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Mehr Frauen stehen nicht schlecht zu Gesicht
Sozialdemokraten und Grüne haben sie seit Jahren: Nun hat sich auch die CDU für eine Frauenquote entschlossen.
Sozialdemokraten und Grüne haben sie seit Jahren: Nun hat sich auch die CDU für eine Frauenquote entschlossen.
Helmut Kohl stand dem Vorhaben selbst nicht unbedingt wohlwollend gegenüber. Aber sein Generalsekretär Peter Hintze, ein ehemaliger Pfarrer, soll ihm so lange gepredigt haben, bis der Par-teichef schließlich eingewilligt hat. Auf dem Parteitag in Bonn vorvergangene Woche konnte sich Kohl allerdings die Anmerkung nicht verkneifen, daß die Frauenquote ma“ sei. Das wichtigste sei, „Wahlen zu gewinnen“. Aber da er wisse, mit Appellen allein sei es nicht getan, sei ein Signal nötig. Deshalb stehe die Frauenquote zur Diskussion. Doch das von Kohl geforderte „Signal“ wurde nur knapp erteilt: 416 Delegierte stimmten für den Quotenbeschluß, 361 dagegen. Mehr als ein Drittel der Parteiämter und Mandate sollen demnach künftig an Frauen vergeben werden. Allerdings sieht bereits die Vorlage zur Quotenfrage Schlupflöcher vor. Darin heißt es: Ein Drittel aller Parteiposten mit Frauen zu besetzen, sei „ein Weg“. Und: „Das Auswahlrecht muß gewährleistet bleiben.“ Bezugnehmend auf diesen Passus appellierte dann auch Generalsekretär Hintze an seine Parteifreunde, dafür zu sor-Ämter bringen“. Bisher erreichte der Anteil der Frauen etwa im Bundestag nicht einmal annähernd die Drittel-Marke. Nur 38 der insgesamt 244 CDU-Abgeordneten sind Frauen. Bei der Schwesterpartei CSU sieht das Geschlechterverhältnis nicht viel besser aus: fünf weibliche Parlamentarierinnen sitzen 45 männlichen Kollegen gegenüber. Auch beim Koalitionspartner FDP sind die 39 Männer in der Abgeordnetenriege gegenüber den acht Frauen deutlich in der Überzahl. Ausgeglichener ist das Verhältnis bei den Oppositionsparteien.
Mit der Ümsetzung ihres Quotenbeschlusses von 1988 taten sich die Sozialdemokraten aber ebenfalls schwer. Um ihrer eigenen Entscheidung auch an der Parteispitze gezerhand die Zahl der stellvertretenden Parteivorsitzenden von zwei auf drei. So mußte weder Johannes Rau noch Oskar Lafontaine seinen Platz für die erste „SPD-Quotenfrau“ Herta Däubler-Gmelin freimachen. Im Bundestag kann die SPD mittlerweile auf einen Frauenanteil von knapp 38 Prozent verweisen.
Bei Bündnis 90/Die Grünen beträgt seit 1986 der „Frauenpflichtanteil“ 50 Prozent, eine Forderung, die übererfüllt Aord: 20 männlichen stehen 29 weibliche Parlamentarier gegenüber. Bei der PDS sind von den 30 Abgeordneten immerhin 13 weiblich. Trotz dieser Vorgaben sehen FDP und CSU keine Notwendigkeit, Frauenquoten einzuführen. Immerhin gelangte die CSU zur Einsicht, daß ihr mehr Frauen nicht
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