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Digital In Arbeit

Keine praxisierne Meditation

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In den letzten Jahren ist in der Öffentlichkeit mehrmals auf das Kummer-Institut hingewiesen wbrdeji: ganz besonders nachdrücklich seit der Betrauung des Obmannes des Institutes, Josef Taus, mit der Position eines Bundespartei-obmannes der ÖVP. Die Publikationen über das Institut konzentrierten sich bisher auf dessen öffentliche Positionen, denen je nach Kommentar eine politische, eine parteipolitische oder eine a-politisch weltanschauliche Bedeutung beigemessen wurde.Wir hielten es im Interesse einer Klarstellung für zweckmäßig, in einem Gespräch mit dem Geschäftsführenden Obmann, Universitätsprofessor Anton Burghardt, und dem Geschäftsführer des Institutes, Max I. Machanek, den Versuch einer Darteilung und Kennzeichnung des Institutes vorzunehmen.

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In den letzten Jahren ist in der Öffentlichkeit mehrmals auf das Kummer-Institut hingewiesen wbrdeji: ganz besonders nachdrücklich seit der Betrauung des Obmannes des Institutes, Josef Taus, mit der Position eines Bundespartei-obmannes der ÖVP. Die Publikationen über das Institut konzentrierten sich bisher auf dessen öffentliche Positionen, denen je nach Kommentar eine politische, eine parteipolitische oder eine a-politisch weltanschauliche Bedeutung beigemessen wurde.Wir hielten es im Interesse einer Klarstellung für zweckmäßig, in einem Gespräch mit dem Geschäftsführenden Obmann, Universitätsprofessor Anton Burghardt, und dem Geschäftsführer des Institutes, Max I. Machanek, den Versuch einer Darteilung und Kennzeichnung des Institutes vorzunehmen.

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In den letzten Monaten ist in der österreichischen Presse mehrmals die Rede vom Kummer-Institut gewesen. Die Aussagen waren zum Teil widersprüchlich. Vom Institut selbst ist — von einer Replik abgesehen — keine SelbstdarStellung publiziert worden. Wie ist die institutionelle Basis des Institutes?

Zuerst muß festgehalten werden, daß bei Gründung des Institutes der Name „Institut für Sozialpolitik und Sozialreform“ gewählt wurde. Träger des Institutes ist der Verein für Sozial-und Wirtschaftspolitik. Erst nach dem Ableben des Gründers, Abg. z. NR Dr. Karl Kummer, wurde dessen Name dem bisherigen Institutstitel beigefügt. Die Ergänzung des Isntitutsnamens erfolgt, um Karl Kummer, den großen Arbeitsrechtler und dem Promotor neuer sozialreformato-risoher Konzepte, zu ehren. Gleichzeitig war mit der Annahme des Namens von Karl Kummer ein programmatischer Hinweis gegeben worden:

Das Institut wurde nicht allein errichtet, um in Praxisferne sozialpolitisch und sozialrefomato-risch orientierte Meditationen zu pflegen. Für Kummer und das Team der Gründer des Institutes ging es um eine Synthese von weltanschaulich fundierten, so-zialreformatorischen Konzepten und deren Transformation über die entsprechenden Gesetze in die Praxis; bis in die Wirklichkeit der einzelnen Betriebe. Daher beschäftigte sich das Institut auch mit Konzepten der Betrieblichen Partnerschaft und den Plänen um das Miteigentum der Arbeitnehmer am Kapital ihres arbeitgebenden Unternehmens.

Wie weit war das Institut in der sozialreformatorischen Praxis engagiert?

Angesichts der Chancen, die sich mit dem Phänomen des „Deutschen Eigentums“ nach dem Zweiten Weltkrieg boten, errichtete Kummer einen Verband der Arbeitsgenossenschaften und versuchte, ein Konzept zu realisieren, dem man heute die Qualität einer Realutopie beimessen kann: die Zeit war jedoch noch nicht reif, zu erkennen, wie zwischen individualistischem und etatisti-schem Kapitalismus ein Mittelweg gefunden werden könnte, der sich am Menschen als einem sozialverpflichteten Individuum orientiert.

Was ist eigentlich das formale,also das in den Statuten ausgewiesene Ziel des Institutes; wie vollzieht sich dessen Tätigkeit?

Im Juni 1975 wurde im Rahmen einer Zielvereinfachung durch Statutenänderung festgelegt, daß das Institutsziel die Förderung und Umsetzung der Ideen der Katholischen Soziallehre ist. Die Arbeit des Institutes hat zwei organisatorische Ebenen, den Verein, dessen Mitglieder sich zur aktiven Mitarbeit verpflichten, und einen „Klub“, der die Interessenten an den jeweiligen Veranstaltungen und Ergebnissen der Arbeit des Institutes umfaßt. Die Tätigkeit des Instituts vollzieht sich in drei Formen: in Ar-beitsgetneinschaften (derzeit bestehen Arbeitsgemeinschaften für „Grundsatzfragen“, Kommunalpolitik, Forsdhungspolitik, Rechts- und Staatspolitik, Familienpolitik), die sich im Rahmen von Referaten und Diskussionen mit grundsätzlichen oder aktuellen Fragen befassen, in monatlidienKluBäbenHeh'(Forumsgespräche),' “die'“ “jeweils“ ein spezielles Thema zum Gegenstand haben und dazu dienen, die Problematik einzelner Fragestellungen aufzuzeigen und spezielle Kenntnisse zu vermitteln. Sowohl Klubabende wie Arbeitsgemeinschaften haben nicht nur einen wissenschaftlichen, sondern auch einen volksbildnerischen Charakter. Und im Rahmen von „Katho-lisch-Sozialen-Tagungen“. Die Tagung 1975 beschäftigte sich mit dem Phänomen des „Politischen .Katholizismus“, die Tagung 1976 (2. und 3. April) wird das Problem einer „Katholischen Eigentumslehre“ zum Gegenstand haben.

Wie wird das Institut derzeit geführt, wie sieht es mit den Publikationen des Institutes aus?

Das Institut wird von einem Obmann geleitet (Obmann Josef Taus, wegen seiner Parteifunktion karenziert), daher liegt die Leitung jetzt bei einem „Geschäftsführenden Obmann“. Neben einem Vorstand gibt es ein beratendes Kuratorium. Die Administration liegt in der Kompetenz des Geschäftsführers. Das Institut gibt die Quartalzeitschrift „Gesellschaft und Politik“ heraus. Herausgeber sind Johannes Messner, Anton Burghardt, Josef Taus, Josef Steurer, Rudolf Weiler. Redaktioneller Leiter ist Josef Steurer.

Die genannte Zeitschrift ist derzeit die einzige periodische Publikation Österreichs, die sich mit den Problemen und Anwendungsbereichen der Katholischen Soziallehre befaßt.

Welche Themen werden in der Zeitschrift behandelt?

Die Nummer 1/75 „Neuorientierung der Forschungspolitik“, Nr. 2/75 „Soziale Sicherung und politische Verantwortung — Festschrift für Bundesminister a. D. Grete Rehor, Nr. 3/75 enthält den Wortlaut der Referate der letzten Katholisch-Sozialen Tagung

(„Der politische Katholizismus“, Referate von Univ.-Prof. Dr. Anton Burghardt, Univ.-Prof. Doktor Oskar Köhler, Univ.-Dozent Dr. Wolfgang Mantl, Landeshauptmannstellvertreter Dr. Herbert Saldier, Abg. z. NR Professor Dr. Josef Gruber), Nr. 4/75 befaßt sich mit kommunalpolitischen Fragestellungen. Die erste Nummer 1976 hat den Charakter einer Festnummer zu Ehren Professor Messners, der dm Februar sein 85. Lebensjahr vollendet.

Zahlreiche Vermutungen wurden darüber angestellt, wie die Haltung des Institutes zur Parteipolitik wirklich aussieht: ist eine parteipolitische Zuordnung überhaupt möglich?

Sowohl Karl Kummer wie auch Josef Taus sind Mandatare einer Partei. Kummer hat vorweg das Institut als ein politisches, nicht aber als ein parteipolitisches Institut verstanden. Gleiches gilt für Dr. Taus, der auch nach seiner Wahl zum Obmann der ÖVP die Kpnsequenzen gezogen hat und derzeit auf die Geschäftsführung keinen Einfluß ausübt. Dazu kommt noch, daß das Institut allen offensteht, die den Gedankengängen der Katholischen Soziallehre nahestehen. Daß sich derzeit mehr Angehörige der ÖVP als anderer Parteien an der Katholischen Soziallehre orientieren, liegt nicht am Instiut.

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