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Ziemlich unterschiedlich ist die Einstellung der Bevölkerung zur Europäischen Union in den einzelnen Ländern. Im Internationalen Vergleich tut sich Österreich durch eine auffallend kritische Haltung hervor.

Schon ein flüchtiger Blick auf die untere Grafik auf dieser Seite zeigt, dass die Begeisterung über die bevorstehende EU-Erweiterung in den Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlich ist: Mehr als 60 Prozent Befürwortung vor allem in Südeuropa und Zurückhaltung bei den Großen - aber auch in Österreich.

Diese Momentaufnahme vom Herbst des Vorjahres zeigt, dass dass die Zahl der ErweiterungsBefürworter zwar immer noch höher liegt als die der Gegner, nicht erkennbar wird jedoch, dass die Unterstützung für dieses Projekt in den letzten zwei Jahren abgenommen hat. Diese Entwicklung erkennt, wer die "Eurobarometer"-Umfragen zur öffentlichen Meinung in den EU-Ländern, eine regelmäßig durchgeführte repräsentative Erhebung in den Mitgliedsstaaten, näher untersucht.

Nationalbewusst

Interessant ist, was die EU-Statistiker im Vorjahr zur Frage "Europagefühl" erhoben haben. Gegenstand dieser Untersuchung war die Frage, ob sich die Bevölkerung als Bürger des jeweiligen Nationalstaates oder als Europäer fühle oder aber ob sie eine Zugehörigkeit sowohl zum eigenen Land wie zu Europa empfände. Betrachtet man das Ergebnis, so fällt zunächst die Sonderstellung Luxemburgs auf (siehe obere Grafik): Kein anderes Land beherbergt auch nur annähernd einen so hohen Anteil von "Europäern" (20 Prozent). Belgien und Frankreich folgen weit dahinter mit sechs Prozent.

Am anderen Ende der Skala sind die Bürger mit hohen "Nationalbewusstsein" anzutreffen: die Briten, Österreicher, Finnen und Schweden. In diesen Ländern betonen mehr als 50 Prozent der Befragten, sie fühlten sich ausschließlich als Bürger ihrer Heimat. Damit liegen sie deutlich über dem EU-Schnitt. In der gesamten Union bekennen sich nämlich 52 Prozent der Befragten sowohl als Bürger des eigenen Landes wie auch als Europäer.

Diese Sowohl-als-auch-Option" hat seit 2001 in der EU an Anhängern dazugewonnen - mit zwei signifikanten Ausnahmen: Österreich und Schweden, wo das Nationalbewusstsein ziemlich angestiegen ist.

Dass die Mitgliedschaft eine gute Sache ist, betont seit 1981 eine Mehrheit der EU-Bürger. Doch auch hier gibt es große nationale Unterschiede. Wiederum erweisen sich die Luxemburger (85 Prozent pro) als Parade-Europäer, gefolgt von den Niederländern, Iren und Belgiern. Und neuerlich rangieren Österreicher und Engländer am unteren Ende der Skala. Nur magere 30 Prozent der Briten und 34 Prozent der Österreicher finden, die Mitgliedschaft sei eine gute Sache. Damit liegt die Zahl der EU-Befürworter zwar auch in diesen beiden Ländern über jener der Gegner, es überwiegt aber bei weitem die Indifferenz.Ähnliches gilt für Finnland und Schweden.

Gutes Image im Süden

Ein vergleichbares Bild ergibt sich, wenn man die Frage nach den Vorteilen der Mitgliedschaft auswertet: In Österreich, Schweden, Großbritannien überwiegt die Zahl jener, die der Mitgliedschaft nichts abgewinnen können - und das seit vielen Jahren. Iren, Luxemburger, Griechen, Dänen und Portugiesen sind sich am meisten (zu rund 70 Prozent) der Vorteile ihrer Zugehörigkeit zur Gemeinschaft bewusst.

Fragt man nach dem Image der Union, so findet man den höchsten Anteil der EU-Fans (nahezu zwei Drittel der Bevölkerung) in Italien, Portugal und Luxemburg. Die südlichen Ländern rechnen der Gemeinschaft vor allem ihren wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit hoch an. In den Benelux-Ländern wiederum sind Sicherheit und Frieden wesentliche Argumente für deren positive Einstellung.

Schlusslicht

Zwar sehen auch die Österreicher, dass mit der EU-Mitgliedschaft Vorteile verbunden sind (Kampf gegen Arbeitslosigkeit, Umweltschutz, Frieden und Sicherheit). Das hält sie aber nicht davon ab, die Union insgesamt kritisch zu sehen. Mit nur 27 Prozent weist die EU hierzulande das vergleichsweise schlechteste Image auf. Es folgen Finnen, Briten und Schweden auf der Negativskala.

Werden die EU-Bürger nach ihrer Zufriedenheit mit der Demokratie in der Union und in ihren Ländern gefragt, so ist der Befund eindeutig: Mit Ausnahme von Portugal, Griechenland und Italien wird die Situation im eigenen Land weitaus besser bewertet als die in der Gemeinschaft. Fragt man nach der Zufriedenheit mit der Arbeit von EU-Kommission und EU-Parlament, so gehört die schon bekannte Gruppe Schweden, Österreich und Großbritannien zu den (mit Deutschland) am kritischesten Eingestellten.

Zusammenfassend: Wenig EU-Begeisterung im Norden des Kontinents und eine überwiegend positive Einstellung in den Benelux-Ländern sowie in Südeuropa. Vor allem aber: Auffallend viel Skepsis bei den Österreichern, die überraschenderweise im Vergleich zu allen anderen Völkern den Eindruck haben, am besten über die Gemeinschaft informiert zu sein.

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