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Europäische AkademieWien

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Österreich hat seit vergangenem Samstag, dem Europatag 1979, eine neue Soziali-sationsstätte. Neben Familie, Schule, Arbeitsplatz - um nur einige zu nennen - soll nun die „Europäische Akademie Wien“ das Europabewußtsein vertiefen.

Am 5. Mai wurde das Europahaus Wien im Beisein von Bundespräsident Rudolf Kirchschläger in die „Europäische Akademie

Wien“ und damit in eine Einrichtung der Erwachsenenbildung umgewandelt. Die Akademie leitet einen Gutteil ihrer Legitimation aus den Beschlüssen der Helsinki-Konferenz ab: staatliche und nichtstaatliche Organisationen sind aufgerufen, ihren Beitrag zur Entspannung in Form von Völkerverständigung und Friedensinitiativen zu leisten.

Klubobmann Alois Mocfc (ÖVP) - gemeinsam mit SP-Zentralse-kretär Karl Blecha Vorsitzender des Kuratoriums - sieht in der Stärkung der europäischen Integration die Chance zur Milderung innereuropäischer Konflikte: „Integration bedeutet Stabilität zum Zwecke der Friedenserhaltung.“

Die Repräsentanten des Europagedankens in unserem Lande gehen von zweierlei Vorstellungen aus. Zum einen müsse gerade Österreich die Integration suchen, will es nicht Gefahr laufen, im Falle eines engeren Zusammenschlusses Westeuropas ein Wanderer zwischen den Blöcken zu sein und im Konfliktfall von diesen zerrieben zu werden.

Zum zweiten soll die Hoffnung nicht aufgegeben werden, den Ost-West-Dialog neu zu beleben. Bemühungen in dieser Richtung wurden Mitte der sechziger Jahre vom Europarat unternommen, allerdings ohne Erfolg.

Und eine rein strategische Überlegung am Rande: Der gesamteuropäische Zusammenschluß gegen den möglichen Eroberer Europas, China, ist auch eine Facette neuer Bemühungen im Ost-West-Dialog.

Aber zurück in friedlichere Gefilde. Denn dort ist auch der Standort der Europa-Akademie. Weit spannt sich der Themenbogen. Von europäischer Sicherheit und internationaler Politik über multilaterale Regionalpolitik zu Problemkreisen wie „Dritte Welt und Europa“, „Krankheit und Gesellschaft“ und vielen mehr.

In Einzelvorträgen, Symposien und Veranstaltungsreihen sollen neben den bisherigen Zielgruppen nun auch neue Berufsschichten angesprochen werden.

Vorgesehen sind neben den erwähnten Bildungsmodellen und einer intensiven Medien- und Publikationstätigkeit entsprechende Kursangebote und Akademielehrgänge, die mit einem Zertifikat abgeschlossen werden können.

Was die Finanzierung betrifft, so ist eine aufsteigende Tendenz der Forschungsaufträge von parteinahen Institutionen zu beobachten. Überdies rechnet man mit staatlicher Subvention für die Agenden der Erwachsenenbildung. Dazu kommt eine gut funktionierende Projektförderung von Seiten der öffentlichen Stellen wie Ministerien, Gewerkschaft,

Kammern.

In der personellen Zusammensetzung des Vorstandes und des Kuratoriums der Akademie wurde sicherheitshalber auf die proporzmäßige Aufteilung nicht verzichtet. ÖVP und SPÖ sind zu gleichen Teilen vertreten. Die beiden Großparteien dokumentieren ihr Interesse. Auch der Europagedanke - so scheint's - kann nur mit Hilfe der Parteien transportiert werden. Im Sinne von Innovation und direkter Demokratie wäre es aber wünschenswert, wenn darüber hinaus auch parteiunabhängige Gruppen und Personen mitarbeiten, die dem Bewußtsein des Pluralismus und der Toleranz verstärkt Nachdruck verleihen könnten.

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