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Das Signal steht auf „Digital“
So wie Lesen, Schreiben und Rechnen das Fundament der Zivilisation bilden, so wird in Zukunft die Handhabung der „maschinellen Intelligenz“ eine Kulturtechnik sein, ohne die niemand auskommt. Und die gesellschaftspolitischen Folgen?
So wie Lesen, Schreiben und Rechnen das Fundament der Zivilisation bilden, so wird in Zukunft die Handhabung der „maschinellen Intelligenz“ eine Kulturtechnik sein, ohne die niemand auskommt. Und die gesellschaftspolitischen Folgen?
Ein Altösterreicher stand an der Wiege der modernen Datenverarbeitungstechnik: der in Budapest geborene Mathematiker Johann von Neumann skizzierte 1946 in seiner neuen Heimat, den USA, das bis heute im Prinzip gültige Konzept des Computers. Kaum 40 Jahre sind seither vergangen. Aber keine technische Neuerung zuvor hat eine ähnlich stürmische Entwicklung durchgemacht.
Während Größe und Kosten der Computer von Jahr zu Jahr ge-
sunken sind, erleben wir alle vier Jahre eine Leistungssteigerung der „intelligenten Maschinen“ um das Zehnfache — vor allem seit dem Einsatz mikroelektronischer Bairteile.
Zur besseren Illustration: gäbe es bei Atomkraftwerken eine ähnliche Entwicklung, dann könnte heute jedermann einen Reaktortyp wie Zwentendorf bei gleichbleibender Leistung in der Größe und um den Preis einer ganz normalen Waschmaschine erwerben.
Der Einsatz der Computertechnik blieb nicht auf die „Rechenmaschinen“ beschränkt. So findet man heute Mikroprozessoren im Weltall genauso wie im zeitprogrammierten Radiowecker, informationsverarbeitende Automaten arbeiten am Konstruktionsbrett genauso wie in Bibliotheken. Ganz zu schweigen vom Einsatz der mikroelektronischen Technik in der Wirtschaft — als prozeßgesteuerte Roboter oder als Schreibautomaten im Büro.
Die Digitalisierung (die Umwandlung der wellenförmig aufgebauten Signale eines Telefons zum Beispiel in digitale, aus 0 und 1 bestehende Impulse des Computers) hat vielen Informationssystemen die gleiche Sprache gegeben. Auf dieser Basis können sie „miteinander reden“. Und auf diese Art und Weise treten Datenverarbeitungsgeräte mit Bildschirmen oder auch Stechuhren mit Telefonanlagen in Verbindung, arbeiten zusammen.
Kein Wunder, daß die Informationstechniken nicht nur unser alltägliches Leben, sondern auch unser Bewußtsein mittlerweile verändert haben. Die „Industriegesellschaft“ liegt hinter uns, in der „Informationsgesellschaft“
stehen wir mitten drin. Um die Jahrhundertwende waren erst knapp fünf Prozent der Beschäftigten mit Informationsverarbeitung im weitesten Sinn befaßt, in den hochentwickelten Staaten ist es heute bereits über die Hälfte der Erwerbstätigen.
Und Osterreich? Auf welchem Niveau der Informationsgesellschaft stehen wir?
Die International Data Corporation (IDC), das führende Marktforschungsinstitut für den EDV- und Telekommunikations-, bereich, reiht Österreich bei der Ausstattung mit Computern in Europa knapp vor Portugal an vorletzter Stelle. Ein Vergleich mit der Schweiz bestätigt das Untersuchungsergebnis: 1985 wurden dort allein 40.000 Personal Computer (PC) abgesetzt, bei uns knapp 23.000. Wenn die Computerhersteller für Österreich auch Zuwachsraten um die 30 Prozent für das heurige Jahr erwarten, dann ist dabei immer in Rechnung zu stellen, von welchem (geringen) Basisausstattungsniveau ausgegangen wird.
Dabei liegt Österreich, was die von der Post angebotenen Daten-und Kommunikationsdienste (siehe auch Seite 18) anlangt, „in guter Position“ (Emanuel Gu-ber, Kapsch AG), zumindest „europäisch gesehen im Mittelfeld“ (Josef Puntschart, AEG Austria).
Nicht nur, daß Österreich als einer der ersten Staaten die Digitalisierung des öffentlichen Telefonnetzes (der Schlüssel zum Einstieg in die Informationsgesellschaft von morgen) beschlossen und mit der Umstellung begonnen hat, auch das sogenannte C-Netz für Autotelefone wurde hierzulande noch vor der Bundesrepublik Deutschland installiert. Und unser Bildschirmtext-System zählt weltweit zu den modernsten.
Aber „unser größtes Problem ist die mentale Einstellung weiter Teile der Bevölkerung gegen Technik aller Art“ (Punschart). Kapsch-Mann Guber schlägt in die gleiche Kerbe: „Die Bereitschaft der Anwender, die gebotenen Möglichkeiten mehr und intensiver zu nutzen, ist in Österreich jedoch noch unbefriedigend.“
Post-Generaldirektor Josef Sindelka setzt dennoch unverdrossen auf die Zukunft: allein in diesem Jahr wird eine Milliarde Schilling in die digitale Technik investiert.
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