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Wozu sich anstrengen?
Was wir brauchen, da sind sich ausnahmsweise rot, blau und schwarz einig, um aus der (zur Auswahl: Budget-, Handelsbilanz-, Beschäftigungs-...) Krise zu kommen, ist eine neue Industrialisierungswelle. Neue Produkte, neue Unternehmen, neue Absatzideen, den totalen Einsatz von Management und Belegschaft, eine noch nie dagewesene Exportoffensive.
Mir kommen Zweifel, daß es unter den derzeitigen Rahmenbedingungen dazu kommen kann.
Da ist vorab die fortgesetzte Aushöhlung der Eigenkapital basis, die den Unternehmern entweder bereits objektiv Möglichkeit oder doch zumindest die Lust zum Experimentieren und Risiko genommen hat.
Weil das Jahre hindurch eine tragende Säule des Lamentoinstrumentariums der Interessensvertretungen war, ist heute, wo es soweit ist, auf Regierungsseite offensichtlich niemand ernsthaft bereit, sich damit auseinanderzusetzen. Wozu auch, wenn man sich mit dem Argument „Das behaupten die schon seit zehn Jahren ..die Sache so herrlich leichtmachen kann?
Anders ist es ja kaum erklärbar, daß alle bisher bekannt gewordenen Budgetsanierungsmodelle darauf beruhen, daß die Unternehmer ein bisserl mehr als die anderen werden zahlen müssen: bei der Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge, bei der Aufbringung von Investitionsmitteln etc.
Dazu kommt, daß jene, die die Triebfeder einer wirtschaftlichen Großoffensive sein sollen, nicht nur kein Zuckerl für einen verstärkten Einsatz erhalten, sondern damit rechnen müssen, in Form von erhöhter Steuerleistung belohnt zu werden (Stichwort Besteuerung vom 13. und 14. Gehalt, Erhöhung der Progression für Besserverdiener.
Damit keine Mißverständnisse entstehen: Es geht nicht um die paar hundert Gehaltsmillionäre, sondern um das Gros der Führungskräfte, die von der magischen Grenzziehung zwischen arm und reich bei 35.000 S betroffen wären und bei denen das Ausrechnen ihres Netto-Stundenlohnes wahrscheinlich schon jetzt in vielen Fällen zum merklichen Nachlassen des Arbeitseifers führen würde: Auch das doppelte Bruttogehalt schmilzt dank Steuerprogression und höherer Beiträge zur Sozialversicherung bei 60 Wochenstunden schnell zum Nettostundenlohn der Sekretärin.
Möglicherweise spielen Emotionen in den Vorstandsetagen von Großbetrieben weder bei Investitionsentscheidungen noch bei der Frage des persönlichen Einsatzes eine Rolle. Wer Gleiches für die in Österreich dominierenden Klein- und Mittelbetriebe behauptet, war schon lange in keinem. Und dort hat sich das Gefühl breitgemacht, daß man sich nur deshalb mehr anstrengen soll, damit sich andere noch weniger anstrengen müssen
So lange sich daran nichts ändert, werden wir vergeblich auf die nächste Industrialisierungswelle warten.
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