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Normen der Gesellschaft

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NORMEN DER GESELLSCHAFT. Herausgegeben von Hans Achinger, Ludwig Frei-1 e r und Hermann J. Wallraff. Pesch- Haus-Verlag, Mannheim, 1965. 376 Seiten, Preis DM 49.50

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NORMEN DER GESELLSCHAFT. Herausgegeben von Hans Achinger, Ludwig Frei-1 e r und Hermann J. Wallraff. Pesch- Haus-Verlag, Mannheim, 1965. 376 Seiten, Preis DM 49.50

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Zum 75. Geburtstag von Professor P. Dr. Nell-Breuning SJ. haben Freunde und deutsche Sozialwissenschaftler einen stattlichen Würdigungsband herausgebracht. Der Jubilar ist in seinen Aussagen weit über die Grenzen des deutschen Katholizismus anerkannt und in den letzten Jahren gleichsam zu einem über den Sozialpartnern und den Konfessionen stehenden Begutachter geworden. Seine in der Bundesrepublik Deutschland einmalige Position verdankt P. Nell-Breuning dem Umstand, daß er die Elemente der christlichen Sozialpolitik in einer bewundernswerten Unbefangenheit im Vorfeld der Interessentengruppen mit den Elementen der Nationalökonomie zu verbinden weiß. Die allgemeine Anerkennung des Jubilars zeigt sich auch im vorliegenden Buch, zu dessen Autoren Katholiken und Protestanten, Liberale ebenso wie demokratische Sozialisten gehören, wobei in den publizierten Arbeiten eine erstaunliche Konvergenz der Auffassungen festzustellen ist.

In der ersten Arbeit nimmt vom Standpunkt evangelischer Sozialinterpretation H. D. Wendland zur Frage der Einheit von Kirche und Gesellschaft Stellung, wobei er auf die Eigenheit des Sozialgebildes „Kirche“ eingeht, dessen Konstitution siu generis die Abstimmung mit der Gesellschaft stets, weil in unvermeidbarer Distanz zu ihr befindlich, in Frage stellt.

H. J. Wallraff SJ. stellt uns in bewunderungswürdiger Klarheit die katholische Soziallehre als ein System „offener Sätze“ dar und trägt zu einer gewissen „Entmythologisie-rung“ des Lehrgutes der Kirche bei. Die Zumutungen an die Kirche, an ihre Aussagen gerade im sozialen Bereich, bedürfen einer Reduktion. Grundsätze sind von zeitbestimmten Aussagen zu trennen. Der Autor zeigt, daß die kirchlichen Lehrmeinungen keineswegs, wie Vielfach vermutet, lediglich eine Summe von Imperativen darstellen.

F. Karrenberg schreibt über „Katholische Soziallehre und evangelische Sozialethik“ und weist auf die Einheit der Grundsätze katholischer und evangelischer Sozial-interpelation hin, ebenso auf die Unterscheidungen bei den Schlußfolgerungen, die vor allem dadurch bestimmt sind, daß die katholische Soziallehre mehr von naturrechtlichen Vorstellungen ausgeht als die evangelische.

J. Messner bietet („Zur philosophischen und theologischen Begründung des Solidarismus“) neben einer begriffstheoretischen Darstellung eine wesentliche Untersuchung des Solidarismus, der auf der „Goldenen Regel“ (etwa: Gebot der Nächstenliebe) begründet ist.

F.Klüber geht auf die Grundlagen der Mitbestimmung ein und weist in diesem Zusammenhang auf die notwendige Unterscheidung von absolutem und wandelbarem (relativem) Naturrecht hin, vor allem aber auf die Konstitution der Mitbestimmung durch das Recht auf Eigentum.

Der kürzlich verstorbene E. Welty OP. stellt das Vermächtnis Johannes' XXIII. an die Arbeitnehmer dar.

Der Marxismusforscher I. Fetscher führt in das Konzept ein, das für die kommunistische Zukunftsgesellschaft auf Grund der kommunistischen Aussagen erkennbar ist. Ausgezeichnet die Darstellung der Klassenstruktur und die Lehre vom Eigentum im modernen Kommunismus.

G.Weisser liefert eine Arbeit über „Die zunehmende Ordnungsbedürftigkeit der Gesellschaft und ihre Probleme“, H. D. Ortlieb eine Untersuchung über „Ist politische Bildung notwendig und möglich?“

H.Achinger analysiert in ausgezeichneter Weise das Problem der vertikalen und der horizontalen Umverteilung mittels der Instrumente der Sozialpolitik. J. H. Müller nimmt sur ökonomischen Problematik des Familienlastenausgleichs Stellung. Der sozialistische Theoretiker L. Preller befaßt sich mit der Rentendynamik und gibt instruktive Hinweise auf die Zusammenhänge ron Lohnänderung und Änderung ier Rentenhöhe.

Eine Biographie Neil-Breunings :ehlt, dagegen sind die Schriften des rubilars so gut wie lückenlos zusam-nengestellt.

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