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Konferenzen und Feiern

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Zwei Termine stehen bevor, die für die weitere Entwicklung im südlichen Afrika große Bedeutung erlangen können.

Für den 2. Oktober ist die Rhodesienkonferenz nach Genf einberufen worden, indirekt ein Ergebnis der Vermittlungsversuche des US-Außenministers Kissinger.

Sieht man von etwaigen wahltaktischen Überlegungen ab, so entsprang Kissingers Afrikamission dem Wunsch, notwendige Veränderungen in friedlicher Weise und unter Ausschaltung eines dominierenden Einflusses seitens der Sowjetunion zu fördern.

Unter Ausübung starken Druckes gelang es Kissinger, Premierminister Smith und die weißen Rhodesier zur Ubergabe der Macht an die Schwarzen inerhalb von zwei Jahren zu bewegen. In der bis dahin amtierenden Ubergangsregierung sollten die Ressorts für Landesverteidigung und für die innere Sicherheit in jedem Falle von Weißen verwaltet werden. Diese Bedingung bezeichnete Smith erst kürzlich wieder als Eckpfeiler der Vereinbarungen, ohne dessen Respektierung es keine Verhandlungen geben könne.

Die schwarzen Gesprächspartner Kissingers, vor allen die Präsidenten Kaunda und Njerere, stimmten dieser Voraussetzung zu; sie distanzierten sich alber später, nach einer Zusammenkunft 'mit den russophilen Staatschefs Neto und Macel, wieder davon.

Wenn dieses Vorspiel schon enttäuschend war, so ist hinsichtlich der bevorstehenden Rhodesienkonferenz erst recht Pessimismus am Hätz. Derzeit sind zwischen den untereinander verfeindeten schwarzen Führern Nkomo, Mugabe, Muzorewa und Sithole Konsultationen im Gange, doch ist es fraglich, ob sie sich einigen können. Wenn sie aber eine gemeinsame Linie finden, so kann es nur eine sehr radikale Lösung sein, die sie anstreben. Damit sinken die Aussichten, daß die Verhandlungen zu einem gedeihlicheri Ende führen könnten, auf Null.

Daß Smith die Streitkräfte und die Polizei in der Übergangszeit in seiner Verfügungsgewalt behalten will, ist begreiflich. Allzuleicht könnte es dazu kommen, daß eines Tages zur großen Hätz auf die Weißen geblasen wird, sei es auch von unverantwortlichen Elementen.

Der schwarze Nationalismus tendiert zum Radikalismus. Pläne für faire Abmachungen zwischen Schwarzen und Weißen haben wenig Chancen, verwirklicht zu werden. Jeder schwarze Wortführer, der dafür eintritt, läuft Gefahr, als Kollaborateur der „Imperialisten“ gebrandmarkt und verfolgt zu werden.

Die Allianz mit dem von Moskau gesteuerten Weltkommunismus ergibt sich von selbst, wobei die jungen schwarzen Potentanten in ihrem momentanen Machtrausch die Gefahr der auf sie zukommenden bedenklichen Abhängigkeit nicht erkennen.

Nur ein starkes Amerika, das auch gewillt ist, die Interessen der westlichen Welt wahrzunehmen, kann der von diesen Kräften gesteuerten

Entwicklung entgegenwirken. Ob Kissingers Initiative sinnvoll war, hängt davon ab, ob hinter dem Vermittler auch die Macht steht, die die Erfüllung gegebener Zusagen notfalls erzwingt. Ist das nicht der Fall, dann werden, ähnlich wie in Vietnam, die Freunde Amerikas auf dem Altar des Appeasements geopfert werden.

In einem kaum faßbaren Gegensatz zu diesem turbulenten Geschehen werden am 26. Oktober die Unabhängigkeitsfeiern des Bantustaates Transkei über die Bühne gehen. Eine seit Jahren amtierende Regierung unter dem Vorsitz von Keizer Matan-zima übernimmt die volle Verantwortung für ein geordnetes Land mit funktionierender Verwaltung. Südafrika ist stolz auf dieses Resultat seiner Politik einer getrennten Entwicklung der Rassen“; aber die revolutionären Bewegunigen Schwarzafrikas wollen von einer friedlichen Machtübergabe nichts wissen. Bei einer „Befreiung“ muß Blut fließen, und so wird es der neue Staat sogar schwer haben, den UN beizutreten, denn auch dort geben die Radikalen den Ton an.

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