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Raimund-Theater im Feuerwerk

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Dieser Titel ist natürlich eine Umkehrung und bezeichnet als solche eine bestandene Bewährungsprobe. Paul Burkhards musikalische Komödie in drei Akten „Das Feuerwerk“ wurde im Raimund-Theater gespielt, und der anwesende Komponist dürfte mit der Aufführung zufrieden gewesen sein. Es war einer der besten Existenzbeweise des schwer ringenden Theaters. Die Handlung: Zum 50. Geburtstag des Fabrikanten Oberholzer versammelt sich die ziemlich verspießerte Verwandtschaft, in die aber auch ein seinerzeit durchgebrannter Bruder des Jubilars als nunmehriger Zirkusdirektor mit seiner kessen Frau hereinplatzt und alle in Aufregung versetzt, am meisten das Töchterlein des Hausherrn, das vom Fluidum des Artistenpaares angesteckt wird und partout Seiltänzerin werden will. Aber auch die Onkel, einer älter als der andere, werden von der Frau des Zirkusdirektors, der Artistin Iduna, angesteckt und veranstalten einen Budenzauber, der es in sich hat. Erst als Frau Iduna ein ernstes Wort mit der kleinen Anna spricht und von der Heimatlosigkeit der Zirkusleute, und was sie hinter den Kulissen erwartet, redet, läßt sich das junge Mädchen zum Trost der Eltern und ihres Freundes, des Gärtnerburschen. wieder ins bürgerliche Leben zurückleiten. Zu dieser Handlung gibt es eine Musik, die nicht mit Einfällen sparen muß, wenn auch das berühmte Chanson „O mein Papa“ immer dominiert. Instrumental und im Duktus ist diese Musik geschmackvoll, nobel und von einer gewissen Diskretion, die uns in diesem Genre Vorbild sein könnte und sollte. In Stina-Britta Melander findet Frau Iduna eine glänzende Verkörperung. Erscheinung, Stimme, Bewegung sind von ausgezeichneter Wirkung. Sie ist ein Star dieses Gen res, der sich mühelos durchsetzt, ohne die andern an die Wand zu spielen. Der Vater (Adolf Böhmer) und die Mutter (Adelheid Molt) überzeugen als Vertreter des besonnenen, sympathischen Bürgertums, die Tochter Anna (Lydia Weiß) als kleiner Dickkopf meistert ihre schwierige Rolle mit ebensoviel Delikatesse als Temperament. Von den drei Onkels (Peter Gerhard, Axel Skumanz, Rolf Hobinger) sind die ersteren von herzhafter, letzterer von gelassener Komik; gegen Else Rambausek bleiben die beiden anderen Tanten (Wanda Kobierska und Hansi Hübl) etwas im Schatten. Harald Serafin stellt als Zirkusdirektor und darüber hinaus seinen Mann, Inge Karsten als schlanke, hübsche und singende Köchin ist ein Novum des sonst zumeist recht gepolsterten Typs. Peter Fröhlich als junger Gärtner ist nicht nur der kleinen Anna sympathisch, und das sehr diskrete Faktotum Josef, Hans Peter Krasa, zeichnet zugleich für die sehr geschickte Inszenierung. Das Ballett (Choreographie Rein Este) hatte seine speziellen Nummern, einschließlich Bauchtanz, das Solotänzerpaar Trude Köhler und Franz Mulec wie immer Sonderbeifall. Ein Equilibrist (Chevalier) zeigte eine wirkliche und sehenswerte Zirkusnummer. Kostüme (Harmut Bake) und Bühnenbild (Elma Albrecht) waren färben- und ideenreich. Rudolf Bibi als musikalischer Leiter bewährte nicht nur seine gewohnte Umsicht und Führung, sondern wußte dem Orchester klanglich und dynamisch die richtige, nicht ganz leichte Tönung zu geben. Nicht nur das „Feuerwerk“, auch das Raimund-Theater hat sich bewährt, was durch den Beifall des Publikums, darunter sich auch Altmeister Robert Stolz befand, legitimiert wurde.

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