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Der letzte Anruf

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Die Menschen unserer Zeit und unserer Bereiche sind, wenn sie es recht verstehen, zu Großem berufen. Nicht in dem Sinne einer falsch verstandenen geschichtlichen Berufung, als wäre ihnen alles geschenkt, dessen sie zur Größe bedürfen, sondern im wahren Sinne einer echten Berufung in Freiheit, Berufung zur Entscheidung aus der Erkenntnis ihrer Aufgabe. Der Größe dieser Aufgabe aber würde die Größe der Katastrophe entsprechen, die über uns hereinbräche, würden wir versagen. Durch alle Fragen schimmert diese Größe hindurch. Kultur und Politik, soziale Ordnung und Wirtschaft sind in den entscheidenden Tiefen ihrer heutigen Pro-bleind/K ein Anruf an den Menschen, ein' Hiltejruf von Mensch zu Mensch geworden. Mag sein, daß das der tiefere Sinn des Rufes nach „Demokratie“ ist, daß es kein Ausweichen des einzelnen mehr gibt vor der Solidarität der Verpflichtung und Verantwortung, keiue Ausrede mehr des einzelnen auf einen Wall von Paragraphen und Vorschriften, hinter dem man meint, der eigenen Ruhe pflegen zu dürfen, und keine Ausrede auf das .Volk“ von Seiten der Träger der Macht, um aus konstruiertem oder realem Unrecht Früchte zu ziehen für Parteien und Doktrinen. Unser Menschentum ist auf die Probe gestellt, ob es die schöpferischen Kräfte zu neuer, gerechter Ordnung in sich zu entfalten vermöchte, oder ob der einzelne in fruchtloser Einsamkeit an einer eingebildeten Feste persönlicher Sicherheit bauen will, um in ihr allmählich selbst zu ersticken und zu verblöden. Und was für den einzelnen gilt, das gilt auch für Völker und Staaten, für Klassen und Gruppen: Wer Sicherheit will, soweit Sicherheit möglich ist, der wird sie niemals aus sich selbst schöpfen. Nur in dem jeweils Anderen kann die eigene Sicherheit und die eigene Freiheit dauernd geborgen sein und nur dadurch, daß man

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