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Merkur

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Unter den zahlreichen Zeitschriften Deutschlands verdient die 1947 mit dem Blick auf das Vorbild des „Teutschen Merkur“ gegründete Monatsschrift „Merkur“ wegen ihrer besonderen Zielsetzung und ihres hohen geistigen Niveaus stärkste Beachtung. Unabhängig von politischen Bindungen, verpflichtet sie sich keiner Doktrin, sondern tritt für eine Haltung ein, die heute besonders not tut, „die Haltung all derer, die sich in und außerhalb des deutschen Sprachbereichs der großen europäischen Tradition der Freiheit des Geistes verpflichtet wissen.“ „Merkur“ läßt Vertreter der verschiedensten geistigen Lager zu Worte kommen und gibt dem Gespräch an Stelle der Polemik Raum, soferne die Auseinandersetzung von Ernst und Verantwortungsgefühl geleitet ist und auch formalen

Ansprüchen genügt. Das Bekenntnis zu einer wohlverstandenen europäischen Tradition, die über alle Gegensätze hinweg ein einigendes Band schlingt, ist das große Anliegen der Zeitschrift. Die vorliegenden Hefte des vier ten Jahrganges zeigen, daß es den Herausgebern gelungen ist, die Leitidee ihres Organs zu verwirklichen. Die Vielseitigkeit des Inhaltes entspricht der Weite der Betrachtung. Auf den Gebieten der Wissenschaft, der Literatur und der Kunst werden Themen von allgemeiner Bedeutung behandelt, die jeden geistigen Menschen angehen. Führende Persönlichkeiten des kulturellen Lebens in und außerhalb Deutschlands sind Mitarbeiter. So finden wir Wilhelm Röpke, Louis de Broglie, Jose Ortega y Gasset, Ludwig Curtius, Alfred Weber und L. M. Lawrence mit interessanten, gehaltvollen Beiträgen vertreten. Auch der Dichtung wird der gebührende Platz eingeräumt; es sei hier nur auf eine Textprobe von W. H. Auden, eine Erzählung von Jean Schlumberger und auf Carl Zuckmayers drei-aktiges Drama Der Gesang im Feuerofen“, das vollständig abgedruckt wurde, verwiesen. Die Spalten .Chronik“, .Kritik“ und .Marginalien“ bieten anregende kleine Essays, Berichte und Betrachtungen, die inhaltlich und formal Qualität besitzen. Auch die Vorschau auf die kommenden Hefte ist vielversprechend. Die reichhaltige, vorzüglich redigierte Zeitschrift hält die Linie ernster, vornehmer Sachlichkeit und verzichtet in gleicher Weise auf flache Popularität und intellektuelle Esoterik. So dient sie einer Aufgabe, an deren Berechtigung wohl nicht zu zweifeln ist: der Förderung europäischer Gesinnung.

Dr. Theo Trümmer

Angela Koldewey. Roman einer jungen Ärztin. Von Bettina Ewerbeck. Festungsverlag, Salzburg. 351 Seiten.

.Sie fühlte unbewußt, daß das Arztsein, so wie sie es ergriffen hatte, nicht mehr mit dem erträumten Glück einer Häuslichkeit vereinbar war, sondern sie ganz forderte und keine Kompromisse zuließ.“ Weshalb denn auch die Heldin des Romans den sie liebenden und, natürlich, genialen Maier — „Ihre Genanten, aufgepeitscht durch ihre Gefühle, flatterten gleich aufgescheuchten Vögeln durch ihr Gehirn“ — stehen läßt, eine unheilbare Krebskrankheit erforschen will und, natürlich, selbst daran erkrankt: „Es gibt also für mich nichts mehr“, weinte sie mit gebrochenem Mund, „als den Toci ...“ Da indessen „ihr natürliches Frauenemptinden durchbricht“, heiratet sie einen Arzt, der sich, natürlich, sogleich auch an die Erforschung ihres Leidens madit. (Wettlauf mit dem Tod. Achtung, Filmaufnahme!) Selbstverständlich s'irbt sie am Tage der Entdeckung des Heilmittels. Glücklicherweise hat sie vorher noch Zeit genug, um ihren Mann „tief und rätselhaft“ anzublicken. |

Die einzige Frage, die offen bleibt: Wurde dieser Kitschroman nach einem drittklassigen Rührfilm geschrieben — oder hat der Kitsch des Kintopps seine Ursachen in solchen drittklassigen Romanen? Der Anlaß lohnt ein Kopfzerbrechen nicht Er würde nicht einmal diese Zeilen.lohnen, stände im Impressum des Buches nicht, daß seine Auflage das 280. Tausend (!) bereits erreicht hat und ein österreichischer Verlag es in Lizenzausgabe (!) nachgedruckt hat.

Das Mädchen Veronika. Roman von Erwin H. R a 1 n a 11 e r. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien. 346 Seiten.

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