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Oberösterreichs Fischer von Erlach

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JOHANN MICHAEL PRUNNER. Von Bruno Grimschitz. Verlag Herold, Wien- München. 2., erweiterte Auflage. 150 Seiten. 112 Abbildungen. Preis 217 S

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JOHANN MICHAEL PRUNNER. Von Bruno Grimschitz. Verlag Herold, Wien- München. 2., erweiterte Auflage. 150 Seiten. 112 Abbildungen. Preis 217 S

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Als vierten Band seiner monumentalen Barockmonographien veröffentlicht der Verlag Herold ein Werk über Prunner, verfaßt von Bruno Grimschitz, dem die Kunstgeschichte bereits die große Monographie über Lucas von Hildebrandt verdankt und der gegenwärtig an einer ebenso großen über Jakob Prandtauer arbeitet. Wer war Johann Michael Prunner? Bis zum Erscheinen des Werkes von Grimschitz war er nur einem kleinsten Kreis von Kunsthistorikern bekannt. Nun weiß die Welt, soweit es Forschung ermöglicht, alles über sein Leben und sein Oeuvre. Und dieses Werk hat alle Berechtigung an das Licht der Welt gezogen und weitest bekannt zu werden. Johann Michael Prunner, geboren 1669, gestorben 1739, der außer Wanderjahren in Rom, Florenz, Wien und wahrscheinlich Prag, sein Leben in Oberösterreich verbrachte, Zeitgenosse Hildebrandts, des älteren Fischer sowie Prandtauers, beeinflußt von deren Kunst, kann sich in seinen Gipfelleistungen ebenbürtig neben dieses große Dreigestirn stellen. Seine Glanzleistungen sind die Dreifaltigkeitskirche von Stadl-Paura, das Palais Lam- berg in Steyr, die Kirche in Spital am Pyhrn sowie das Löschenkohlsche Palais in Regensburg. Hier liegt Österreichs Hochbarock in Reinkultur vor. Aber auch seine übrigen, zahlreichen Bauten — Prunner war unendlich fleißi«? — spiegeln seine hohe Kunst wieder. So das Palais Tilly in Wels, ferner die Tilly-Bunr, die Bibliothek von Schlierbach, das Rathaus von Wels, das Schloß Kammer am Attersee, die entzückenden Stadtpalais’ der Starheinberg, Zeppenfeld, Weißenwolf, Hohenegg in Linz, die Pfarrkirchen von Wels, Freistadt, Gmunden, Pichl. Prunner baute für den Adel, für die Klöster, die Städte. Aber auch der aufsteigende Stand der Industriellen und der Finanziers suchte seine Kunst für sich zu gewinnen. Nicht umsonst, wie es der Bau der Linzer Wollzeugfabrik sowie das Haus des Bankiers Löschenkohl in Regensburg (wo Prunner ebenso wie in Passau über Oberösterreich hinausgriff) zeigen.

Johann Michael Prunner ist gewiß der bedeutendste oberösterreichische Barockarchitekt, durch seine Kunst wurde das Bild der Stadt Linz sowie des Landes wesentlich geformt und beeinflußt, so daß es nur einen Akt der Dankbarkeit darstellt, wenn die Herausgabe der vorliegenden Biographie durch das Kulturamt der Stadt Linz erfolgte, wobei aber dankbar auch auf diesen Akt des Mäzenatentums hingewiesen werden soll. .

Johann Michael Prunner wirkte aber auch durch seine Schule weit in das bauliche Schaffen des Landes Oberösterreich hinein. Zwei seiner bedeutendsten Schüler führt das Werk von Grimschitz noch an: Johann Matthias Krinner und Johann Haslinger. Hat der erstere die Minoritenkirche in Linz gestaltet, so hat der letztere Linz durch den Bau des Ursulinerinnenklosters verschönt und in Oberösterreichs Landschaft den Bau von Wilhering hineingestellt und dem Namen „Prunner” vor allem durch den Bau des Prunner-Stiftes, eines Armen- und Krankenhauses, das der Bruder des Meisters und Bürgermeister von Linz gestiftet hat, auch auf diese Weise der Nachwelt überliefert. Bis es der vorliegenden Biographie Grimschitz’ gelang, auch weiteste Kreise mit der Kunst dieses Mannes, der so wesentlich Oberösterreich zu einem Barockland werden ließ, bekannt und vertraut zu machen.

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