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Bodenschutz ist Bauernschutz

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Der Boden, diese hauchdünne, komplizierte Haut der Mutter Erde aus Gestein, Wasser, Luft und Lebewesen rückt, Gott sei Dank, wieder mehr in unser Bewußtsein. Der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß und seither ist er wie an einer unsichtbaren Nabelschnur an diesen Boden gebunden.

Dennoch tritt der Durchschnittsbürger kaum in Kontakt mit dem lebendigen Boden. Er unterscheidet zwischen dem gemütlichen Teppichboden und dem kühlen Fliesenboden, er kennt die Vorzüge des Flüsterasphalts und die Tücken des Kopfsteinpflasters. Bestenfalls weiß er, daß Schwarzerde nichts mit Strohverbrennen zu tun hat. Zum Glück ist - allein wegen der Grundstückspreise - jedem der Wert des Bodens bewußt.

Für den Bauern ist der Boden sein wertvollstes Kapital. Bodenschutz liegt also im ureigensten Interesse der Landwirtschaft. Da jedoch dem Boden eine wesentliche Rolle bei der Versorgung mit Wasser und Brot zukommt, ist Bodenschutz eine Aufgabe jedes einzelnen Bürgers. Er beeinflußt durch die Art und Weise der Ernährung die Bodenbewirtschaftung, weiters trägt jede Maßnahme zur Luftreinhaltung dazu bei, den Schadstoffeintrag in den Boden zu senken.

Der Boden ist wegen seiner Begrenztheit und der Tatsache, daß er mehreren Funktionen zugleich gerecht werden muß, einem beträchtlichen Nutzungsdruck ausgesetzt. Eine Fülle von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ansprüchen belasten direkt und indirekt land- und forstwirtschaftliche Böden. Im wesentlichen kann man zwischen quantitativen Bodenverlusten wie Flächenverbrauch und Erosion und qualitativen Bodenbeeinträchtigungen wie beispielsweise Schadstoffeintrag und Strukturschäden unterscheiden.

Die Geschichte lehrt uns, daß falsche Bodennutzung und einseitiges Gewinndenken sich auf Dauer nicht rentieren. Wer beispielsweise den Lebensraum der Bodenlebewesen durch Verdichtung und Vorenthalten von organischer Substanz einschränkt, muß eine verringerte Leistungsfähigkeit dieser kostenlosen Helfer durch vermehrten Ankauf von Dünger und durch intensivere Bodenlockerung ausgleichen und aufgrund mangelnder Lebendverbauung' Erosionsschäden in Kauf nehmen. Das Bild der Landwirtschaft mitsamt ihren Methoden hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte durch Mechanisierung, Intensivierung und Spezialisierung enorm verändert, nicht jedoch diese natürlichen Prinzipien der Bodenbewirtschaftung.

Fürdie Nö. Landes-Landwirtschafts-kammer bedeutet Bodenschutz, die Bauern bei der Sicherung ihrer Existenzgrundlage "Boden" zu unterstützen. An erster Stelle steht der Wunsch nach Rahmenbedingungen für eine möglichst vielfältige Fruchtfolge. Die Förderung des Anbaues von Feldfrüchten für die heimische Energie-und Rohstoffversorgung würde diesem Ziel entgegenkommen und zugleich die Abhängigkeit von Importen verringern. Mit der Ausweitung des Anbaues von Öl- und Eiweißfrüchten konnten erste Erfolge erzielt werden.

Das Anbieten einer unabhängigen Beratung über bodenschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen stellt einen weiteren Schwerpunkt dar. Das Angebot reicht von 2-tägigen Bodenseminaren direkt in den Ortschaften der Teilnehmer über Kurse in der kammereigenen Landmaschinenschule bis hin zu Vorträgen und Einzelberatungen durch die zuständigen Fachreferenten. Aufgrund der Wasserrechtsgesetznovelle kommt der Erhaltung der Filterfunktion des Bodens besondere Bedeutung zu. Ziel jst es, die Pflanze ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen, ohne das Grundwasser unnötig zu belasten.

Für die Landwirtschaft ist Bodenschutz Selbstschutz. Die Bemühungen der Nö. Landes-Landwirtschafts-kammer um einen gesunden Boden sind unter folgendem Motto zu sehen: "Wer den Boden schützt, sichert Wasser und Brot."

Dipl. Ing. Ernst Reischauer Umweltreferent der Nö. Landes-Landwirtschaftskammer

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