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Ohne Häuptling

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In Rhodesien hat sich eine neue afrikanische nationalistische Bewegung gegründet, deren Ziel darin besteht, das Streben nach einer Mehrheiteregictung wachni-halten-, während sie vorerst das — wie sie meint — „unvermeidliche“’ Scheitern von lau Smiths neuer’ Verfassung’alnvärtef, Hutch die die Vierfelmlllion Weißen des Landes die Macht in der Hand behalten wollen.

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In Rhodesien hat sich eine neue afrikanische nationalistische Bewegung gegründet, deren Ziel darin besteht, das Streben nach einer Mehrheiteregictung wachni-halten-, während sie vorerst das — wie sie meint — „unvermeidliche“’ Scheitern von lau Smiths neuer’ Verfassung’alnvärtef, Hutch die die Vierfelmlllion Weißen des Landes die Macht in der Hand behalten wollen.

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Die Bewegung nennt sich NAPU (National People’s Union), und schon heute sind Anzeichen dafür erkennbar, daß die 4,8 Millionen afrikanischen Bewohner des Landes sie unterstützen werden. Gegründet wurde sie am 21. Juni, dem Tag nach dem Referendum über die neue Verfassung, bei dem sich die überwiegend weiße Wählerschaft mit überwältigender Mehrheit für eine Verfassung mach den Prinzipien der Apartheid und die Lösung der letzten Bindungen zu Großbritannien und der Königin durch die Proklamation der Republik aussprach.

Die weißen Wähler sind der Überzeugung, daß durch ihr Votum in dem Referendum die Möglichkeit einer Mehrheitsregierung zumindest für Lebzeiten ihrer Kinder

— und wahrscheinlich für immer — ausgeschlossen ist. Doch der Präsident der NAPU, der 37jährige Soziologieprofessor an der Universität von Salisbury, Gordon Chavunduka, erklärte mir: „Verfassungen halten heutzutage in Afrika nicht lange. Diese Verfassung jedenfalls ist nicht praktikabel, deshalb wird die Regierung eines Taiges gezwungen sein, sie zu ändern. Wir werden im Rahmen der Verfassung arbeiten und versuchen, diese Änderung schon früher herbeizuführen.“

Seiltanz entlang der Verfassung

Wenn sich eine nationalistische Bewegung nicht strikt an die Bestimmungen des rhodesischen Regimes bezüglich der politischen Betätigung hält, ist die Gefahr sehr groß, daß sie verboten wird und ihre Führer ohne Anklageerhebung und gerichtliche Verurteilung inhaftiert oder in ihrer Bewegungsfreiheit gehindert werden. Dieses Schicksal ereilte die alten nationalistischen Gruppierungen mit dem Ergebnis, daß die afrikanischen Rhodesier in den vergangenen vier Jahren keine wirklich hörbare politische Stimme gehabt haben.

Eine ernste Warnung hat bereits der

Justizminister des Landes, Desmond Lardner-Burke, ausgesprochen. Er meinte, aus den von afrikanischen Oppositionsmitgliedem im Parlament abgegebenen Erklärungen „unheilvolle Andeutungen“ herausgehört zu haben — „eine versteckte Drohung, daß es Unruhen geben werde, daß die Afrikaner sich erheben würden“. Der Minister sagte, die Afrikaner könnten voranikommen und tun, was sie wollten, vorausgesetzt, sie handelten gemäß der Verfassung. Doch er erklärte: „Aber wehe ihnen, wenn sie versuchen, wieder die Bedingungen zu schaffen, die 1964 herrschten, als wir scharfe Maßnahmen ergreifen mußten, um sie zu ändern.“

Die afrikanischen Abgeordneten, die insgesamt nur 1000 Bewohner repräsentieren, stritten ab, daß in ihren Reden irgendein Element der Drohung enthalten gewesen sei — sie hätten lediglich warnend darauf hin- gewiesen, so sagten sie, daß die Regierung es sei, die, indem sie die Aspirationen der Afrikaner auf Dauer zu unterdrücken suche, die Saat der Unruhe, möglicherweise der erneuten Gewalttätigkeit, säe.

Ohne Revolution

Die NAPU ist also bemüht, sich von jedem revolutionären Kurs zu distanzieren. In seiner Wohnung auf dem Universitätsgelände sagte mir Chavunduika, er werde niemals die Anwendung von Gewalt zur Erlangung politischer Ziele amregen oder unterstützen. Daß sofort Parteibezirksgruppen im ganzen Land gegründet wurden, ist eines der Anzeichen dafür, daß Chavunduka die Eigenschaft besitzt, die ein politischer Führer braucht. Dies wäre sicherlich ein positiver Wandel, denn in den vergangenen Jahren hat es rhodesischen Politikern aller Rassen an diesen Qualitäten sehr gemangelt. Lediglich Ian Smith hat eine persönliche Ausstrahlung, dank derer er seine Zuhörer scheinbar mühelos mitzureißen und in seinem Sinn zu beeinflussen vermag.

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