6927868-1982_18_03.jpg
Digital In Arbeit

Computer schlägt Alarm

Werbung
Werbung
Werbung

Während auf politischer Ebene viel von einer Aussöhnung zwischen Ökologie und Ökonomie die Rede ist, reißen an der Umweltfront die Hiobsbotschaften nicht ab. Eine davon: Im südlichen Wiener Becken ist das Grundwasser bereits unerträglich Verschmutzt (siehe nebenan).

Eine andere: Der Wienerwald, das Erholungsgebiet der Bundeshauptstadt, ist akut gefährdet. Durch Schwefel-Regen ist der Boden neben Bäumen dort hundertmal sauberer als normal. Wenn nichts geschieht, droht ein großes Baumsterben.

Der schwache Trost für die Menschen: Sie sind robuster und halten mehr aus. Mehr Schwefeldioxyd in der Luft.

Einschlägige Messungen und Studien sind notwendig, sie haben nur einen Nachteil: Der Alarm kommt oft erst, wenn es schon zu spät ist. Und sie können aus finanziellen Gründen nicht in jenem Umfang vorgenommen werden, der notwendig wäre.

Deshalb hat sich der internationale Computerriese IBM (International Business Machines Corporation) die Aufgabe gestellt, mathematische Modelle zur Lösung von Umweltproblemen zu entwickeln.

Dazu hat das wissenschaftliche IBM-Zentrum in Rom in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen oder Regionalbehörden in Italien konkrete Projekte in Angriff genommen.

Zwei davon haben durch die jüngsten Alarmmeldungen hierzulande besondere Aktualität: das Modell, welches für den Raum Venedig erarbeitet wurde, um dort dem Problem der Luftverschmutzung Herr zu werden; und das Modell, das für die Grundwasserreserven der Region Fri-aul-Julisch Venetien angewandt wurde.

Beim letztgenannten Projekt gelang es, den zuständigen Regionalbehörden aufschlußreiche Entscheidungshilfen für künftige politische Maßnahmen in die Hand zu geben.

Obwohl die Aufzeichnungen über Niederschlagsmengen, über den Wasserdruck innerhalb der Grundwasserströme, ihren Zusammenhang mit Oberflächenwässern sowie über die Zusammensetzung und Schichtung des Bodens immer nur bruchstückhaft sein können, gelang es mit besonderen Hochrechnungsmethoden, fehlende Daten einzufügen und so sogar zu kartographischen Aufzeichnungen zu kommen.

Ein spezielles Bildschirmsystem (Hacienda) macht es dann sogar dem Nicht-Fachmann möglich, Computerberechnungen zu verstehen: In Landkartenform wird anschaulich dargestellt, wie sich zum Beispiel die industriebedingte Verschmutzung eines Flusses auf die Grundwasserströme auswirkt.

Wobei die Rechenanlagen auch weitere Vorteile ausspielen können: Es können nicht nur Änderungen in den äußeren Bedingungen sehr rasch berücksichtigt werden, der Computer kann auch blitzartig verschiedene Hypothesen überprüfen.

Im Raum Venedig-Mestre kann so durch rechnerische Modelle mit großer Genauigkeit die Luftbelastung mit Schwefeldioxyd vorausgesagt werden — und zwar mit einem Zeitvorsprung von einigen Stunden; der Computer schlägt Alarm. Ehe es zu spät ist

Das ermöglicht nicht nur, kurzfristige Gegenmaßnahmen in die Wege zu leiten, diese Unterlagen dienen auch der Raumplanung, weil die Folgen der Ansiedlung weiterer Industriebetriebe simuliert werden können.

Die Hilfestellung, welche die moderne Technik im Bereich des Umweltschutzes zu bieten imstande ist, wird heute sicherlich noch nicht ausreichend wahrgenommen und genützt •

Trotzdem können Computer nicht mehr als Entscheidungshilfen anbieten: entscheiden muß auch in Zukunft der Mensch.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung