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„Vier Künstler — drei Räume“ nennt die Galerie nächst St. Stephan ihre Weihnachtsschau, die die traditionelle Accrochage abgelöst hat. Und um dem Termin gerecht zu werden, hat sich der junge Mario Terzic sozusagen eine Objektmetapher einfallen lassen: eine Krippe mit Wachstorso und Heubündel, ein allegorisches Ensemble, das in dieser Umgebung seltsam ambivalente Bedeutung annimmt. Galerieorganisator Oswald Oberhuber hat für die Schau jene Leinwände beigesteuert, die man von Venedigs Biennale und aus Düsseldorf kennt: Vorhänge, auf die in duftigen Pastellnuancen Babyköpfe, Tücher, Malrequisiten, eine tropfende Bassena locker hingepinselt sind. Oberhuber zeigt damit seine eigenwillige Spielart des Realismus, quasi eine „Trickmalerei“, die die eigentliche Realität zu verbergen sucht. Robert Lettner, hier mit ästhetisierenden Arbeiten vertreten, hat sich offenbar seit seiner

Ausstellung im April weiterhin nur mit Spritztechnik beschäftigt. Seine Leinwände erinnern an barocke Freskohintergründe. Es mangelt ihnen aber zu sehr an Kraft. Um so stärker treten dagegen Karl Prantls streng geformte Steine und Metallobjekte hervor, die den Betrachter zum Meditieren anregen wollen.

Leitlinienlo^ und qualitativ gemischt präsentierte sich die subventionierte Wanderschau amerikanischer Gegenwartskunst im Palais Pälffy: ein buntes stilistisches Durcheinander, zeitlich begrenzt vom informellen Impressionismus und den Anfängen des neuen Realismus; 27 Maler, die auf Stilzusammenhänge und in ihren Positionen zu analysieren, man zur Gänze dem Publikum überlassen hat. Das heißt: wer die amerikanische Kunst nicht genug kennt — und wieviele Experten gibt's da schon in Österreich? —, wird etwas hilflos durch diese Informationsschau wandern. Er wird in dem mit viel Fleiß, aber ohne Einfühlung zusammengestellten Katalog sich zu orientieren suchen und ihn wieder enttäuscht zur Seite legen. Denn dieser enthält zwar zahllose Details über Collegebesuche und Gruppenbeteiligungen der einzelnen Künstler, aber klar charakterisierende Angaben, welche Bedeutung das Schaffen jedes einzelnen für die US-Kunstszene hat, fehlen. Ja, das bescheidene Vorwort begnügt sich mit der Bemerkung, daß es „keinen verbindenden Stil für diese Künstler“ gebe. So bleibt dem Betrachter nur die Möglichkeit, europäische Zusammenhänge zu suchen. Und im übrigen festzustellen, daß zum Beispiel Robert Pickford, ein interessanter Realist, mit Akribie ein Schubert-Orchester malt, daß Mary Maughelli einem eher sozialkritischen Stil huldigt, Gaines mit Acryl subtile Farbeffekte erzielt usw. Ob das der Sinn der Ausstellung war?

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