Künstliche Intelligenz Gesicht - © Fotos: this-person-does-not-exist.com

Künstliche Intelligenz: Konterfeis aus der Konserve

19451960198020002020

KI-Systeme generieren Fotos von fiktiven Menschen, die unheimlich echt aussehen. Sie diskriminieren Andersaussehende, verstärken Stereotype, können aber gleichzeitig auch Ausbeutung reduzieren. Gut oder böse? Was darf die Künstliche Intelligenz?

19451960198020002020

KI-Systeme generieren Fotos von fiktiven Menschen, die unheimlich echt aussehen. Sie diskriminieren Andersaussehende, verstärken Stereotype, können aber gleichzeitig auch Ausbeutung reduzieren. Gut oder böse? Was darf die Künstliche Intelligenz?

Werbung
Werbung
Werbung

Drei blonde Frauen in Unterwäsche, mit vollen Lippen, prallen Brüsten und blauen Augen – das Foto, das kürzlich auf Twitter verbreitet wurde, sieht auf den ersten Blick aus, als stammte es aus einem billigen Männermagazin. Doch die Frauen, die da kokett in die Kamera lächeln, sind nicht real. Es handelt sich um computergenerierte Fake-Models. Mithilfe von KI-Systemen kann man im Handumdrehen Menschen designen: Größe, Maße, Konfektion, Haarfarbe, Augenfarbe – das lässt sich am Computer konfigurieren, wie ein Neuwagen in einem Autohaus. Per Mausklick entstehen so Konterfeis aus der Konserve.

Bildgeneratoren setzen die Pixel real existierender Menschen nach einem statistischen Modell zusammen und schaffen genuin neue Repräsentationen. Als das zugrunde liegende Verfahren, die sogenannten Generative Adversarial Networks (GANs), 2014 entwickelt wurde, sahen die ersten Bilder noch wie aus dem Computerspiel Die Sims aus. Heute sehen sie aus wie echte Menschen.

Die KI-Schmiede Midjourney etwa produziert massenhaft Fotos: Porträts, Partyfotos, Modestrecken. Manche Bilder wirken surreal wie eine Filmaufnahme, andere seltsam antiquiert, als wäre es aus einem alten studiVZ-Album hervorgekramt worden. Erst auf den zweiten Blick fallen Ungereimtheiten auf: Mal sind ein paar Zähne oder Finger zu viel, mal geraten Extremitäten zu lang. Solche Details stellt die KI weiterhin vor Probleme, weil Computer keine räumliche Vorstellung von der Geometrie einer Hand haben. Ein Grund: In den Trainingsdaten sind zwar sehr viele Gesichter repräsentiert, aber kaum Fotos von Händen.

Gruselige Fake-Frauen

Nachdem weitere Aufnahmen aus den Untiefen des Netzes auftauchten, ging auf Twitter das Meme It’s so over viral, was so viel heißt wie „Es ist so von gestern“. Manche Nutzer mokierten sich über die unrealistischen Schönheitsideale und Proportionen, andere fanden die Fake-Frauen schlicht gruselig. Vom uncanny Valley war die Rede – einer realen Horrorshow, bei der plötzlich die Maske eines menschlichen Robotergesichts fällt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung