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Aus dem Gebiet der Naturwissenschaften

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Albert Einstein. (Sein Werk und sein Einfluß auf die Welt.) Von Leopold I n f e 1 d. Schönbrunnverlag, Wien 1953.

Der langjährige Mitarbeiter Einsteins, Prof. Infeld, gab in diesem vorbildlich klar geschriebenen Buch auf knappen 175 Seiten eine auch dem Nicntphysiker verständliche Darstellung der Grundgedanken des Lebenswerkes des großen Naturforschers. Infeld führt nicht nur in die spezielle, die allgemeine und die neue Feldtheorie Einsteins ein, sondern stellt auch die dem Nicht-fachmann wenig bekannten großen Leistungen Einsteins in der Quantentheorie und Atomphysik dar. Jeder Freund der Naturforschung wird das Buch mit reichem Gewinn durcharbeiten. Die Darstellung des bekannten Gedankenversuches Einsteins auf Seite 73 könnte vom Nichtphysiker vielleicht mißverstanden werden und wäre bei einer Neuauflage wohl besser durch die klare Darstellung aus Einstein und Infelds Buch: Die Evolution der Physik, Seite 261, zu ersetzen. *

Aus meinen späteren Jahren. Von Albert Einstein. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1952. (Uebersetzt von Dr. H. B 1 o m e y e r.)

War auch die Rückübersetzung der hier vorgelegten Aufsätze und Ansprachen Einsteins aus der englischen Ausgäbe nicht unbedingt geboten, da Einstein sie ursprünglich deutsch geschrieben

hatte, so ist uns das Buch doch sehr wertvoll, da es uns im deutschen Sprachraum Einsteins kleinere Publikationen aus der Zeit von 1933—1949 zugänglich macht und so die 1934 erschienene Sammlung: „Mein Weltbild“ weiterführt und ergänzt. Werden den Naturforscher vor allem die physikalischen Beiträge interessieren, so besonders die größere Arbeit: „Physik und Wirklichkeit“, eine neue elementare Ableitung der Aequi-valenz von Masse und Energie und die Nachrufe für Planck, Nernst und Ehrenfest, so werden Einsteins politische, kulturelle und ethische Aufsätze als Erkenntnisse und Bekenntnisse des großen Denkers und Menschen breitere Kreise fesseln und ergreifen, dies auch dort, wo man die Anschauungen des großen Forschers nicht völlig teilen kann. Das Buch ist für die Kenntnis Einsteins als Forscher und Mensch sehr bedeutsam. *

Einstein und die Schweiz. Von Carl S e e 1 i g. Europa-Verlag, Zürich-Stuttgart-Wien, 1952.

Das Buch enthält die beste Darstellung von dem vielleicht wichtigsten Lebensabschnitt Einsteins, und zwar der Zeit von 1895 bis 1914 durch Carl Seelig, außerdem Prof. Scherrers wertvollen Aufsatz über die allgemein wenig bekannten Untersuchungen Einsteins über die Brownsche Bewegung, L. de Broglies Darstellung seines Zu-

sammentreffens mit Einstein auf der Solvay-Tagung 1927 und eine vollständige Bibliographie von Einsteins wissenschaftlichen Publikationen bis 1953. Das Werk ist mit Phil. Franks Biographie die wertvollste Publikation über Einsteins Werdegang und so ein entscheidender Beitrag zur Geistesgeschichte unseres Jahrhunderts, das man vielleicht einmal das Jahrhundert Plancks und Einsteins nennen wird, so wie man das siebzehnte Jahrhundert das Jahrhundert Newtons und Leibniz's nannte. Das Buch Seeligs ist eine Veröffentlichung, deren Wert gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Die Evolution der Physik. Von Albert E i n-stein und Leopold Infeld. Paul Zsolnay Verlag, Wien.

Einstein und Infeld geben in diesem Buch eine auch für den Nichtphysiker, der Mühe des Mitdenkens nicht scheut, wirklich verständliche Darstellung des Werdens und der Grundgedanken der neuen Physik. Das Buch ist für den echten Freund der Forschung spannender als ein Roman. Die begriffliche Entwicklung der neuzeitlichen Physik von Galilei bis zur Gegenwart wird in klarer Weise zusammenfassend dargestellt. Die von Einstein so geliebten Gedankenexperimente ersetzen die mathematische Darstellung und machen, auch ohne diese, schwierige Erkenntnisse verständlich. Daß Einstein selbst sich dieser Aufgabe unterzog und sie so vorbildlich löste, machte das Werk auch für den Fachmann bedeutungsvoll und gibt auch ihm manch wertvolle. Einsicht. Mit diesem Buch ist Einstein und Infeld das gelungen, was mit der „gemeinverständlichen“ Einführung in die Relativitätstheorie seinerzeit nur für einen engeren Kreis erreicht war.

Gottesbekenntnisse moderner Naturforscher. Von Herbert Muschalek. Morus-Verlag, Berlin 1952.

Das Buch enthält die wichtigsten weltanschaulichen Zeugnisse von über sechzig der bedeutendsten Physiker, Chemiker, Biologen, Anthropologen, Ethnologen und Mediziner unserer Zeit aus deren Werken und sonstigen Publikationen. Von den vertretenen Persönlichkeiten seien genannt: B. Bavink, F. Dessauer, P. Jordan, M. v. Laue, M. Planck, E. Schrödinger, v. Weizsäcker, H. Driesch, J. v. Uexküll, J. Reinke, M. G u s i n d e, W. Koppers, A. Bier, W. Leibbrand, V. F r a n k 1, W. Sauerbruch, A. Niedermeyer, v. Gebsattel. Das Buch ist eine wertvolle philosophe Anthologie, die dem Priester und Lehrer, dem Naturforscher und Philosophen gute Dienste leisten wird. Auf das Vorwort mit seiner Klärung der Gesamtproblematik und dem Rückblick auf die Vergangenheit sei besonders hingewiesen. Ein gutes Register erleichtert die Verwendung des Buches und ein sorgfältig zusammengestelltes Literaturverzeichnis regt zu weiterer Vertiefung an.

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Das Leben in Pflanze und Tier. Von Albuin M a i r von der Eggen. Tyrolia Verlag, Innsbruck-Wien-München.

Eine lebendig und gut geschriebene Einführung in die Welt des pflanzlichen und tierischen Lebens, die auf anziehende Weise eine Fülle von Einsichten und Erkenntnissen schenkt. Die wichtigsten biologischen Fragenkreise werden in klarer und anregender Art behandelt. Für die reifere Jugend könnte man sich keinen freundlicheren und klügeren Führer in die Welt der Biologie denken als.Mairs Buch. Es gibt Begeisterung für den behandelten Gegenstand und regt zu weiterem Studium an. Es sollte in keiner Lehrer- und Schülerbücherei fehlen.

Prof. Dr. Ulrich Schöndorfer

Die biblische Lehre von der Arbeit. Von Alan Richardsori. Gotthelf-Verlag, Zürich 1953. 52 Seiten. Preis sfr. 2.50.

Die Menschenrechte in christlicher Sicht. Herausgegeben von Senatspräsident DDr. August W i m m e r. (2. Beiheft zur Herder-Korrespondenz.) Freiburg im Breisgau 1953. 112 Seiten. Preis DM 3.80.

Auf diese zwei Veröffentlichungen zu verweisen ist eine angenehme Pflicht. Sie befassen sich mit zwei überaus zeitnahen Problemen: Mit der Sinndeutung der Arbeit und mit der durch die UNO am 10. Dezember 1948 erfolgten Erklärung der Menschenrechte.

Die Untersuchung über die biblische Lehre von der Arbeit ist durch die Initiative des ökumenischen Rates entstanden. Der Verfasser, ein protestantischer Bibelwissenschafter, hat diese Untersuchung in Zusammenarbeit mit anderen protestantischen Bibelwissenschaftern verfaßt. Die Arbeit ist von erstaunlicher Sauberkeit. Sie untersucht zuerst, in welchem Sinne die Bibel die Begriffe „Arbeit“ und „Werk“ gebraucht Dann wird die Lehre des Alten Testamentes über die Arbeit dargelegt. Und zwar geht der Autor hier richtigerweise nicht von der Genesisstelle aus: „Verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen . .. Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen ... (Gen 3, 17—19).“ Der Geha't dieser Genesiserzählung wird viel mehr am Schluß behandelt, nachdem alles, was die Schrift positiv über die Arbeit des Menschen aussagt, zusammengetragen wurde. So wird diese schwierige und so oft mißbrauchte Stelle ins rechte Licht gerückt.

An zweiter Stelle behandelt der Autor die Lehre des Neuen Testamentes über die Arbeit. Ausgehend vom Werke Christi, spricht er über die

christliche Auffassung der Arbeit, des Berufes, über die Pflichten der Arbeit, Arbeit und Rechtfertigung, Arbeit' und Gottesdienst, Arbeit und Opfer. Wenn wir auch nicht in allem dem Autor folgen, wie z. B. seinen Ausführungen über „Beruf im Neuen Testament“ (S. 24 bis 26), besonders aber den Ausführungen des letzten Kapitels „Das Opfer der Arbeit“ (S. 46 bis 52), wo der Verfasser die protestantische Meßtheorie zugrunde legt, so sehen wir doch in dieser Abhandlung etwas Vorbildliches an Gründlichkeit der Themabehandlung, die allen Problemen der Arbeit nachgeht und gewissenhaft abgrenzt, wie weit man die Bibel zur Lösung dieser Fragen heranziehen kann und wie weit nicht. Es wird dabei klar, daß die Bibel keine Lösung moderner Sozialprobleme gibt, wohl aber viel tiefer den allseitigen Sinn menschlicher Arbeit behandelt. Die Arbeit wird in all ihren Beziehungen zu den einfachsten und höchsten Lebensbereichen dargestellt. Es soll hier besonders die Vorbildlichkeit der Arbeitsweise

hervorgehoben werden, weil wir heute so viel Dilettantisches, Flüchtiges und daher Einseitiges und Unzureichendes in der Behandlung wichtiger Fragen finden.

Die zweite Abhandlung ist die Sammlung der Referate, die auf der ersten Nachkriegstagung der Fax Romana auf deutschem Boden in Limburg an der Lahn, 1951, abgehalten wurde. Die Proklamation der Menschenrechte durch die UNO bedeutete für das internationale Rechtsleben sehr viel. Daß auch wir Christen und Katholiken an diesem Ereignis nicht achtlos vorübergehen dürfen, ist längst schon klar. Das erfordert aber ein genaues Studium der Menschenrechte. Die gesammelten Referate geben einen Ueberblick über die Probleme, die für die christliche Ethik durch diese Proklamation aufgeworfen werden. Was über die christliche Deutung dieser Proklamation, über die Philosophie und Geschichte der Menschenrechte gesagt wird, ist für uns alle von Interesse.

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