der konservativen Führung Ronald Reagans zu rük-ken. Wer gegen das Vaterland ist, bekommt eine aufs Haupt und ist dabei noch gut bedient, denn es wächst kein Gras mehr, wo Stallone hintritt.„Rambo III“ ist der brutale und mörderische Alleingang einer Kampfmaschine, die scheinbar nur Muskeln im Kopf hat und deshalb spricht wie Tarzan, als er reden lernte.
(Wiener Ensemble im Theater „Der Kreis“, „Der Talisman“ von Johann Nestroy) Das Wiener Herz des Satirikers zeigt Schattierungen von grantig, kriecherisch, zänkisch, geldgierig, schelmisch und — wesentlich — „Schmäh führend.“ Vor allem im Sommertheater wird allerdings häufig der Biß mit Gemütlichkeit verschleiert.Karl Welunscheks Regie fehlt — wohltuend — die abgedroschene Typisierung des „Weana Gmü-ats“, es fehlt das übertrieben Liebliche und Raunzige. Die Wiener sind trotzdem echt, aber eben ohne Heurigenseligkeit. Die Charaktere werden ernsthaft und in die
Wim Wenders, einer der bedeutendsten Regisseure des neuen deutschen Films, wird von den USA und allem, was sie repräsentieren, gleichviel angezogen wie abgestoßen. Amerika steht für Extreme, und dieses Gefühl setzt Wenders in adäquate Bilder und Aussagen um. Das beachtenswerte Resultat ist widersprüchlich - und somit eine Darstellung, die dem Land entspricht, womit Wender's Filme amerikanischer sind als die vieler Hollywoodregisseure. „Paris-Texas“ (1983) oder auch frühere Arbeiten wie „Der amerikanische Freund“ (1977) oder „Alice in den Städten“ (1973) bezeugen diese
(Theater in den Gewölben von Schloß Liechtenstein bei Maria Enzersdorf; „Titus Andronicus“ von William Shakespeare) Shakespeares erstes Stück, sein schwächstes, ist maßlos in seiner Brutalität. Unzählige Morde und entsetzliche Greuel überdecken den dünnen Faden der Handlung mit Blut, sodaß er zu zerreißen droht. Zu Lebzeiten des Dramatikers ein großer Erfolg, wirkt die Tragödie heute nur noch als ein Massaker, und wäre sie nicht von Shakespeare, man würde sie vergessen dürfen.Es bedarf also einer ideenreichen Regie, um diesem öden Gemetzel zu trotzen, eine Neuinszenierung
Emotionen scheinen im Kino der achtziger Jahre passe zu sein, Muskelmänner und so zweitklassige wie blutige Filme en vogue.Wie zum Trotz inszenierte Louis Mandoki sehr sensibel, aber nicht sentimental „Gaby“, die wahre Geschichte einer Zerebral-Gelähmten, die nur ihren linken Fuß bewegen kann und damit auf die Alphabettafel am Fußbrett ihres Rollstuhls tippt.Gaby besuchte „normale“ Schulen und die Universität, besiegte ihr Schicksal und lebt heute mit der sie seit jeher aufopfernd pflegenden Florencia und einem adoptierten Kinde.Rachel Levin als Gaby mit unwahrscheinlichem
(Neues Theater in Nieder Österreich, Baden; „Der arme Cyrano“ von Pavel Kohout) Arm ist er wirklich, dieser Cyrano de Berge-rac, zumal er, der tragische Held mit der langen Nase, der Haudegen mit der versträchtigen Zunge, der sonst so virtuos den Degen gewetzt und dabei der Angebeteten die Poesie seines ach so glühenden Herzens dargeboten hat,ein müder Errol Flynn-Verschnitt ist, klischeehaft, gekünstelt witzig und dramatisch und ohne jenen Geist, den ihm Ed-mond Rostand im berühmten Original aus dem Jahre 1897 und Kohout in der Bearbeitung zugedacht haben.Die Regie (Anton Nekovar)
Die Welt der Kinder mit ihren kleineren und größeren Sorgen und Freuden zeigte das Berliner Grips-Theater mit seinem seit Jahren erfolgreichen Stück „Max und Milli“ im Rahmen des diesjährigen Kindertheaterfestivals der Wiener Festwochen. Die Truppe scheute sich nicht, denKleinen keine heile Welt vorzugaukeln, faszinierte mit viel Tempo, Bewegung, Spaß und Musik und vermittelte trotzdem Grundhaltungen und Verhaltensweisen - nicht zuviel Fernsehen etwa. Trotz aller Realität blieb man dem Märchenhaften treu und verscheuchte dadurch die Knirpse nicht mit einem ständig drohend erhobenen
. (Theater Forum, Wien; „Ara-rat“ von Artur Marya Swinarski) Im 1. Buch Mose, Kapitel 6-9 steht, daß Noah, seine Söhne Sem, Harn und Japheth, seine Frau, die Frauen seiner Söhne und mindestens ein Paar von allen Tieren in der Arche die Sintflut überlebt haben und zu guter Letzt am Ararat gelandet sind.Der kaum bekannte polnische Autor Artur Marya Swinarski (1900 bis 1965) stellt den biblischen Stoff recht eigenwillig und weltlich dar. Japheth beispielsweise, hier ein Neger, steckt in der Inszenierung von Gerhard Eisnecker in einem bunten Trikot, einem Paradiesvogel ähnlich, und
(„Wiener Ensemble“ im Technischen Museum, Wien; „The Normal Heart“ von Larry Kramer) Das „Aquired Immune De-ficiency Syndrome“, besser unter dem Namen Aids bekannt, ist längst nicht mehr bloß eine Krankheit der Homosexuellen und Rauschgiftsüchtigen, sondern geht immer häufiger auch auf Heterosexuelle über. Wie sehr das tödliche Virus besonders kurz nach seiner Entdeckung 1980 verharmlost wurde, zeigt der New Yorker Larry Kramer gesellschaftskritisch und mit der für das amerikanische Theater typischen tiefenpsychologischen Seelenmassage. Eindringlich warnt Kramer vor der
Unsere Branche ist im Ver-gleich zu anderen eine mick-rige Angelegenheit“ , meinte Milo Dor, einer der bekanntesten zeit-genossischen Autoren Oster-reichs, Mitbegriinder und Prasi-dent der Beruf svertretung „Inter-essengemeinschaft Osterreichi-scher Autoren“ (IG-Autoren), im Gesprach mit der FURCHE iiber die finanzielle Lage der heimi-schen Schriftsteller.Da das Verlagswesen hierzu-lande im Vergleich zu dem der Bundesrepublik sehr klein ist, die Leser iiberdies selten und wenn, dann meist zu auslandischer Bel-letristik greifen, ist es fiir Osterreichs Literaten besonders schwer, ihre
Federico Fellini, Altmeister des Kinos, meinte einmal über die Intentionen seines Schaffens: „Ich mache Filme, weil es mir Spaß macht, Lügen zu erzählen und Märchen zu erfinden.“ Das Gesamtwerk des Regisseurs stand als eine vom österreichischen Filmmuseum veranstaltete und bis 4. April laufende Retrospektive am Programm der diesjährigen „Viennale“ (13. bis 25. März). Eigentlicher Schwerpunkt des Festivals war mit mehr als vierzig Beispielen „Made in Britain“ -der britische Film von 1985 bis heute, die bisher weltweit größte Schau dieser Art. Damit reagierte man — so
(Theater in der Josefstadt, Wien; „Der Floh im Ohr“ von Ge^ orges Feydeau) Ein biederer Ehemann hat Probleme mit seiner Potenz. Seine Frau vermutet Untreue, veranlaßt ihre beste Freundin, dem Ahnungslosen einen fingierten Liebesbrief einer nicht existierenden, heißblütigen Verehrerin zu schreiben, um zu erkennen, wie es um seine Treue steht, löst damit eine Kette von Verwechslungen und Mißverständnissen aus.Georges Feydeau karikiert liebenswerte menschliche Schwächen und zeigt sich als Meister der Situationskomik. Witze und Pointen täuschen über literarische und inhaltliche
(Theater-Brett, Wien; „Die Leiden des jungen Metternich“ von Milan Vukotic) Luft, Licht, Wasser, Feuer, eine Schlange und das Wörterbuch hetzen personifiziert durch die Szene, wälzen sich jammernd und kreischend auf dem Boden und rezitieren unsinnige Monologe. In ihrer Mitte steht unbeweglich Clemens Lothar Wenzel Metternich, seines Zeichens Staatskanzler, mit einer langen Unterhose, einer Smoking-Jacke und einem feschen rosa Schal bekleidet. Der Ärmste hat Kopfweh, weshalb er eine Metternichtorte ißt und ein Aspirin nimmt.Die Schmerzen rühren vielleicht von der geistlosen Groteske um
(Theater Brett, Wien; „Tango“ von Slavomir Mrozek) Eine unmoralische Familie lebt in einer postrevolutionären Phase von der melancholischen Erinnerung an eine anarchistische Zeit. Ar-tur, der Sohn der Sippe und ihr reaktionärer Gegenpol, wird zum Despoten, erzieht die Familie um und zeigt schließlich auch menschliche Züge, ehe der Liebhaber seiner Mutter die Macht übernimmt und mit Onkelchen Eugen Tango tanzt.Dies als Hinweis auf den Titel dieses chaotischen Stückes, mit dem der Pole Slavomir Mrozek eine tiefsinnige und witzige Parabel über Bewegungen und Umstürze in der
(Theater Spielraum, Wien; „Ansichten eines Clowns“ von Heinrich Boll) Das Gesicht des Clowns drückt tiefen Schmerz aus. Marie, seine große Liebe, ist, wie er sagt, zu einem Katholiken „übergelaufen“. Er selbst fühlt sich zwar als Christ, wird aber von scheinheiligen Klerikern als Ungläubiger hingestellt. Die Enttäuschung macht ihn zum Trinker. Man lacht nicht mehr über ihn, man belächelt ihn. In einem inneren Monolog rechnet er mit seinen heuchlerischen Mitmenschen ab.Heinrich Bolls 1963 erschienene, berührende und zeitkritische Liebesgeschichte wurde von Eduard Hauswirth als
(Theater in der Josefstadt, Wien; „Professor Bernhardi“ von Arthur Schnitzler) Lange vor dem Anschluß war der Antisemitismus hierzulande zum guten Ton geworden. Arthur Schnitzler erkannte diese Mißstände und stellte die gegen den mosaischen Glauben Hetzenden als gefährlich und dumm bloß. „Professor Bernhardi“, das faszinierende Drama um einen Arzt, der einem Pfarrer den Zugang zu einer Sterbenden verwehrt, um sie, die in einer geistigen Verwirrung an eine baldige Genesung glaubt, vor einem Schock zu bewahren, und sich daraufhin vor allem wegen seiner jüdischen Herkunft in einem
Kindertheater soll nicht kindisch sein. Man darf dem heranwachsenden Publikum keinen geistigen Schnuller geben, man muß es vielmehr seinem Alter entsprechend fordern“, meint Hans Kraus, Gründer und Leiter des Urania Puppentheaters in Wien, das durch Figuren wie Kas-perl und Pezi seit Jahren sehr beliebt ist. Was Kraus als Grundlage seiner Arbeit angibt, gilt als Prinzip für die Wiener Kinderthea-terszene insgesamt. Man arbeitet überaus seriös mit bemerkenswertem Idealismus und betrachtet Kinder und Jugendliche ungeachtet ihres Alters bei der Auswähl der Stücke, bei den Inszenierungen
(Theater Brett, Wien; „Fälle und Fallen“ von Daniii Charms) Absurdes, Groteskes und Traumhaftes beherrschen das Werk des kaum bekannten russischen Avantgardedichters DaniiiCharms (1905 bis 1942). Die österreichische Filmemacherin Kitty Kino hat in ihrer ersten Theaterarbeit 36 Szenen aus seiner Feder beeindruckend inszeniert. Die einzelnen Episoden gewinnen ihre Bedeutung vor allem durch ihre optische Aufbereitung, Inhalte treten in den Hintergrund.Kitty Kino hat es verstanden, den allseits dominierenden, skurrilen Witz des Autors mit einem überaus sensiblen Gefühl für das Schöne zu