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Keine Spur von Europa-Begeisterung

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Dänemark ist das Land, in dem es mehr EG-Gegner als Anhänger gibt. Dänemark ist das Land, in dem eine reine Anti-EG-Liste zur Europawahl antritt und mindestens zwei der 16 dänischen Parlamentssitze bekommen wird. Nimmt man Meinungsumfragen zum Maßstab, ist Dänemark das Land der schlechtesten Europäer.

Dies hat zwei Hauptgründe: wirtschaftliche und nationale. Dänemark hat, seit es in der EG ist, Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit als Dauergaste. Daß dies nichts mit dem EG-Beitritt, hingegen sehr viel mit öl-preisen, Weltwirtschaftskrise und der Tatsache zu tun hat, daß man jahrelang über die eigenen Verhältnisse gelebt hatte, ist für die EG-Anhänger sehr schwer zu beweisen. Die Gegner haben es leichter, ihnen hilft der(zeit-liche Zusammenfall.

Mindestens ebenso stark spielen in Dänemark nationale Gefühle mit. Als kleines Land fühlt man sich verloren im Reigen mit den Großen Europas. Daher kämpfen auch die europafreundlichen Parteien gegen eine Aufhebung des Vetorechtes und gegen die Erweiterung der Befugnisse des Europaparlamentes.

Den „nationalen Widerstand“ verkörpert in erster Linie die Volksbewegung gegen die EG“, auf deren Liste Kandidaten der kommunistischen Partei in bunter Reihe mit EG-Gegnern aller Schattierungen zu finden sind. Die Volksbewegung selbst behauptet, ein Drittel aller Dänen hinter sich zu haben und erwartet am 7. Juni mindestens vier Mandate.

Die meisten Mandate werden wohl die Sozialdemokraten gewinnen, aber gerade sie werden von der erwarteten schwachen Wahlbeteiligung am härtesten betroffen sein. Bei den Sozialdemokraten ist die Diskrepanz zwischen der Europafreundlichen Parteilinie und der Haltung der Wähler besonders groß. Von den bürgerlichen Parteien, die alle positiv zu Europa eingestellt sind, können die Bäuerlich-Liberalen mit einer guten Wahl rechnen. Mogens Glistrups „Fortschrittspartei“ kann hingegen auf internationaler Ebene nur die Hälfte ihrer Wähler mobilisieren.

15 der 16 dänischen Mandate werden in Dänemark selbst vergeben, der sechzehnte Sitz fällt in Grönland, wo die Wahl zu einer Art Volksabstimmung für oder gegen die EG wird. Die Regierungspartei „Siumut“ will die autonom gewordene. Insel aus der EG herausführen, die Oppositionspartei „Atassut“ wünscht das Verbleiben in der EG.

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