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Die Frage von Sanktionen
Welche Sanktionen der britischen Regierung oder der UNO könnten erfolgreich sein?
Ich bin etwas skeptisch gegenüber wirtschaftlichen Sanktionen, aber ich denke, sie sind eines Versuches wert, besonders dann, wenn es weltweite Sanktionen sind. Wenn beispielsweise die Regierung Smith die Republik ausruft, so wäre das ein weiteres Zeichen für eine Absonderung des Regimes vom Rest der Welt, und die Welt sollte darauf auch antworten. Wirtschaftliche Sanktionen könnten den „weißen“ Rhodesiern klarmachen, daß sie mit einer solchen Politik keine Vorteile erlangen könnten. Möglicherweise könnten wirtschaftliche Sanktionen einen Meinungsumschwung unter der europäischen Bevölkerung Rhodesiens bewirken. Ich bin allerdings
sehr skeptisch gegenüber dieser Möglichkeit, daß die „Weißen“ Smith für wirtschaftliche Rückschläge verantwortlich machen und einer gemäßigten Regierung zur Macht verhelfen, und zwar aus folgendem Grund: Es besteht die Gefahr, daß in diesem Fall die Regierung Smith es der europäischen Bevölkerung einfach unmöglich macht, die Regierung auszuwechseln, und die letzten Reste von Demokratie aufhebt. Wenn ich auch glaube, daß wirtschaftliche Sanktionen versucht werden müssen, so ist doch die einzige Lösung der Wechsel der „power struetures“, der realen Machtverhältnisse. Smith hat die Macht, er hat die Armee und die Polizei. Eine halbwegs friedliche Lösung kann nur darin bestehen, daß man diese realen Machtverhältnisse ändert. Und ich glaube, daß der einzige Weg, auf dem das erreicht werden könnte, eine Intervention durch Großbritannien ist. Eine militärische Intervention wäre eine relativ friedliche Lösung. Es wäre viel besser gewesen, wenn Großbritannien schon früher militärisch interveniert hätte. Auf diese Weise könnte der Machtwechsel noch relativ friedlich vollzogen werden, in einem oder in zwei Jahren statt der 20 oder 30 Jahre, die ein Bürgerkrieg dauern würde, und der den ganzen Süden Afrikas in den Krieg verwickeln würde.
Was ist die Meinung der christlichen Kirchen Rhodesiens über die rassische Diskriminierung?
Die anglikanische Kirche, die katholische Kirche, die Methodisten und andere Religionsgemeinschaften haben vor allem die einseitige Unabhängigkeitserklärung verurteilt. Die einseitige Unabhängigkeitserklärung wurde, wie auch in Großbritannien und in der ganzen Welt, als ein Weg zur Aufrechterhaltung des Rassismus in Rhodesien beurteilt. Es wurden weniger die einzelnen Formen der rassischen Diskriminierung verurteilt, die existieren und die man ändern will, sondern dieser spezielle politische Akt, der die „weiße“ Vorherrschaft in Rhodesien perpe-tuieren soll. Es ist jedoch einer der tragischsten Aspekte Rhodesiens, daß die europäische, christliche Bevölkerung ihr Christentum nicht so lebt, wie es die Kirchen praktiziert sehen wollen.
„Der Rassenwahn ist ein Ferment der Trennung und des Hasses inmitten der Staaten, wenn sich unter Mißachtung der unaufgebharen Rechte der menschlichen Person die einzelnen und die Familien ihrer Rasse oder Hautfarbe wegen ungerecht einer Ausnahmeregelung unterworfen sehen.“ Paul VI.
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