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Arabische Welt in Bewegung

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Der Monat Jänner hätte den Arabern mit Breschnjews Besuch am Assuan-Damm und ihrer fünften Gipfelkonferenz in Rabat den politischen Höhepunkt der Bemühungen bringen sollen, die Auswirkungen des letzten Krieges mit Israel auf friedlichem Wege zu überwinden. Beide Pläne haben sich inzwischen als voreilig erwiesen, da andere brennende Fragen wie der Bürgerkrieg im Jemen und die Zukunft der Staaten am Persischen Golf vor das einigermaßen beruhigte Palästina-

Problem traten, in dem keine neue Entwicklung zu erwarten ist, ehe UN-Vermittler Gunnar Jarring seine Kontakte mit beiden Seiten abgeschlossen hat.

Das enttäuschte Marokko

Der geradezu fieberhafte Drang, mit dem sich die arabischen Staaten in den letzten Wochen nach der Erstarrung durch die israelische Okkupation in innenpolitische Reformen und nimmermüde diplomatische Kontakte untereinander warfen, bot auch der für Rabat geplanten Gipfelkonferenz ein zu unruhiges Klima. Lediglich die Staaten mit ausgewogener innerer und äußerer Balance, wie Marokko und der Sudan, zeigten sich enttäuscht, als der Rat der Arabischen Liga in Kairo ihre Verschiebung vom 17. Jänner auf einen unbestimmten Zeitpunkt beschloß.

Marokko, das zugleich Gastland des Treffens sein sollte, hat die Folgen der Ben-Barka-Affäre vor zwei Jahren im Inneren voll überwunden und streckt heute sogar wieder Fühler zu jenen Staaten aus, die wie Syrien auf die Ermordung des marokkanischen Linksoppositionellen mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen reagiert hatten. Im Sudan wiederum gehören die blutigen Auseinandersetzungen zwischen christlichen Negern und islamischen Arabern in der südlichen

Juba-Provinz der Vergangenheit an, und Staatsratsvorsitzender Azhari, der dieses Gebiet zum erstenmal seit zehn Jahren in der zweiten Jännerwoche besuchte, konnte die Fednd- seligkeitem mit einer totalen Amnestie endgültig aus der Weit schaffen. Er appellierte damit an die zahlreichen sudanesischen Emigranten in der Zentralafrikanischen Republik, deren militante Aktionen an der Grenze zu wiederholten Spannungen zwischen den beiden Staaten führten, was dem Sudan ganz und gar nicht in seine afrikanischen Führungspläne paßte.

Friedenskonferenz in Beirut

Im arabischen Bereich haben sich sowohl Chartum wie Rabat dank ihrer Randlage zu Vermittlern in allen Konflikten hochgespielt, gehören dem Befriedungskomitee für den Jemen an und treten bei den Beratungen der Arabischen Liga immer stärker in den Vordergrund. Auf Anregung des sudanesischen Ministerpräsidenten und Außenministers Mohammed Mahgub geht die Friedenskonferenz von Beirut zurück, die 15 Delegierte der kriegs- führeniden Gruppen — Monarchisten, Anhänger der republikanischen Regierung Eriany und Vertreter des gestürzten Präsidenten Saliai — im Libanon vereinigt. Die Aufrechterhaltung der arabischen Eintracht ist hingegen dem marokkanischen Außenminister Laraki anvertraut, der den linken und rechten Außenseiter vom Mehrheitskurs, Syrien und Saudi-Arabien, zum Einlenken bewegen soll. Der Mißerfolg seiner ersten Mission nach Damaskus und Er-Riad bot den unmittelbaren Anlaß zum Aufschub des Gipfeltreffens, auf dem Marokko wie der Sudan ihr Gewicht in allen arabischen Angelegenheiten weiter auf Kosten des ägyptisch-irakischen Führungsduos vergrößern wollten.

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