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Heerschau der britischen Parteien

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Die Rückkehr des Flugzeugträgers „Invincible”, Symbol des Feldzuges in den Südatlantik, hat noch einmal jene Begeisterung geweckt, deren sich die Regierung im Falkland-Konflikt so virtuos bediente. Noch immer zieht Margaret Thatcher aus dem Sieg Vorteile für sich und ihre Partei, der „Falkland-Effekt” schlägt sich bei den Tories positiv zu Buche.

Der Parteikongreß der Tories im nächsten Monat steht denn auch im Zeichen des militärischen Erfolges. Die Organisatoren kennen die Einstellung des überwiegenden Teiles der Bevölkerung: Wenn Thatcher den Feldzug mit so sicherer Hand von der Kommandobrücke aus geführt hat, dann ist es eben diese Zielsicherheit, mit der sie auch imstande sein könnte, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes zu lösen.

Die Rekordarbeitslosigkeit ist allerdings die schwere Bürde, an der die Konservativen zu tragen haben. Die monetäre Strategie freilich zeigt Erfolge: Die Geldentwertung ist von über 21 auf 8 Prozent gesenkt worden und verspricht weiter zu sinken, wenn die depressive Weltwirtschaft nicht einen Streich spielt und die Gewerkschaften Ruhe halten.

Deren Unmut regt sich in er ster Linie an der unbeugsamen Härte der Regierung, die Lohnsteigerungen im öffentlichen Sektor in Schranken zu halten. Daß dadurch die Bediensteten im Gesundheitsdienst, miserabel bezahlt und in einem Sektor beschäftigt, der mehr Arbeitskräfte als nötig zählt, zum Handkuß kommen, ist eine traurige Tatsache.

Die Gewerkschaften haben sich in ihrem letzten Kongreß gerade auf diesen Lohndisput konzentriert, weil er auch von der Öffentlichkeit gebilligt wird. Dieser Konflikt gibt den machtlosen Verbänden etwas von ihrer verlorenen Berechtigung wieder.

Unter Thatcher sind die Gewerkschaften von jedem Einfluß auf die zentralen politischen Entscheidungen ausgeschlossen. Diese Ohnmacht gebiert den Streiktag, der den Krankenschwestern allerdings wenig helfen wird.

Die Strategie der Verbände ist so etwas wie ein Wunschtraum: Labour soll wieder in die Downing Street gebracht werden, um den Gewerkschaften wieder ein Mitspracherecht einzuräumen. Die Arbeiterpartei hat in der Volksgunst etwas Terrain aufgeholt, aber das reicht zur Stunde jedenfalls nicht aus.

Von einer Beseitigung des offen ausgetragenen Fraktionskampfes ist nichts zu sehen. Jetzt bereitet die militante Linke Parteiführer Michael Foot die größten Sorgen. Hat-terslay, Mitglied des Schattenkabinettes und Parteisprecher des Inneren, macht die Extremisten für die Einbußen bei den Nachwahlen in Gower verantwortlich.

Dort hat die Allianz aus Liberalen und Sozialdemokraten nicht schlecht abgeschnitten — besser als in den letzten Meinungsumfragen, die der Koalition aus Liberalen und SDP nur 14 Prozent der Stimmen zubilligen. Enttäuschend jedenfalls für die beiden Führer David Steel und Roy Jenkins, die sich nach dem ersten Auftrieb im Gefolge der Parteigründung sicherlich mehr erwartet haben.

Ein Jahr vor den nächsten Wahlen scheint alles für Thatcher zu sprechen.

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