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Ordnung statt Entwicklung

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Wenn man mehr auf Ordnung und Stabilität als auf Freiheit und Demokratie setzt, dann kann das herauskommen, was sich zur Zeit in Jugoslawien abspielt. Dieser Vorwurf geht an die Adresse der westlichen Welt, an die EG, an die USA.

Dort hat unlängst Larry Diamond, Professor am konservativen Hoover Institute, die von George Bush proklamierte „neue Weltordnung" kritisch unter die Lupe genommen; sie sei zu sehr mit Ordnung befaßt, nicht mit Selbstbestimmung oder Gerechtigkeit in der sogenannten Zweiten oder in der Dritten Welt. Ein Beispiel für dieses Stabilitätsdenken hat Bush mit seinen Ermahnungen an die Sowjetrepubliken, doch im Gesamtverband der UdSSR zu bleiben, gegeben. Ein Beispiel geben auch die Westeuropäer mit ihrer Hilflosigkeit gegenüber einem blutigen Konflikt im Haus Europa.

Was ein Testfall für eine künftige gemeinsame europäische Außenpolitik sein könnte, ein Akt der Demonstration eines festen politischen Willens, dem Haus Europa eine demokratische Hausordnung zu geben, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Versuch vermeintlicher Hausmeister, die Untergeschosse aufzuräumen, währenddessen die Decke schon einzustürzen droht.

Das ganze nennt sich dann künftige europäische Sicherheitspolitik. Es wird von EG-Eingreiftruppen in Jugoslawien gefaselt, für die es überhaupt noch keine Strukturen gibt, deren Besetzung - im von nationalen Ressentiments geprägten Europa - nur eine Ausweitung des schon bestehenden Konfliktes bedeuten kann.

Österreichs Außenminister Alois Mock, sonst immer realistisch selbstbewußt und nicht vorauseilend gehorsam gegenüber EG-Forderungen für übermorgen, beeilte sich diesmal mit der Erklärung, selbstverständlich auch bei einer - welcher? - EG-Eingreiftruppe mitmachen zu können. Zum UNO-Helm das EG-Barrett.

Womit bewiesen wäre, daß wir trotz Neutralitätsvorbehalts im EG-Beitrittsansuchen, an dem unsere EG-Partner trotz Versicherungen, die Neutralität habe ihre alte Funktion längst eingebüßt, noch immer her-umkiefeln, im Wirrwarr der außenpolitischen Meinungen und Diskussionen im „neuen" Europa durchaus mithalten können. Wenn das, was uns die EG-Außenminister jetzt am Balkan vorexerzieren der Beginn einer gemeinsamen Politik sein soll, dann kann auch Österreich als EG-Mitglied nicht mehr zur Verwirrung und Konzeptlosigkeit beitragen. Nehmt uns mit offenen Armen auf, wir sind EG-reif!

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