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FRAUENSPEZIFISCHES

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Kopfschütteln bei den Redaktionskollegen, Verständnislosigkeit bei Gesprächen mit Freund(inn)en, erstaunte Rückfragen von Interviewpartnerinnen standen am Anfang dieses Dossiers.„Was soll am EG-Beitritt - ob gut oder schlecht - für Frauen anders sein als für Männer?" Das war der Tenor.

Und es stimmt natürlich, daß viele Veränderungen durch den Eintritt Österreichs in den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und den angestrebten EG-Beitritt alle Österreicher, Männer und Frauen, in gleicher Weise betreffen. Der freie Zugang zu preisgünstigeren Produkten, die Eröffnung neuer Absatzmärkte, erleichterte Arbeitsmöglichkeiten im Ausland, die Einbindung in ein „Europa ohne Grenzen" betrifft alle - aber nicht alle gleich.

Indem Frauen in einigen Bereichen anders betroffen sind als Männer, und indem sie in vielen Bereichen die Mehrheit der Betroffenen darstellen, ist es wichtig, sich als Frau mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Anders betroffen als die meisten Männer sind, so meine ich, viele Frauen von der Umweltzerstörung. Wasser- und Luftverschmutzung, steigende Radioaktivität oder das Ozonloch stehen für sie, vor allem auch. durch ihre Verbundenheit mit (ihren) Kindern, noch einmal stärker im Blickpunkt.

Im Regelfall sind auch die Frauen dafür verantwortlich, welche Nahrungsmittel in den Familien auf den Tisch kommen, sie entscheiden über die Verwendung von Wasch- und Putzmitttelmarken und profitieren von der strengen Kennzeichnungspflicht der Produkte in Österreich.

Arbeitsplatz - Mobilität

Zu den neuen EG-Freiheiten wird auch die Möglichkeit zählen, in EG-Ländern einen Arbeitsplatz anzunehmen. Aber wie viele Frauen werden diese Möglichkeit nutzen können, abgesehen von den Bewohnerinnen grenznaher Gebiete? Werden nicht der Arbeitsplatz des Partners, mangelnde Kinderversorgungsmöglichkeiten dieser Flexibilisierung entgegenstehen?Werden nicht vielmehr durch den verstärkten Wettbewerb und entsprechende Rationali-sierungsmaßnahmen gerade in erster Linie Arbeitsplätze weniger qualifizierter Frauen wegfallen und weibliche Teilzeitkräfte durch aus den EG-Ländern nachdrängende Billiglohnkräfte ersetzt? Kann Österreich seine sozialen Standards für Frauen (Nachtarbeitsverbot, zweijährige Karenzzeit) unter wirtschaftlichem Konkurrenzdruck aufrechterhalten?

Andererseits scheint es, daß der Druck zur Anpassung an EG-Regelungen Frauen qualifiziertere Ausbildungschancen und Berufskarrieren eröffnen wird.

Vielfach anders als Männer sehen Frauen auch einer allfälligen „Neudefinition" der österreichischen Neutralität entgegen. Ihre Söhne sind es, die Dienst beim österreichischen Bundesheer - mit welchen Aufgaben immer -versehen werden. Gleichzeitig bildet die EG zweifellos einen Stabilitätsfaktor im europäischen Raum. Ihre sicherheitspolitisch wichtige Rolle wurde durch die Veränderungen im Osten eher noch aufgewertet. Was Frauen, um Sicherheit und Frieden besorgt, begrüßen werden. Es scheint, daß die Schere zwischen Berufstätigkeit und Familienbetreuung durch den EG-Beitritt für Frauen noch größer wird.

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