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Österreichs Währung ist gut fundiert. Unser Schilling steht in der Deckung durch Gold und Devisen unter den Währungen der OEEC-Län-der an vierter Stelle. Diese erfreuliche Tatsache berechtigt zu einigem Stolz; sie darf aber nicht zum Anlaß genommen werden, über gewisse andere Tatsachen mit sorgloser Selbstzufriedenheit hinwegzugehen.

Die Bilanz unseres Außenhandels, mit der Deutschen Bundesrepublik vor allem, ist schwer passiv, und wenn die Zahlungsbilanz trotzdem ausgeglichen erscheint, so ist das den Deviseneingängen aus dem Fremdenverkehr zu verdanken, der eine bisher ununterbrochen steigende Tendenz aufweist und auch im vergangenen Jahr die früheren Rekordzahlen wieder überboten hat. So erfreulich es ist, daß die Beliebtheit unseres Vaterlandes als Reiseziel für Fremde immer noch zunimmt, so hat die so weitgehende Abhängigkeit unserer Finanz- und Wirtschaftslage vom anhaltenden Zustrom ausländischer Besucher doch auch eine sehr bedenkliche Seite. Abgesehen davon, daß der Anreiz billiger Preise, der Österreich früher einen großen Vorsprung vor den meisten anderen Reiseländern gegeben hatte, allmählich zurückgetreten ist und bald ganz zu verschwinden droht, ist die Zielrichtung des Fremdenverkehrs erfahrungsgemäß zu einem guien Teil den Schwankungen der Mode unterworfen. Das haben zum Beispiel die Bewohner der Cöte d'Azur, die sich noch der Glanzzeit des heute halb vergessenen Mekkas aller Ver-gnügungs- und Erholungsreisenden erinnern, zu ihrem Leidwesen kennengelernt. Anderseits hat die moderne Entwicklung des Verkehrs- und des Hotelwesens, und eben auch die Mode, den Fremdenstrom in jüngster Zeit auch nach Ländern gelenkt, die. wie etwa Spanien, noch vor wenigen Jahren von der internationalen Touristik so gut wie unberührt waren.

Ergibt sich schon aus diesen Erwägungen Grund genug, dem Ausbau und der Verstärkung unseres Exporthandels größte Aufmerksamkeit zu widmen, so kommt noch ein anderes Moment hinzu. Wie immer sich die Beziehungen zwischen EFTA und EWG gestalten werden, die österreichische Wirtschaft muß sich auf jeden Fall in vielen Zweigen auf einen verschärften Konkurrenzkampf und auf harte Proben ihrer Anpassungs- und Leistungsfähigkeit gefaßt machen. Es ist daher zu begrüßen, wenn der österreichischen Industrie nunmehr ein Weg eröffnet wird, der österreichischen Industrie in dem weiten Raum der von ihr noch gar nicht oder nur wenig belieferten unterentwickelten Gebiete, die, auf lange Sicht gesehen, einen ungemein aufnahmsfähigen Markt darstellen, erhöhte Absatzmöglichkeiten für ihre Erzeugnisse zu gewinnen. Die vorgesehene Exportgarantie, die es indischen Importeuren ermöglichen soll, österreichische Waren im Gesamtwert von 500 Millionen Schilling jährlich, mit Zahlungszielen bis zu acht Jahren, zu beziehen, ist als ein erster Schritt auf diesem Wege gedacht. Auch mit anderen Entwicklungsländern, einschließlich solchen, die eben erst ihre Unabhängigkeit erlangt haben, sind Expörtgarantie-abkommen dieser Art geplant, und wenn sie sich zunächst auch in relativ bescheidenem Rahmen halten müsseh, so werden sie doch wesentlich dazu beitragen, den Ruf österreichischer Industrieprodukte und das Interesse an ihrer Erwerbung zu verbreiten. Das wird nicht nur der österreichischen Wirtschaft zugute kommen, sondern, und das wäre besonders zu begrüßen, ideelle Beziehungen zwischen Österreich und jenen Ländern erweitern und festigen helfen.

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