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Ein Kompromiß ist nicht immer die beste Lösung

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1. Schützen Sie Ihre Beziehung, auch während des Konflikts.

Die gemeinsame Grundlage, die den Kern unserer Beziehung ausmacht, sollte auch nach dem Streit erhalten bleiben.

2. Akzeptieren Sie Konflikte als natürlichen Teil zwischenmenschlicher Beziehungen.

Der Konflikt ist ein Teil jeder gesunden Beziehung. Diese Einsicht kann dazu beitragen, daß sich eine Beziehung langsam und friedlich entwickelt, und sich heftige Veränderungen vermeiden lassen. Durch Konflikte werden uns die persönlichen Ansichten und Meinungsunterschiede bewußt. Wir lernen einander besser kennen und verstehen. Ein Konflikt bietet auch immer ein Ventil, um innere Anspannungen, die durch die eingrenzenden Aspekte einer Beziehung zustande kommen, loszuwerden.

3. Übernehmen Sie die Verantwortung für das Konfliktergebnis.

Nicht alle Konflikte können schnell gelöst werden. Sehen Sie Ihr Ziel in der Festigung Ihrer Beziehung und nicht darin, den Streit zu gewinnen, Ihr Recht zu beweisen oder Ihre Macht zu festigen.

4. Lassen Sie unterschiedliche emotionale Wirklichkeiten zu.

Übernehmen Sie Verantwortung für Ihre eigene Wahrnehmung. Machen Sie sich klar, daß Ihre Weltanschauung nur Ihre eigene innere Wirklichkeit widerspiegelt und nicht die des anderen. Akzeptieren Sie, daß jeder das Recht hat, dasselbe Ereignis auf unterschiedliche Art und Weise zu erleben.

5. Vermitteln Sie Gefühle, keine Urteile.

Urteile fordern nicht nur eine defensive Verhaltensweise beim anderen heraus, sie lassen auch die Wirklichkeit des anderen unberücksichtigt. Es können auch zwei unterschiedliche emotionale Wahrheiten nebeneinander existieren. Wenn wir anstatt Urteilen unsere Gefühle ausdrücken, so lernen wir, uns selbst und den anderen in seiner Ganzheit zuzulassen.

6. Hören Sie zu, um die Sichtweise des anderen zu verstehen, nicht aber, um das eigene Argument zu entwickeln.

Aktives Zuhören ist der Schlüssel um zu vermeiden, daß Meinungsunterschiede zum Streit ausarten. Das, was der andere sagt, ist nicht unbedingt immer das Gegenargument zur eigenen Meinung, es ist vielmehr der Ausdruck der Bedürfnisse, Wahrnehmungen und Empfindlichkeiten des anderen.

7. Erkennen Sie, daß Konflikte sich auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig anspielen können.

Bei Konflikten kann es gleichzeitig um mehrere Inhalte gehen: um Gefühle, um Grundeinstellungen, um Sachinhalte, Wertgegenstände, Geld, Zeit oder Grundwerte. Bei einem Streit um Geld beispielsweise scheint es zunächst nur um die Frage des Haushaltsgelds zu gehen. Im Verlauf des Streits entdeckt man vielleicht, daß sich hinter der Geldfrage auch ein starkes Gefühl bemerkbar macht. Es geht vielleicht um das Recht, wer das Familiengeld kontrolliert, und wessen Bedürfnisse an erster Stelle stehen. Darüber hinaus können auch unterschiedliche Meinungen über die Prioritäten im Leben jedes einzelnen eine Rolle spielen: zum Beispiel möchte man in erster Linie Sicherheit, oder vielleicht Vergnügen, oder steht die berufliche Karriere an erster Stelle?

8. Setzen Sie dem Streit Grenzen.

Ziel sollte immer sein, dem Streit Grenzen zu setzen, das heißt der Partner und man selbst sollten vor Verhaltensweisen geschützt bleiben, die die Basis der Beziehung gefährden könnten. Streittaktiken, die sich in der Vergangenheit als besonders verletzend herausgestellt haben, sollten auch kein zweites Mal zur Anwendung kommen.

9. Nutzen Sie die Zeit nach dem Streit zur Selbsterkenntnis und auch zur Weiterentwicklung Ihrer Beziehung.

Man sollte sich nach einem Streit die Zeit nehmen, das Geschehene zu reflektieren und auch zu analysieren. Dies ist auch der Moment, wo man die Verantwortung für ausgelöste Emotionen auf sich nehmen sollte und eventuell gewonnene Erkenntnisse bewußt ins Gedächtnis speichert.

10. Versuchen Sie, die Bedürfnisse des anderen zu erkennen und nicht, Kompromißlösungen zu finden.

Konflikte sollten nicht mit Kompromißlösungen gelöst werden. Sicher ist ein Kompromiß hie und da die einzige Möglichkeit, die übrig bleibt. Ständige Kompromisse bedrohen aber auf die Dauer jede Beziehung. Nicht umsonst heißt es: „Der Kompromiß ist die Kunst, eine Einigung zu finden, die für alle Beteiligten gleich unbefriedigend ausfällt."

Hauptziel sollte immer sein, beide Partner zufriedenzustellen. Es ist nicht wichtig, wer gewinnt, wer nachgibt oder wer den kürzeren zieht.

11. Lösen Sie Probleme gemeinsam.

Es gibt Fähigkeiten, die man sich aneignen kann, und die auf eine gemeinsame Problemlösung hinzielen. In konfliktfreien Phasen kann man sich Zeit nehmen, sich zusammenzusetzen und sich um Problemlösungen zu bemühen.

12. Erkennen Sie, wann ein „Vermittler" nützlich sein kann.

Paare oder langjährige Kollegen haben sich oft schon so an die wechselseitigen Reaktionen gewöhnt, daß ein System von Erwartungen, Rollen und Verhaltensweisen entsteht, das bereits als natürlich und normal angesehen wird, auch wenn es für den anderen frustrierend und verletzend ist.

In solchen Systemen kann der Einsatz eines Außenstehenden, eines Therapeuten oder Vermittlers (Mediators) sehr effektiv sein.

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