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Sind das Krisenmanager?

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Der Zeuge, dem der Zusammenhang zwischen dem in allen Medien beschriebenen Jogger im morgendlichen Hietzing des ersten Mai und dem ersten politischen Mord der Zweiten Republik erst nach Tagen und einem dezenten Wink der Polizei bewußt wird, ist einer der führenden Männer der Opposition.

Jener Mann, der die Veröffentlichung des Namens dieses Zeugen zu dessen Sicherheit und im Interesse der Fahndung nicht einmal im Amtsblatt der Republik verhindern kann, ist Innenminister der Republik Österreich. Aus Bosheit oder Wichtigtuerei flüsterten schon vorher die Partei„freunde“ des Zeugen den Namen Kohlmaier jedem, der ihn hören wollte, zu. („Seht her, welchen Informationsstand ich hab’!“)

Und aus verläßlicher Quelle hört man, daß die Gattin des Innenministers schon vor dem politischen Eklat der letzten Woche beim Friseur ziemlich unbefangen über den Zeugen Kohlmaier sprach.

Zählt man dann noch die hysterischen Reaktionen auf beiden Seiten, das mimosenhafte Gehabe mit der täglichen Proklamation der politischen Eiszeit dazu, fragt man sich besorgt, welche Reaktionen wir von unseren Spitzenpolitikern im Falle einer echten Krise zu erwarten haben. Wer der Akteure der letzten Tage wird einen klaren Kopf bewahren, wenn eines Tages die Rohstoffversorgung der Wirtschaft unterbrochen oder ein Teil des Bundesgebietes von einer Naturkatastrophe erschüttert werden sollte?

Nimmt man die Affäre Kohlmaier als Maßstab, zeigt sich, wie überheblich die führenden politischen Exponenten beispielsweise dauernd über die Fähigkeiten unseres südlichen Nachbarn urteilten, mit seinen Schwierigkeiten (Terror, Erdbeben, Streiks etc.) fertigzuwerden.

Ist es nicht in Wahrheit vergleichsweise bewundernswert, wie die politischen Exponenten Italiens trotz der immensen Schwierigkeiten und trotz aller Unzulänglichkeiten zu einem Konsens in elementaren Fragen finden?

Wie würde Österreichs politische Elite auf das Attentat von Bologna, auf jahrelangen IRA- oder ETA-Terror reagieren?

Kann sein, daß die Qualität des politischen Krisenmanagements mit der Herausforderung wächst. Kann sein, daß man bei einer äußeren Bedrohung unseres Landes - sei sie politisch oder wirtschaftlich - die Eiszeit- Show im Fundus bleibt. Kann sein, daß bloß das Training zur Hochform fehlt.

Nach den Ereignissen der letzten Woche verspüre ich freilich wenig Lust, das auszuprobieren. Daran gemessen, habe ich nämlich Zweifel, ob unsere politischen Krisenmanager selbst mit einem mehrwöchigen Streik in wichtigen Wirtschaftsbereichen fertig würden.

Der Strukturwandel in den Industrieländern und die Industrialisierungsbemühungen der Entwicklungsländer legen nahe, die Arbeitsteilung zwischen diesen beiden Ländergruppen in manchen Sektoren zu fördern., Einer vorteilhaften Teilnahme österreichischer Betriebe an diesem internationalen Prozeß stehen jedoch eine Reihe von Hindernissen entgegen.

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