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Jetzt Entscheidung Nummer drei

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Kurt Waldheim hat als Staatsmann und Patriot, Jörg Haider zwar im Ton maßvoll, aber in der Sache wie Rumpelstilzchen gehandelt. In wenigen Tagen werden wir wissen, in welchem Stil die ÖVP die dritte wichtige Entscheidung dieser schicksalschweren ersten Sommerwoche treffen wird. Die Landtagswahl im Burgenland hat trotz Verlusts eines Mandats gezeigt, daß der Tiefstand der Nationalrats-wah.l 1990 überwunden werden kann.

Der amtierende Bundespräsident hat für seinen aus Rücksicht auf Staatsinteresse und Gemeinwohl gefaßten Kandidaturverzicht Dank und Respekt von Freund und Feind geerntet.- verdientermaßen. Er hat in diesen Tagen, da so manchen ein demagogischer Vorteil wichtiger war, einen persönlichen Traum begraben und damit ein Beispiel gesetzt, das Nachahmung verdienen würde.

Wie es mit Haider weitergeht, hängt jetzt weitgehend von seiner Partei ab. Drängt sie ihn weiterhin mit Macht in eine politische Spitzenposition, trifft sie die volle Mitverantwortung für alle Konsequenzen. Signalisiert die liberale Minderheit in der FPÖ-Führung endlich dem Parteiobmann, daß es auch für ihn Grenzen der Willkür und des politischen Anstands gibt, könnte ein Bekehrter aus ihm werden.

Schwenkt Haider, der kein Nazi, aber ein rücksichtsloser Demagoge ist, voll auf ,Jetzt-erst-recht"-Volksverhetzung ein, steht dem Staat, steht uns allen noch einiges bevor - ihm selbst freilich letztlich doch ein ruhmloses Ende.

Bis Herbst sollte sich klären, wer für das höchste Amt im Staat nun kandidiert. Für einen gemeinsamen „Versöhnungskandidaten" von SPÖ und ÖVP spricht vieles - dagegen, daß damit ein neues Argument gegen „die Großen, die sich den Staat untereinander aufteilen", geliefert würde. Es müßte sich zumindest um eine wirklich unabhängige Persönlichkeit handeln.

Zuvor muß die ÖVP aber klären, wie es mit ihr weitergehen soll. Vor wenigen Wochen noch schien ein Busek-Sieg vorprogrammiert. Mittlerweile hat Bernhard Görg nach einem Wackelstart erkennbar aufgeholt.

Eine professionelle, auch Brutalitäten nicht scheuende Organisationsarbeit hat kräftig mitgeholfen, sein eigenes Auftreten auch - und das Argument, eine ÖVP in der Intensivstation rette nur noch ein völlig neues Gesicht.

Daß weder Görg noch Busek die Volkspartei vom Start weg blamieren würde, dürfte mittlerweile klargeworden sein. Aber retten? Retten kann diese giftdurchsetzte Organisation nur noch das Partei-volkelbst. Es ist zu hoffen, daß die'MaSSe der fjkrteitagsdelegierten , gescheiter sein und handeln wird als manche der „Granden" mit all ihrer Taktik, Intrige und Freundschaftsheuchelei.

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