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Die Kizche ist katholisch

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Umfassend, universell wird die Kirche nach guter Überlieferung in einem inneren und einem äußeren Sinn genannt. In einem inneren: Christus hat ihr die Fülle des Heils zugedacht, also im Grunde die Fülle seiner selbst. In einem äußeren: ihre Sendung und deren Verwirklichung ist räumlich und zeitlich unbegrenzt. Katholisch sein ist wie jede lebendige Eigenschaft nicht statisch, sondern dynamisch. Das bedeutet im Sinne einer inneren Katholizität, daß die Kirche und die Menschen in ihr eine Weltzeit lang Christus immer wesentlicher und umfassender verstehen und verwirklichen lernen müssen. Verstehen und lieben, verwirklichen und nachfolgen sind untrennbar miteinander verbunden. Den Horizont von Geist und Herz im Lichte Christi weit machen, das ist katholisch. Andernfalls tragen wir Worthülsen durch die Zeit. Lebendige innere Katholizität heißt auch Vertiefung in das Mysterium der Passion Christi: Erlösung, Befreiung in allen Dimensionen geschieht nicht ohne Hingabe, ohne Einsatz der eigenen Existenz, ohne Aufgeben individuellen oder kollektiven Vorteils oder Erfolgsdenkens. Das eine ist so schwer wie das andere. Ein Blick in unser Herz wird uns das bestätigen. Vertiefung in Christus: Nicht richten, sondern retten. Die äußere, die räumliche und zeitliche Katholizität wird sich im Mühen um eine immer mehr grenzüberschreitende, wirksame Anteilnahme an den materiellen und geistig-seelischen Nöten in unserer Welt ausweisen. Daß unsere Welt zu einem „Mediendorf“ geworden ist, kommt diesem Anliegen entgegen. Die grenzüberschreitende Verkündigung Christi in Wort und Tat geht sicher auf alle Kulturen und Völker. Sie muß aber auch noch deutlicher gesehen werden auf die Dimensionen der menschlichen Existenz an sich: auf die Dimension des Menschen als denkendes Wesen, als Gemeinschaftswesen, als ein an Widersprüchen leidendes Wesen, das sich und die Welt deuten will, als geschlechtlich-polares und doch individuell einsames Wesen, als ein Wesen, das auf Ewigkeit und Unendlichkeit ausgespannt ist und ringen muß mit hundert Grenzen bis hin zur Grenze des Todes. Weil der Mensch ein leibhaftiges und auch ein metaphysisches und religiöses Wesen ist, bedeutet Verkündigung des Heiles in Christus auf katholische Weise: Widerstand gegen materielle Not, aber auch Widerstand gegen Oberflächlichkeit, Seichtheit, Routine und Ein- dimensionalität, gegen die Phrase, gegen alle Formen der Abspeisung, auch der geistigen und seelischen. Wo und wann immer es nottut.

Can. Msgr. Dr. Olaf Colerus-Geldern ist Leiter des Schulamtes in Klagenfurt

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