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„In Niederösterreidi etwas anders ..
Furche: Herr Landesrat, wenige Monate vor den Nationalratswahlen 1970 wird als letztes Bundesland Niederösterreich seinen Landtag wählen. Man hat bei Landtags- und Gemeinderatswahlen in den letzten Monaten, ja Jahren, in Österreich einen Trend gegen die ÖVP festgestellt. Wird Ihrer Meinung nach in Niederösterreich dieser Trend anhalten oder glauben Sie, daß im Bundesland Niederösterreich andere Voraussetzungen herrischen? Ludwig: Es ist richtig, daß in Oberösterreich, Salzburg und Wien der Trend zu den Sozialisten ging. Ich bin aber der Meinung, daß in Niederösterreich die Verhältnisse etwas anders sind und daß wir am Wahlsonntag im Oktober 1969 den Trend zu den Sozialisten abstoppen werden. DieöVP hat nämlich in Niederösterreich seit 1945 auf große Leistungen hinzuweisen und hat sich für die Zukunft auf ihrem 21. Parteitag zehn Ziele, die die Zukunft dieses Landes bestimmen sollen, aufgestellt. Furche: Trotz der anzustrebenden zehn Ziele wird die ÖVP aber auch in Niederösterreich sicher mit dem Aufholen anderer politischer Gruppen zu kämpfen haben. So hat sie in Niederösterreich in ihrem Wählerreservoir stets eine große Anzähl von Bauern gehabt, bei denen gerade in letzter Zeit nicht nur Unzufriedenheit, sondern auch ein Trend zum Allgemeinen Bauernverband festzustellen war. Glauben Sie, daß die ÖVP trotz dieser Tatsache noch in Optimismus machen kann?
Ludwig: Der letzte Bauernaufmarsch in Wien hat gezeigt, daß einige Bauern unzufrieden sind. Als Ursache wurde das Wein-Problem in den Vordergrund gestellt: die Bauern hatten immer wieder zum Ausdruck gebracht, daß die zehnprozentige Alkoholsteuer die Ursache ihrer Unzufriedenheit wäre. Ich bin der Meinung, daß nicht die Alkoholsteuer der eigentliche Grund für die Schwierigkeiten beim Bauernstand ist, sondern die Tatsache, daß die Weinhauer infolge der Uberproduktion der letzten drei Jahre nicht in der Lage sind, diesen Überschuß abzusetzen. Ich bin der Meinung, daß sicher in der Vermarktung manches geschehen wird müssen, ich glaube aber, daß dieses Problem durchaus vom österreichischen Bauernbund gelöst werden kann.
Furche: In Niederösterreich hatte man viele sehr populäre Politiker als Spitzenkandidaten gehabt. Ich denke hier an Figl, Hartmann und vorher auch Steinbock. Man hat der ÖVP Niederösterreich vielfach vorgeworfen, Maurer sei kein so populärer Kandidat gewesen. Hat Maurer nun Ihrer Meinung nach an Popularität gewonnen und haben sich die ÖVP-Mitglieder der Landesregierung insgesamt bei der Bevölkerung bekannter machen •können? ttbia xsirfßäBjl&doaf
Ludwig: Es war sicher für Maurer nicht leicht, als er nach dem plötzlichen Tod von Hartmann die Funktion des Landeshauptmannes übernahm. Ich glaube aber, daß Maurer in den letzten zwei Jahren durch gewisse Entscheidungen bewiesen hat, daß er in der Lage ist, das Land zu führen.
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