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Keiner schaffte Trendwende: Koalitionsparteien im Abwind

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Immer mehr Parteien teilen sich einen immer kleiner werdenden „Wählerkuchen“. Immer mehr sehen keinerlei Alternative.

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Immer mehr Parteien teilen sich einen immer kleiner werdenden „Wählerkuchen“. Immer mehr sehen keinerlei Alternative.

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Jeder fünfte Wahlberechtigte vom vergangenen Sonntag hat überhaupt nicht gewällt. Obwohl sich die Wahlbeteiligung im internationalen Vergleich noch immer sehen lassen kann, hat sie in den drei Bundesländern am 13. März deutlich abgenommen, besonders signifikant in Salzburg: dort blieb diesmal schon über ein Viertel der Wahlberechtigten den Urnen fern.

Den Trend zum Parteienprostest konnten somit auch neue Protestparteien nicht stoppen: kein Haider, keine Grünen, schon gar nicht Heide Schmidt. Signifikant – aber kaum beachtet – ist da eine spezifische Tiroler Entwicklung: jede 13. abgegebene Stimme war dort ungültig, insgesamt waren das fast 31.000 Stimmen. Zum Vergleich: mit knapp über 38.000 Stimmen schafften die Grünen in Tirol vier Mandate und erstmals einen Sitz in der Landesregierung.

Der überproportional hohe Anteil an ungültigen Stimmen ist aber ein unmittelbarer und offener Protest gegen alle kandidierenden Gruppierungen; denn fürs Land gibt es noch immer die „Wahlpflicht“.

Im Querschnitt und über ein Jahrzehnt verglichen ergeben die Landtagswahlergebnisse, – landespolitische Besonderheiten eingeschlossen und bundespolitische Überlagerungen berücksichtigt – ein politisches Gesamtbild (siehe Graphik), das durchgehende politische Entwicklungstrends erkennen läßt:

■ Landtagswahlentscheidungen werden maßgeblich von bundespolitischen Stimmungslagen beeinflußt; obwohl eine „Galionsfigur“ –

Stichwort: Personalisierung – auf das Ergebnis (negativ etwa Ambrozy; positiv beispielweise Zernatto) – durchaus rückwirken kann.

■ Auch wenn Landtagswahlen immer als Landesentscheidungen beschworen wurden und werden: jede Landtagswahl war (in der Vergangenheit bereits, jetzt nicht minder) vorrangig vom Oppositionsdenken geprägt, wurde von der Opposition immer als Plebiszit („Denkzettel”) gegen die Regierenden – in Land und Bund – gesehen.

Nüchterne Bilanz nach dem 13. März: SPÖ und ÖVP werden, auch nach den Wahlen im Oktober, weiter gemeinsam über eine tragfähige Regierungsmehrheit – verfügen (dazu auch Seite 2 und 3), voraussichtlich wird aber keine Koalitionspartei ihr Ergebnis von 1990 halten können. Dagegen steht dann eine in Summe stärkere, allerdings inhaltlich wie fraktionell aufgesplitterte Opposition, hs/nos

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