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Die Integration Europas unterstützen

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Die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge eines Staates werden für den Einzelnen immer undurchsichtiger und verwirrender. Versteht man Demokratie als Teilnahme aller an der Diskussion und Entscheidung politischer und gesellschaftlicher Aufgaben, so sieht sich der Staatsbürger zunehmend überfordert. Mitbestimmung und Mitverantwortung können nur dann zum Tragen kommen, wenn ihm genügend Information, Sachkenntnis und Wissen zur Verfügung stehen. Doch nicht nur der Schule darf die Last der politischen Bildung (im weitesten Sinne) aufgehalst werden. Längst ist es Vielen bewußt, daß „Hans doch noch lernen kann und soll, was Hänschen nicht gelernt hat“.

Aus diesem Grunde gibt es in Österreich zahlreiche Bemühungen verschiedener Institutionen, den Bereich der Erwachsenenbildung auszubauen. Eine dieser Institutionen ist die österreichische Föderation der Europahäuser (ÖFEH), eine Dachorganisation der Europahäuser in Eisenstadt, Klagenfurt, Neumarkt, Salzburg und Wien. Die Tätigkeit der ÖFEH liegt in der europäischen Informations- und Bildungsarbeit mit dem Ziel, die „geistige Annäherung in Europa zu fördern, und die gesamteuropäische Integration zu unterstützen“. Zu diesem Zweck werden in zahlreichen Seminaren, Politischen Matineen und internationalen Studientagungen die verschiedenen Themen aus Politik, Gesellschaft und Kultur behandelt. Nach den Vereinsstatuten soll „diese Idee auch durch internationale Begegnung, durch Jugend- und Berufsgruppenaustausch gepflegt werden, und die Verbindung mit österreichischen, europäischen und außereuropäischen Organisationen und Institutionen gefördert werden“.

Da sich die ÖFEH als parteiunabhängig versteht, sind die Verantwortlichen bemüht, Vertreter verschiedener Organisationen und Parteien für. Grundsatzreferate zu gewinnen. Im letzten Jahr sprachen hier Christian Broda, Wendelin Ettmayer, Herta Firnberg, Friedrich Gleissner, Hilde Hawlicek, Bertram Jäger, Alfred Klose, Josef Taus, Valentin Zsifkovits.

Am Europatag im Mai 1978 wurde Kardinal König als Referent zum Thema „Das geistige Antlitz Europas“ eingeladen. In einer der zahlreichen politischen Matineen diskutierten Erhard Busek, Franz Löschnak und Univ.-Ass. Wolfgang Pichler zum Thema „Feindbild Demokratie?“. Uber die „neue internationale Wirtschaftsordnung“ referierte Gottfried Haberler. Gustav Wetter SJ sprach zum Thema „Marxismus und Religionsfreiheit“. Weitere Schwerpunkte politischer Matineen waren: „Internationale Politik ohne Moral?“, „Wer macht die österreichische Außenpolitik?“ sowie „Zur Zukunft der Europäischen Ordnung“.

Für bestimmte Problemkreise bietet die ÖFEH auch mehrtägige Seminare und internationale Studientage an, bei denen nach kurzen Referaten gemeinsam mit Experten in Kleingruppen Lösungen für offenstehende Probleme erarbeitet werden sollen. „Steuerpolitik am Wendepunkt?“ lautete der Titel eines dieser Seminare, das im Mai abgehalten wurde. Nach der Begrüßung und Eröffnung durch Dr. Bruno Buchwieser, den Vorsitzenden des Europahauses Wien, referierten Experten über „Entwicklungstendenzen des österreichischen Steuersystems“, über „Ursachen steigender Informationsprobleme für den Steuerzahler“, über „Gedanken zu einer österreichischen Steuerreform“ sowie über „Einkommenssteuergesetz und* Vermögensbildungsproblematik“. Abschließend diskutierten Dr. Claus J. Raidl, FCG Wien, und Dr. Erich Schmidt, ÖGB Wien, über „Vorstellungen und Vorschläge zur österreichischen Steuerreform“.

Doch nicht nur brennende politische Fragen erschöpfen den Themenkatalog der Veranstaltungen. Auch für kulturelle Themen versucht die ÖFEH namhafte Experten zu Referaten zu gewinnen. In Zusammenarbeit mit dem Wiener Goethe-Verein veranstaltete das Europahaus Wien im Juni 1978 ein internationales wissenschaftliches Symposion über Johann Wolfgang von Goethe.

Ein Teilnehmer des dreitägigen Seminars „Gemeinwesenarbeit - ein neuer Weg zum Nachbarn“ charakterisierte das Arbeitsklima: „Nimmt man alles in allem, so war es ein vom Wissen und der Erfahrung der Referenten sowie vom Engagement der Teilnehmer getragenes Seminar mit ,Pilot'-Cha-rakter, dem praktische Bemühungen auf dem Weg zum Nachbarn folgen sollten.“

In diesem Jahr sind noch folgende Seminare geplant:

• „Menschenrechte im Unterricht“ (Beiträge zur politischen Bildung als Unterrichtsprinzip) für Professoren der Geschichte und Sozialkunde,

• „Sicherheit und Neutralität“, ein Symposion für die Lehroffiziere an der Theresianischen Militärakademie,

• „Europa auf dem Weg zum Frieden?“

• „Erwachsenenbildung in der Industriegesellschaft“.

Das Europahaus ist auch sehr bemüht, seine publizistische Tätigkeit auszubauen. Es ist an die Fortsetzung der früher herausgegebenen Schriftenreihe „Europäische Analysen“ sowie an die weitere redaktionelle Leitung der Zeitschrift „Europäische Schriften“ gedacht. Auf diese Weise sollen Referate und Ergebnisse von Tagungen einem größeren Interessentenkreis angeboten werden.

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