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Als Kolping noch lebte...

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Die Auseinandersetzungen um Richtungs- oder Einheitsgewerkschaften binden heute in der Bundesrepublik einen großen Teil der sozialengagierten Kräfte im katholischen Lager (erheblich weniger bei den Evangelischen). Nun ist der innerkatholische

Gewerksschaftsstreit keine einmalige Auseinandersetzung um die Frage, ob die unmittelbare Interessenvertretung allein schon eine konfessionelle Bindung verlangt oder nicht. Die Diskussion um die angedeuteten Probleme ist erheblich älter und reicht in das vorige Jahrhundert zurück.

Das vorliegende Buch — eine Dissertation — ist eine gründliche Materialdarstellung nicht zur Geschichte der alten Christlichen Gewerkschaften, sondern “zur Vorgeschichte derselben, führt also in die „Urzeit'“' der christlich-stJale Bewegung zu-' rück, in' der man begann, die Gesellschaft als Ganzes zu studieren und zum Gegenstand pastoraler Untersuchungen zu machen. Die Abkehr vom Romanti-zismus und den Gedanken eines patriarchalischen Verhältnisses, das man als für die Organisation der Betriebe allein gültig ansah, bedeutete einen völligen Wandel des katholischen Denkens. Freilich erst am Rand.

Was Adolph Kolping auf dem Sektor der Organisation der Handwerksgesellen mit Geschick und einer organisatorischen Gabe sondergleichen zustände brachte, erfuhr eine Rechtfertigung von oben durch die eindeutigen Stellungnahmen des Bischofs Ketteier.

Mangels eines organisatorisch transparenten Deutschlands gab es anfangs noch keine einheitliche katholische Arbeiterbewegung, sondern eine Vielfalt von Einzelgruppen, die einmal konfessionell gebunden waren, dann anderswo wieder sich interkonfessionell organisierten. Auch die katholischen Unternehmer versagten sich nicht der Einsicht in die unhaltbar gewordene Lage der Arbeiter in den Fabriken. Die nach der Lockerung der Besclv'inkun-gen des Koalitionsrechtes eruptiv aufbrechenden sozialistischen Massenbewegungen vermochten sich den katholischen Arbeitnehmern nicht in geeigneter Weise anzubieten. Die Folge war die Verlagerung der Interessenvertretung in den innerkatholischen organisatorischen Bereich, in die Arbeitervereine. Das Interesse ist aber kein allgemeines, sondern ein spezifisches. Dadurch ergab 'sich wieder die Notwendigkeit, die Vertretung nur-ökonomischer Belange aus den Arbeitervereinen teilweise auszugliedern und an ..Fachabteilungen“ zu überweisen. Damit aber bestanden im Ansatz bereits die Christlichen Gewerkschaften.

Das Buch schildert unter Wiedergabe umfangreichen Materials die großen Dispute um die Errichtung christlicher, nichtchristlicher oder interkonfessioneller Gewerkschafts- (Gewerk-) Vereine.

Das vorliegende Werk beschränkt sich nicht allein auf Materialwiedergabe hinsichtlich des engen Gebietes der christlich-gewerkschaftlichen Interessen, sondern ist zugleich ein geglückter Abriß einer Sozialgeschichte Deutschlands der zweiten Hälfte des vergangenen lahrhunderts.

ADOLPH KOLPING, LEBEN UND WERK DES GESELLENVATERS. Von Franz Josef Rüstige. B. Kühlen-Verlag, M.-Gladbach. Preis 15.- DM.

Det Verfasser des Buches, durch viele Jahre Redakteur des deutschen Kolping-Blattes, vermittelt uns eine ganz hervorragende Darstellung der Organisation der katholischen Gesellenvereine.

Der Gesellenvater hat als erster in der Neuzeit das christlich-sozialreformatorische Denken aus seiner theoretischen Vereinsamung herausgehoben und es sachkundig in der Wirklichkeit seiner Gesellschaft, insbesondere im Bereich der handwerklichen Fertigung, praktiziert.

Wie das der Spätberufene, ein Schuster, der „nicht bei seinen Leisten bleiben“ wollte, zustande brachte, wird plastisch, unterstützt durch Bildmaterial, dargestellt. Von der Gründung des ersten Gesellenvereines an wird überdies die Entwicklung der Gesellenverefne geschildert.

Was das Buch so anschaulich und für eine Massenverbreitung geeignet macht, ist das ausgezeichnete Bildmaterial (nicht weniger als 134, oft ganzseitige Bilder). Ein seinem Zweck entsprechend lebendig geschriebenes Buch, das, mehr als dies oft ein wissenschaftliches Werk vermöchte, Zeugnis gibt für den frühen Einsatz der christlichen Kräfte im sozialen Bereich.

„... ZU WASSER, ZU LANDE UND IN DEN LÜFTEN...“ Ein Bildheft. Verlag Kameradschaftsrunde ehemaliger Militärakademiker und Zöglinge.. Wien (VI, Wallgasse 25).

„Vorliegende Reproduktionen gleichen Dokumenten der franzisko-josephinischen Epoche. Es sind buntfarbige Herbstblätter für die ältere Generation und leuchtende Blüten für die jungen Menschen von heute.“ Mit diesen Worten beginnt das Geleit, das die Herausgeber der vorliegenden, mit viel Liebe und Mühe gestalteten Soldatenbildmappe ihrem Werk vorausschicken. Und sie halten Wort. In einer Reihe von-Färb- und Schwarzweißprodtiktionen — Bilder des bekannten Militärmalers Prof. Alexander Pock sind zahlreich vertreten — ersteht vor dem Beschauer noch einmal die alte Armee in der Buntheit ihrer Regimenter, Truppenteile und Traditionen.

Nur ein Ausflug in eine Vergangenheit, die nie wiederkehrt? Eine solche Auffassung würde den Intentionen der Herausgeber nicht gerecht werden. Ihre lobenswerte Absicht ist es vielmehr, durch diesen privaten Beitrag mitzuhelfen, daß die junge Generation österreichischer Soldaten von 1958 lernt, wo — entgegen manchen Entstellungen und Unterschiebungen — die wirklichen Wurzeln österreichischen Soldatentums zu suchen und zu finden sind.

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