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Wahrhaft argumentieren

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Protestbewegungen, und aus einer solchen Haltung entspringen auch die Grünbewegungen, sind nichts Neues. Es hat sie auch in der Geschichte immer gegeben. Die derzeitige Grünbewegung unterscheidet sich vielleicht im Umfang und im Zuspruch.

Die Elektrizitätswirtschaft steht in der vordersten Reihe jener Wirtschaftsunternehmungen, die angegriffen werden, ebenso wie die Politiker, die ebenfalls scharf ins Schußfeld geraten sind.

Das Verhalten den grünen Bewegungen gegenüber erfordert zweifellos prinzipielle Überlegungen. Protestbewegungen entstehen aus Anlässen oder aus grundsätzlichen Überlegungen. Im Falle des Kraftwerkbaues werden grundsätzliche Überlegungen hochgespielt. Die Antwort kann nur in der systematischen, langjährigen Suche nach dem Gespräch und in der permanenten mehrschichtigen Information der Bevölkerung bestehen.

Die fortschreitende Spezialisierung auf allen Gebieten und die ungeheure technische Innovation müssen mit einer kontinuierlichen Orientierung über alle Notwendigkeiten und Maßnahmen konform gehen. Dazu sind objektive und uneigennützige Informationen notwendig.

Die Erkenntnis, daß Nichtwissen urtd Halbinformiertsein meist zu Unzufriedenheit und Ablehnung führen, erfordert eine Form von Information, welche Mißtrauen beseitigt, Verständnis aufbaut und Vertrauen schafft.

Diese Voraussetzungen sind eben nur in einer effizienten Öffentlichkeitsarbeit gegeben. Diese ist nicht unmittelbar nach den momentanen Gegebenheiten auszurichten, sondern ist Vertrauenswerbung durch systematische, gezielte und vor allem permanente Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Gruppen der Öffentlichkeit, mit dem Ziel, das Bild, das sich die öffentliche Meinung macht, mit der tatsächlichen

Identität und den Aufgaben des Unternehmens in Ubereinstimmung zu bringen.

Nur wenn die Aussagen der Wirklichkeit entsprechen, klar und einfach formuliert sind und mit der täglichen Praxis übereinstimmen, können sie von der Öffentlichkeit verifiziert werden. Nur auf diese Weise kann Vertrauen aufgebaut werden. Und dieses Vertrauen ist die notwendige Grundlage für die Schaffung einer vernünftigen Gesprächsbasis.

Was die grünen Gruppen betrifft, so muß man differenzieren, welche Anliegen diese Gruppen haben: Es gibt darunter Leute, denen es in erster Linie um die Umwelt geht, eine Sorge, für die man Verständnis haben muß. Es gibt darunter Menschen, die mit den Politikern unzufrieden sind, ein Bereich, der über die Wirtschaft weit hinausgeht. Und es gibt Leute, die das System verändern wollen und Umweltschutz als Vorwand benützen. Man muß das den Bürgern auch klar sagen. Zweifellos wird die Elektrizitätswirtschaft der Umwelt eine noch größere Aufmerksamkeit widmen müssen als bisher.

Es sollte aber doch darauf hingewiesen werden, daß sich die österreichische Elektrizitätswirtschaft schon seit vielen Jahren — lange bevor grüne Gruppen und Umweltschützer an die Öffentlichkeit getreten sind — intensiv mit Fragen und Problemen des Umweltschutzes auseinandersetzt und in einer Vielzahl von Beispielen bewiesen hat, daß die Nutzung gerade der Wasserkraft in keinem Gegensatz zu Ökologie und Umwelt stehen muß. /

Wir dürfen uns aber auch nicht scheuen, die gesellschaftspolitische Herausforderung anzunehmen und für unsere Ziele Position zu beziehen, d. h. Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und das Gespräch zu suchen.

Der Autor ist Generaldirektor der Ober-österreichischen Kraftwerke Aktiengesellschaft (OKA). Der Beitrag ist ein Auszug aus einem Referat vor dem 4. PR-Tag des Public. Relations Verbandes Austria Ende 1984.

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