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Die arabische Einheit

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Andererseits kann Ägypten darauf verweisen, daß seine Forderungen die Unterstützung seiner Nachbarn finden, nicht nur der Arabischen Liga und ihrer Mitgliederregierungen. Besonders rechnet es auch mit der politischen Wirkung des großen Staatsbesuches König Ibn Sauds im Jänner, dessen Aufenthalt in Kairo im Zusammenhange mit dem Ende des französischen Empires im Nahosten — mit dem Abzüge der französischen Truppen aus Syrien und dem Lybanon — und nach den Erfahrungen in Palästina als eine Geste der arabischen Welt zur Abkehr von Europa gedeutet worden ist. König Ibn Saud und König Faruk sind beide Gründer der Arabischen Liga, dieses Inbegriffes der national-arabischen Idee, mit der alle politischen Aktionen im Oriente in Hinkunft zu rechnen haben.

Die Liga hat einstimmig beschlossen, die ägyptischen Forderungen sich zu eigen zu machen. Nebenbei bemerkt, hat sie jetzt sogar ä la Churchill eine gemeinsame Staatsbürgerschaft aller arabischen Staaten vorgeschlagen, um die Festigkeit des Bundes noch mehr zu fundieren. Wie in Palästina, in Indien oder in anderen Ländern des Orients handelt es sich also nicht mehr um isolierte Probleme. Selbst die jetzige Pariser Friedenskonferenz steht mit dem Problem Ägypten insoferne in Verbindung, als Ägypten einen Teil des vormals italienischen Tripolitanien, wenigstens die Cyre-naika, beansprucht und dabei der wirkungsvollen Propaganda der Senussi sicher ist,-

die seh 1912 in Ägypten Asyl gefunden

hatten. ■

Wie üblich, werden diese politischen Fragen auch von materiellen überschattet: anfangs April wurde durch ein Abkommen das bisherige englisch-ägyptische Valutenabkommen bis 31. März 1947 verlängert und Ägypten ein Betrag von 12 Millionen englischer Pfunde zur Verfügung gestellt, allerdings mit dem Vorbehalte, daß die englische Anleihe in den USA zustande kommt. Ägypten wird diese Pfunde zum Ankaufe von Maschinen und Rohstoffen in den USA, in der Schweiz und in Schweden brauchen, um das Industrialisierungsprogramm der Regierung durchzuführen.

Das Hauptinteresse Englands an diesem Probleme ist die Sicherung de Weges nach Indien. Soeben wurde ein englisch-ägyptischer Luftverkehrsvertrag abgeschlossen, der die Benützung ägyptischer Flugfelder für die englische Fliegerei weiterhin vorsieht.

Bei der Abreise der britischen Kommission aus London jagte ihr Vorsitzender, Lord Stansgate: „Wir sind Alliierte, die eben siegreich einen Krieg beendet haben. Unser Besuch soll Besprechungen auf dem Fuße der Gleichberechtigung beginnen, um unsere Freundschaft und unser siegreiches Bündnis zu festigen und zu verbreitern.“ Die Verhandlungen von Kairo, in die England mit so großzügigen Absichten eintritt, haben eine weltweite Bedeutung für die Zukunft im Mittelmeer und für die Ostpolitik überhaupt, daher gar viele Interessenten sich heute fragen — ob „George“ Ägypter werden soll.

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