Politik und Sport: Ins Glück laufen
Laufen war exotisch und laufende Politiker noch mehr. Das hat sich geändert. Jetzt signalisieren laufende Politiker vielmehr: Ich bin einer von euch!
Laufen war exotisch und laufende Politiker noch mehr. Das hat sich geändert. Jetzt signalisieren laufende Politiker vielmehr: Ich bin einer von euch!
Nicht erst seit Fitnesspapst Ulrich Strunz ewige Jugend und Gesundheit verspricht und in Österreich die "Laufmania" ausgebrochen ist, tun sie es: Österreichs Spitzenpolitiker laufen. Und dabei betätigen sich die Stars, von Laufpionier Josef Cap, über Bundesminister Martin Bartenstein oder Landeshauptmann Jörg Haider bis zum Lauf-Newcomer Karl Schlögl nicht nur als Hobbyjogger, sondern duellieren sich schon einmal gerne bei einem Marathon. Und die Bestzeiten der sportlichen Politiker lassen durchaus auf ein umfangreiches und ernstes Trainingspensum schließen. Und hier stellt sich für den ebenfalls sportbegeisterten Politikbeobachter die Frage, warum das so ist?
1. Gesundheits- und Fitnessaspekt: Den vielleicht vordergründigsten Grund, Sport zu betreiben, nämlich den Gesundheits- und Fitnessaspekt wollen wir den Politikern zunächst einmal nicht absprechen, wenngleich bei vielen Arten der sportlichen Betätigung sicherlich auch der Medienberater ein gewichtiges Wort mitgesprochen haben dürfte oder zumindest seine Hand mit im Spiel gehabt hat, wenn es darum ging, die sportlichen Leistungen und Erfolge seines Mandanten ins rechte, mediale Licht zu rücken.
Vor allem die Aktivitäten Jörg Haiders auf diversen Kletterrouten und Gipfeln oder beim Bungee-Jumping wurden nicht nur für Wahlkampfvideos verwendet, sondern fanden auch Eingang in die mediale Berichterstattung. Mit zunehmender Laufbegeisterung der Bevölkerung dürfte so auch der Schwenk zum Laufsport in diese Richtung interpretiert werden. Aber dazu später.
Laufen eignet sich ideal, um psychischen und physischen Stress abzubauen und Ausgleich zu finden. Und Laufen lässt sich relativ einfach in den Terminkalender integrieren. Laufhose, T-Shirt und ein Paar Laufschuhe passen in jeden Kofferraum oder ins Handgepäck und der Sport lässt sich praktisch überall ausüben. Und auch die positiven Auswirkungen auf Geist und Körper sind heute medizinisch nachgewiesen und belegt. Diese Argumente bergen sicherlich einiges an Wahrheit in sich, dürften jedoch eher den allgemeinen Laufboom erklären, als die Beweggründe für ein paar ausgewählte Laufenthusiasten sein.
2. Laufen macht klug und glücklich: Laufen kurbelt nicht nur die Gehirnaktivität angekurbelt, es führt auch zu einem übermäßigen Glücksgefühl. Beim Sport werden euphorisierende Hormone (sogenannte Endorphine) ausgeschüttet, die den ganzen Körper in einen angenehmen Zustand versetzen und somit wie Antidepressiva wirken. Ohne allen angesprochenen Politikern - oder gar allen Laufbegeisterten - einen Hang zu Depressionen unterstellen zu wollen, so ist es durchaus vorstellbar, dass sich dieser Lustzustand positiv auf die Ausstrahlung oder mediale Performance von Politikern auswirkt und sich manche dieser Wirkung auch bewusst sind.
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