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Digital In Arbeit

Autor: Wojtyla

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Vier umfangreiche Arbeiten des früheren Ethikprofessors in Lublin und Erzbischofs von Krakau, der als Johannes Paul II. allen Anlaß gibt, über seine oft de-zidiert vorgetragenen Ansichten nachzudenken. Zweifellos wären diese vier Bücher, entstanden zwischen 1954 und 1972, nicht so schnell und in so hohen Auflagen in aller Welt verbreitet worden, wäre ihr Verfasser nicht als Papst nach Rom berufen worden.

Im Mittelpunkt steht zweifellos das systematisch durchgeführte Hauptwerk „Person und Tat": „Der Mensch handelt", die Person erscheint in der Tat, und die Tat wird durch sie erklärt — das ist der Erfahrungsansatz, phänomenologisch orientiert, der auch in „Liebe und Verantwortung" weitergeführt wird. Das Buch will nicht in erster Linie lehrhafter Art sein, es entspringt seelsorglichem Interesse.

Gerade im Anschluß an diese beiden Arbeiten ließen sich viele Fragen stellen, so z. B. die Grundfrage, ob der Begriff der Person, wie er sich in der neuzeitlichen Philosophie entfaltet hat, voll getroffen wird. Jedenfalls — das sei angemerkt — findet sich auch in den Präludien zu den systematischen Reflexionen, in den „Lubliner Vorlesungen" aus den Jahren 1954 bis 1957, kein Hinweis auf die personal-dialogischen Denker des 20. Jahrhunderts, die doch zum Teil nicht unbeträchtliche Nähe zur Phänomenologie erkennen lassen.

Diese „Lubliner Vorlesungen" liegen hier in einem Erstdruck vor, in polnisch gibt es nur die Manuskripte des Verfassers. Sie kreisen um die Bereiche „Akt und Erlebnis", „Das Gute und der Wert", „Norm und Glück".

Eine völlig andere Art der theologischen Anwendung seiner Anthropologie begegnet uns in der „Studie zur Verwirklichung des Zweiten Vatikanischen Konzils", welches verstanden wird als „Quellen der Erneuerung". Wojtyla durchforstet die Konzilstexte am Leitfaden der Grundfrage christlicher Existenz: Was bedeutet es, heute als Christ in der Kirche und in der Welt zu leben?

Alle diese Bücher vermögen — bei allen Fragen, die sich stellen, eine Menge an Detaileinsichten zu geben. Am wichtigsten scheint dem Rezensenten aber sein Verständnis von Person, die sich in seinen Enzykliken und in seinen Reden als Leitmotiv seines bisherigen Pontifikates herauskristallisierte - hier wird es viermal in je verschiedener Weise erhellt und fundiert.

KAROL WOJTYLA. LIEBE UND VERANTWORTUNG. Eine ethische Studie, Kös-sel-Verlag, München. 2. durchgesehene Auflage 1981. 269 Seiten, kart.. öS 150,50.

ders., PERSON UND TAT. Herder. Freiburg-Basel-Wien 1981.374 Seiten.

ders., QUELLEN DER ERNEUERUNG. Studie zur Verwirklichung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Herder, Freiburg-Basel-Wien 1981. 368 Seiten, geb., öS 364.80.

ders., LUBLINER VORLESUNGEN. Seewald Verlag, Stuttgart-Degerloch 1981. 415 Seiten. Ln., öS 364.80.

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