Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Ein schweres Jahr 1994
Das kommende Jahr verspricht ereignisreich und spannend, ja weichenstellend und für den Rest des Jahrhunderts beziehungsweise des Millenniums präjudiziell zu werden. Zunächst in unserer kleinen Welt, in der die große vielleicht wieder einmal ihre Probe hält. Denn möglicherweise wird die österreichische Bevölkerung in diesem Jahr über den Beitritt zur Europäischen Union entscheiden, sicher aber werden Nationalratswahlen und eine Beihe von symptomatischen Landtagswahlen stattfinden.
Auch das Schicksal unserer Wirtschaft wird im kommenden Jahr mehr denn je auf dem Spiel stehen. Neben dem Problem des Wirtschaftsaufschwungs, der erhofft und erwartet wird, stehen die Themen der verstaatlichten Industrie und der Arbeitslosigkeit auf der Tagesordnung. Wird das gegenwärtige politische und Regierungssystem imstande sein, all diese Probleme so zu lösen, daß es zu keinen gesellschaftlichen Explosionen und zu neuen Triumphen der Demagogie und des Terrorismus, der uns heuer massiv heimgesucht hat, kommen wird? Diese bange Frage stellen sich gerade jene, die das gegenwärtige System und auch die große Koalition erhalten sehen wollen.
Aber nicht nur unserem kleinen Land, das längst keine Insel der Seligen mehr ist, steht eine verstärkte Belastungs- und Bewährungsprobe bevor. Auch in unseren östlichen Nachbarländern, die den Kommunismus losbekommen haben, muß die Aufgabe, die Demokratie glaubwürdig zu etablieren und zu stabilisieren, erst noch erfüllt werden.
Für die Bosnier und andere ethnische Minderheiten geht es nicht bloß um Demokratie und Rechtsstaat, sondern primär ums nackte Überleben in einem und nach einem harten Winter. Und die weitere Entwicklung Rußlands wird nicht nur für dieses Riesenland selbst, sondern auch für seine Nachbarstaaten, ja für die ganze Welt entscheidend sein.
Die Verantwortlichen, zu denen im weiteren Sinne wir alle gehören, müssen das ihnen jeweils Mögliche dazu beitragen, diese Probleme zu lösen, freilich im Bewußtsein, daß uns die letzte Verantwortung für das Gelingen und Mißlingen des Gesamtplanes der Wirklichkeit entzogen ist, wir aber an der vorletzten Verantwortung schon schwer genug
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!