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Ausstellung Birkle

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Im Kunsthistorischen Institut der Universität Innsbruck ist derzeit eine interessante Ausstellung von Kohlezeichnungen Albert B i r k 1 e s aufgebaut. Dieser Künstler, ein geborener Berliner, lebt schon seit über 20 Jahren in Salzburg. Seine Hauptbeschäftigung und auch sein künstlerischer Ruf liegt in erster Linie auf dem Gebiet der Glasmalerei. Besonders nach dem zweiten Weltkrieg konnte er für zahlreiche Kirchen Oesterreichs und Deutschlands Farbfenster ausführen, die vorwiegend in Zusammenarbeit mit der Tiroler Glasmalerei- und Mosaikanstalt entstanden sind. Es ist daher um so interessanter, Albert Birkle dieses Mal in seinen in freier Graphik geschaffenen Blättern kennenzulernen, und das kunstinteressierte Publikum Innsbrucks ist dem Vorstand des Kunst-his“torischen Institutes, Univ.-Prof. Dr. Otto v. Lut-terotti, auf den die Initiative zu dieser Ausstellung zurückgeht, dafür dankbar.

Neben verschiedenen Entwürfen für Glasgemälde, so etwa jenen für die in Arbeit stehenden Fenster der St.-Hildegard-Kapelle in Ulm, nehmen Kohlezeichnungen den weitaus größten Raum ein. Der Haupteindruck dieser Zeichnungen ist wohl in der Intensität und Eindringlichkeit begründet, mit denen der Künstler die tiefen menschlichen Probleme unseres Daseins aufzuzeigen versteht. Abstrakte Be-

griffe, wie etwa Angst, Glück, Resignation, Frivolität usw., werden hier in meist figuralcn Kompositionen zum Ausdruck gebracht. Birkle vermeidet oft, die Bestimmtheit eines Raumes wiederzugeben, und stellt seine Figuren in eine nicht erkennbare Umgebung, wodurch die thematische und symbolische Aussage eine weitere Steigerung erfährt.-In vielen Arbeiten klingt auch das religiöse Moment stark durch, und sicherlich zählen die anachronistisch aufgefaßten Blätter mit Szenen aus dem Leben Christi zu den eindrucksvollsten Blättern. Das jeweilige Geschehen, etwa die Gefangennahme Christi, die sich in einer belebten Großstadtstraße abspielt, wird in seiner überzeitlichen Bedeutung unterstrichen. Birkle versteht es auch gut, die Stimmung und geistige Atmosphäre einzulangen. Sei es eine „Nächtliche Vorstadt“, seien es die „Krähen am Pflug“ oder aber das „Nachtlokal“, immer löst der Künstler ein Gefühl beim Betrachter aus, welches dem dargestellten Vorwurf entspricht. Einige land-schaftszeichnungen, so etwa die schöne Ansicht mit dem „Kleinen Hafen in der Normandie“ oder den Motiven aus Birkles Wahlheimat Salzbnr sowie einige Porträt.-mchnun^en, runden das Bild dieser umfangreichen Schau ab.

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