Bush Rumsfeld - © APA / AFP / Paul J. Richards

US-Krieg gegen den Terror: „Hat sich schlicht nicht ausgezahlt“

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Vom nationalen Schulterschluss nach den Anschlägen war schon sehr bald nichts mehr übrig. Und anstatt Probleme und Konflikte im Ausland wie im Inland umfassend anzugehen, haben sich die USA militärisch verrannt, außenpolitisch isoliert und innenpolitisch aufgerieben.

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Vom nationalen Schulterschluss nach den Anschlägen war schon sehr bald nichts mehr übrig. Und anstatt Probleme und Konflikte im Ausland wie im Inland umfassend anzugehen, haben sich die USA militärisch verrannt, außenpolitisch isoliert und innenpolitisch aufgerieben.

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Am 11. September 2001 war Reinhard Heinisch in Washington. Den Anschlag hat der Politologe direkt miterlebt – vor allem aber auch das, was danach passiert ist: Das aggressive Auftreten der USA nach außen, aber auch die Verschärfung von Maßnahmen nach innen.

DIE FURCHE: 20 Jahre ist es her, dass der Krieg gegen den Terror begonnen hat. Erst mit den Angriffen auf Afghanistan, dann auf den Irak. Aus heutiger Sicht: Was ist geblieben von diesem Krieg?

Reinhard Heinisch: Ich würde das auf zwei Ebenen analysieren. Auf der einen Seite haben sich die USA von sich selbst entfremdet und 9/11 hat die gesellschaftliche Polarisierung vorangetrieben. Das Ironische daran ist, dass 9/11 das Land zunächst einmal zusammengeführt hat. Die Lasten und Opfer des Krieges waren aber sehr ungleich verteilt. Die, die mit Schäden und verwundet zurückgekommen sind, die kamen nicht aus den Metropolen. Und zugleich hat dieser Sicherheitsstaat die Metropolen, die High-Tech-Metropolen, beflügelt. Das hat das Land polarisiert und Trump in die Hände gespielt.

DIE FURCHE: Was genau meinen Sie mit „von sich selbst entfremdet“?

Heinisch: Die Entfremdung von den eigenen Werten: Guantanamo, Drohnenkrieg – dadurch hat man gegen Werte verstoßen, die man zugleich propagiert hat. Dann auch die Entfremdung von Alliierten. Und der dritte Punkt: der militärische, geostrategische. Die USA mussten in Wüstenkriege und Guerillabekämpfung investieren. Das ist in einem geopolitischen Konflikt mit China sinnlos, wo es um Flotten und Überschallraketen geht. Vor allem aber: Das hat sich schlicht nicht ausgezahlt. Und die Bevölkerung hat diese Kriege nicht mitgetragen. Man konnte nicht offen über die tatsächlichen Opfer sprechen. Es gab keine nationale Mobilisierung. Und das war gerade in Afghanistan fatal. Die Taliban haben sich nach Pakistan zurückgezogen. Aber den Krieg nach Pakistan zu tragen, wäre einen Schritt zu weit gegangen.

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