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ÖVP sucht Gegengewicht gegen Staats-Forschung

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Das Universitätsorganisationsge- meinde Wien, der er entgegenarbeiten setz, das bevorstehende Forschungsorganisationsgesetz, die Forschungspolitik der Regierung, nicht zuletzt die starke Förderung der Ludwig-Boltz- mann-Gesellschaft, die einst als „roter Gegenverein“ gegen den unter der Marke „schwarz“ laufenden Forschungsrat des Prof. Rohracher aufgezogen worden war - alles dies bereitet dem Wissenschaftssprecher der großen Oppositionspartei Unbehagen, das er unter dem Motto „Verpolitisie- rung der Forschung“ zusammenfaßt. Die ÖVP fühlt sich aus dem Wissen- schaftsbereicfi hinausgedrängt. Sie sucht ein Gegengewicht.

Die „österreichische Forschungsgemeinschaft“, die Erhard Busek nach bundesdeutschem Vorbild kürzlich ins Leben gerufen hat, soll diese Lücke schließen. Sie will ihrerseits Forschungen fördern, die den ÖVP-Poli- tikem die wissenschaftlichen Grundlagen für ihre Gegeninitiativen geben sollen. Die Finanzierung soll vorerst vor allem aus den Ländern kommen. Deswegen hat auch der gerade erst zurückgetretene frühere Landeshauptmann von Salzburg, Hans Lechner, das Präsidium übernommen.

Auf drei Schwerpunktbereiche soll die ÖFG ihre Bemühungen konzentrieren:

• Für die Gesundheitspolitik sollen Probleme der Sozialmedizin, der Altersmedizin, der Psychiatrie behandelt werden. Die Reform der Sozialversicherung fällt ebenso in diesen Bereich wie die Entwicklung menschlicherer Behandlungsmethoden. Gerade die Boltzmann-Gesellschaft hat die Randgebiete der Medizin in den vergangenen Jahren zum Ziel ihrer Forschungsarbeiten gemacht. Busek sieht hier die Gefahr einer Monopolstellung ihrer Institute und der Gemöchte.

• Ein zweiter Schwerpunktsbereich soll das Geschichtsbewußtsein der Menschen stärken. Hier sollen Arbeiten aus der Ideengeschichte gefördert werden. Wo liegen die Wurzeln der politischen Entwicklungen unserer Zeit? Hier paßt auch die Frage nach dem Verhältnis zwischen der ÖVP und der Kirche hinein, ein Thema, das nicht nur emotionell oder politisch verzerrt, sondern von ausgewiesenen Historikern behandelt werden sollte.

• Der dritte Themenkreis fällt in die Politologie. Wir haben zuviel Staat in Österreich, meint Busek. Aber wir wissen zuwenig von seinem Funktionieren. Da müssen die Politologen noch viel nachholen.

Ein wissenschaftlicher Beirat ist im Werden. Er umfaßt acht Professoren von den größten österreichischen Hochschulen. Zunächst sollen konkrete Aufgaben vergeben werden. In weiterer Folge ist die Möglichkeit, eigene Forschungsstellen aufzubauen, nicht ausgeschlossen. Die Boltzmann-Gesellschaft hat auch klein angefangen.

• Ein vom Land Steiermark entwik- keltes Rohstoff-Forschungskonzept beginnt bereits seine Früchte zu tragen. Die Arbeiten der Wissenschaftler haben eine Reihe von Industrieunternehmen - vor allem im Hinblick auf die Schotterverwertung - bewogen, neu geortete Lagerstätten auszubeuten. Das Rohstoff-Forschungsprojekt des Landes gilt als Teil der regionalen Wirtschaftspolitik der Steiermark und gliedert sich in die drei Bereiche Steine und Erden, Energie und Rohstoffe sowie Erzvorkommen.

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