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Aufatmen und zurücklehnen?

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Wo ist der Schüssel? Im Reich der Mitte. Mitte? Genau die suchen wir, her mit ihm. -So ist es natürlich nicht gelaufen, aber auch nicht viel besser. Was die 15 mächtigsten Leute der Volkspartei in jüngster Zeit an Krisenmanagement geboten haben, war chaotisch. Schwamm drüber?

Wenn das die Delegierten zum OVP-Bundesparteitag am Samstag in der Wiener Hofburg so einfach schlucken, hat die Volkspartei aus der Krise nichts gelernt. Denn eigentlich müßte es krachen. Man dürfte eben nicht nur froh sein, daß sich einer für den „unmöglichen Job” des ÖVP-Bundesparteiobmanns gefunden hat, und gleich ins gewohnte Ritual zurückfallen: aufatmen, zurücklehnen - und abwarten, wie es dem Neuen ergeht.

Ob jetzt Michael Graff seinen Po-

pularitätstest wagt oder nicht: Wolfgang Schüssel tritt zum dritten Mal in Erhard Buseks Fußstapfen. Erst als Klubsekretär, dann als Wirt-schaftsbund-„General”, jetzt als Parteiobmann. An sich ein' logischer Nachfolger, hätte es nicht so g'schei-te Diskussionen gegeben, daß alles anders werden müsse. Wenig war von Kontinuität, viel von Erneuerung die Rede. Glaubwürdig daher, daß Schüssel selbst von seiner Kür überrascht war: als Signal für Kontinuität und Erneuerung.

Die Wahl Schüsseis bedeutet auch ein anderes Signal: als Architekt der Koalition steht er für Stabilität und Berechenbarkeit. Das ist gut für das Land, obwohl manche meinten, es sei nicht gut für die Volkspartei, ein Schwenk nach rechts wäre besser.

Ein neuer Obmann, ein neues Programm - jetzt braucht die ÖVP nur noch eine neue Gesinnung. Die

kann ihr ein neuer Parteichef nicht verordnen, zu der muß sie selber finden. Die zentrifugalen und eigenbrötlerischen Interessen, die die ÖVP in den letzten Wochen fast an den Ruin geführt haben, sind nicht vom Tisch. Macht da der Parteitag nicht reinen Tisch, ist die nächste ÖVP-Krise vorprogrammiert.

Auf Wolfgang Schüssel wartet eine große Herausforderung. Alles wartet gespannt auf sein Programm der Rundumerneuerung, auf neue politische und personelle Akzente. Andere haben Rechenschaft zu legen - nicht nur Erhard Rusek zum Abschied. Gut, die Wahlkommission hat sich geeinigt. Aber zu welchem Ergebnis ist die „Konzeptfmdungs-kommission” gelangt, die seit Jänner darüber brütet? Spätestens am Parteitag sollte auch dieses Geheimnis gelüftet werden. Zu vieles seit dem Dreikönigstag im Jänner schien nämlich eher konzeptlos zu sein.

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