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Haltet ein!

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Mit seiner Enzyklika „Christi matri rosarii“ hat Papst Paul VI. neuerlich ėinen Appell an die verantwortlichen Männer der Welt gerichtet, der Menschheit endlich den Frieden zu bringen. Die eindringlichen Worte des Papstes, die wir hier auszugsweise wiedergeben, bedürfen keines Kommentars:

Noch immer wütet im Fernen Osten ein schwerer Krieg und noch immer wird grausam gekämpft. Das gemahnt Uns, für die Aufrechterhaltung des Friedens, soweit es in Unserer Macht liegt, aufs neue und noch eindringlicher einzutreten. Auch die Geschehnisse in anderen Ländern sind nicht weniger verwirrend: Das steigende Bemühen um Kernwaffen, ein oft maßloses Nationalbewußtsein, ein ungezügeltes Herausstellen der eigenen Abstammung, die Sucht nach Revolutionen, Rassendiskrimination, meuchlerische Umtriebe und Mord an Schuldlosen. Das alles kann Anlaß zu schlimmstem Übel werden...

Wir haben vom Anfang Unseres Apostolischen Amtes an nichts unterlassen, um der Sache des Friedens in der Welt durch Beten und Bitten und Mahnen zu dienen. Wie ihr euch erinnert, haben Wir sogar eine Flugreise nach Nordamerika unternommen, um am Sitz der UNO vor der auserlesenen Versammlung von Vertretern aus fast allen Nationen über den Frieden als das heißersehnte Gut zu sprechen. Dabei wiesen Wir darauf hin, daß die einen die anderen nicht im Zustand des Elends lassen sollten, daß man einander nicht bekämpfe, sondern daß sich alle für die Festigung des Friedens gemeinsam einsetzen sollten. Auch später, gedrängt von apostolischer Sorge, haben Wir nicht aufgehört, diejenigen, auf denen die Last der Verantwortung liegt, zu ermahnen, die drohende, unheimliche Katastrophe von den Menschen abzuhalten.

In dieser Stunde rufen Wir wiederum „unter Klagen und Tränen" (Hebr. 5, 7) die Lenker der Staaten innig bittend, sich mit aller Kraft zu bemühen, den Brand zu löschen, damit er nicht weiter um sich greife. Wir sind davon überzeugt, daß alle Menschen, gleich welcher Nation, Rasse, Religion oder Standes, wenn sie nur recht und ehrenhaft denken, Unserer Ansicht sind. Alle also, denen sichtlich daran liegt, sollen jene Voraussetzungen schaffen, die es ermöglichen, einen Waffenstillstand zu schließen; bevor durch den Druck der Ereignisse diese Möglichkeit vorüber ist. Alle, die für das Wohl der Menschheit verantwortlich sind, sollen wissen, welch schwere Gewissenspflicht auf ihnen liegt. Sie sollen bedenken, daß ihr Name gesegnet sein wird, wenn sie diesen Anruf in Weisheit befolgt haben. Im Namen Gottes rufen Wir: Haltet ein ! Wir müssen zusammenfinden und ohne Vorbehalte zu gegenseitigen Abmachungen kommen. Jetzt muß Friede werden, auch unter Nachteilen und Unannehmlichkeiten; denn später ist der Friede vielleicht nur mit ungeheuren Verlusten und mit einem grauenhaften Zusammenbruch zu erkaufen, wie man es sich heute nicht einmal vorstellen kann. Aber es muß ein Friede Zustandekommen, der auf Gerechtigkeit und Freiheit beruht, der Rücksicht nimmt auf Menschen- und Völkerrechte, sonst wird er zerrinnen und zerbrechen...

Deshalb sollen im Oktober, der der allerseligsten Jungfrau Maria vom Rosenkranz geweiht ist, die Gebete vermehrt und die Bitten inständiger werden. Dann wird das Licht des wahren Friedens für die Menschheit aufleuchten, auch für die Religion, die leider heute nicht alle in Freiheit bekennen können. Ganz besonders wünschen wir, daß der 4. Oktober, der Tag, an dem Wir vor einem Jahr, wie schon erwähnt, um des Friedens willen zum Sitz der Vereinten Nationen geflogen sind, in der gesamten Welt als Tag des Friedens gefeiert werde.

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