Rendi-Wagner: An der Schmerzgrenze

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Wie AKK hat auch Pamela Rendi-Wagner beschlossen, sich von ihrer Partei nicht mehr länger zermürben zu lassen. Das ist verständlich – und wird ziemlich weh tun.

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Wie AKK hat auch Pamela Rendi-Wagner beschlossen, sich von ihrer Partei nicht mehr länger zermürben zu lassen. Das ist verständlich – und wird ziemlich weh tun.

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Knapp 15 Monate hat sie durchgehalten. 15 „schwierige, schmerzhafte“ Monate, wie Pamela Rendi-Wagner Freitag vergangener Woche in der ZIB2 erklärte. Es sei eine Zeit voll „Intrigen“ und „Selbstzerfleischung“ gewesen, ein „moralischer Tiefpunkt“, angesichts dessen sie persönlich keinen anderen Weg mehr gesehen habe, als die Vertrauensfrage zu stellen. Und zwar nicht den Genossen Funktionären, deren „Vertrauen“ und „Respekt“ sie schon ausreichend kennenlernen durfte, sondern den 160.000 Mitgliedern an der Basis.

Es war ein reichlich später, persönlich verständlicher und dennoch überraschender Befreiungsschlag, den die SPÖ-Chefin unternahm. Und es dürfte mehr als ein Zufall sein, dass er nur wenige Tage nach dem Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer erfolgte. Die deutsche CDU-Chefin hatte bereits vergangenen November am Parteitag in Leipzig – „ohne Not“, wie viele befunden hatten – die Vertrauensfrage gestellt. Nun, nach dem AfD-Desaster von Thüringen und der faktischen Entmachtung durch Kanzlerin Angela Merkel, blieb ihr nur mehr der finale Rückzug – samt (typisch weiblichem?) Loyalitäts-Angebot, ihre Nachfolge noch selbst zu moderieren. Ein Angebot, das Ex-Umweltminister Norbert Röttgen – der neue, vierte Mann in den Startlöchern Richtung Kanzleramt (nebst Armin Laschet und den beiden auf einen konservativeren Kurs drängenden Kandidaten Friedrich Merz und Jens Spahn) – gleich einmal dankend ablehnte. Aber Dankbarkeit ist eben keine politische Kategorie.

„Harakiri“ oder begründeter Abgang?

Das weiß natürlich auch Pamela Rendi-Wagner. So wenig ihr die Genossen nach dem überstürzten Abgang von Christian Kern die Übernahme des obersten roten Schleudersitzes dankten, so wenig Rücksicht nimmt sie nun auf etwaige Kollateralschäden ihres Befragungs-Experiments. Was Funktionäre intern als „Harakiri“ bezeichnen, als „letzten verzweifelten Versuch, sich zu retten“, kann für sie selbst durchaus frustrationslindernd sein. Bejahen mehr als zwei Drittel der Mitglieder die nicht ganz untendenziös gestellte Frage, ob man mit PRW „gemeinsam“ für „wichtige Themen“ „kämpfen“ wolle, kann sie sich gegenüber ewigen Nörglern als rehabilitiert betrachten. Erreicht sie das nicht (oder wird die Rücklaufquote so niedrig wie befürchtet), ist nach dem offenbar quälenden Experiment Löwelstraße der Weg frei für einen begründeten Abgang ohne Kernʼschen Hautgout von Kindesweglegung und Flucht.

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