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Digital In Arbeit

Mafia auf dem Videomarkt

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Der Verkauf von Videoge-räten ist1 die große Hoffnung der elektronischen Unterhaltungsindustrie. Im Gefolge davon wird das Geschäft mit dem Verkauf und der Vermietung von Filmkopien interessant.

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Der Verkauf von Videoge-räten ist1 die große Hoffnung der elektronischen Unterhaltungsindustrie. Im Gefolge davon wird das Geschäft mit dem Verkauf und der Vermietung von Filmkopien interessant.

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Die rasche Expansion am Videogeräte- und -kassettenmarkt läßt die Branche auf weitere stark steigende Umsatzzifferh hoffen. Doch kein Licht ohne Schatten: Etliche Probleme bereiten den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Die größte Sorge der Hersteller von bespielten Videokassetten heißt schlicht und einfach: Piraterie.

Die Sektgläser werden immer öfter aus dem Regal geholt: Immer häufiger werden in Osterreich Videotheken feierlich eröffnet, die einen neuen Markttrend kennzeichnen. Den Besitzern von Videogeräten wird jetzt noch stärker die Möglichkeit geboten, Kassetten von Spielfilmen zu kaufen oder im Leihsystem zu übernehmen. Bei einer geschätzten Zahl von 80.000 bis 100.000 Videohaushalten (das sind vier Prozent aller österreichischen Haushalte) ist der Markt noch entsprechend zu bearbeiten. *

Ursprünglich für die Aufzeichnung von Fernsehprogrammen vorgesehen, macht sich jetzt ein Trend zum Kinoabend auf Videoband in den eigenen vier Wänden bemerkbar.

Timmy Treu von Warner Home ^Video stellt dazu fest: „Die Hälfte der Videobesitzer weiß nicht, daß man sich Filme ausleihen kann.” Das soll sich jetzt ändern: Für das kommende Jahr wird ein Verkauf von 50.000 bis 70.000 Videokassetten an den Händler prognostiziert, der wiederum den Endverbraucher entweder mit rund 3000 Schilling teuren Kassetten versorgt oder ihn - und da liegt der günstigere Boom — im Leihsystem beliefert. 95 Prozent der Kassetten werden gemietet.

Um rund 150 Schilling bekommt man sie eine Woche lang. Bei einer Gesamtzahl von rund 500 Elektro-händlern, die alje berechtigt sind, Videokassetten zu vertreiben, läßt sich ein gutes Geschäft erwarten. Die meisten Hoffnungen liefern jedoch die 60 bis 80 österreichischen Fachgeschäfte.

Dabei sind harte „Actionfilme” der Verkaufsschlager Nummer eins. Kriegs- Agenten- lind Kriminalgeschichten florieren ebenso wie Horror, Science Fiction und Western.

Weit abgeschlagen folgt der Pornomarkt, der aber eigene Gesetze hat: Mehr als ein oder zwei solche Filme soll selten jemand zu Hause haben.

Im unteren Feld folgen schließlich Problemfilme, Klassiker und Zeichentrick- sowie Märchenfilme, die aber stark im Kommen sein sollen — glaubt man den Herstellern.

Erst vor einem Jahr hierzulande so richtig in Schwung gekommen, hat der junge Markt schon seine Probleme. Die größten Sorgen sind urheberrechtlicher Art: Internationale Verbrechensorganisationen mit Schwerpunkten in England, Holland und Westdeutschland stellen immer mehr Piratenkopien her. Das britische Fachmagazin „AV-Report” behauptet gar, zwei Drittel der in Großbritannien ausgelieferten Kassetten seien illegal.

Die honorigen Herren der Videofirmen schlagen Alarm: Die Videomafia ist längst zu einem Profigeschäft geworden, das nicht zuletzt auf Kosten der Endverbraucher arbeitet. Diese bekommen für ihr Geld eine schlechtere Qualität — und möglicherweise noch Schwierigkeiten. Auch die Kundenbitte an den Händler, einen Streifen auf ein leeres Band zu überspielen, ist bereits strafbar.

Doch professionelle Video-Piraten arbeiten anders: In den gefälschten Kassettenhüllen, die den Originalen täuschend ähnlich nachgemacht sind, werden billige Raubkopien eingefädelt. Oder das „Boot-leg”-Phänomen: Ein neuer Kinofilm wird illegal auf Kassette überspielt und auf den Markt gebracht — obwohl der Film aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Lizenzverträge von Rechts wegen noch gar nicht erhältlich sein dürfte. Bestes Beispiel: Von allen James-Bond-Streifen sind nur drei auf Videoband erhältlich - offiziell. Unter dem Tisch freilich kann sich jeder eine vollständige 007-Sammlung zulegen...

Das ist aber noch lange nicht alles. Der Schwarzmarkt blüht. Und der ertappte Verbrecher zahlt die dafür vorgesehene Höchststrafe von 225.000 Schilling mit der linken Hand — während die rechte wieder am Kopiertisch weiterarbeitet.

Trotz aller Piraterie ist jedoch eine Sättigung des Videobooms in Osterreich noch nicht abzusehen. Fachleute sprechen davon, daß der Verkauf von Videogeräten und Kassetten der drei auf dem Markt befindlichen Systeme Betamax, VHS und Video 2000 als österreichisches Produkt im Verhältnis 2:4:4 steigen wird. Wenn das stimmt, dann sind die Umsatzzahlen für die Herstellerfirmen jedenfalls spannender als ein geklauter Agententhriller.

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