6860714-1977_35_08.jpg
Digital In Arbeit

Zwölf Wochen Praktikum für den künftigen Lehrer

Werbung
Werbung
Werbung

Die Lęhramtsstudenten an Österreichs Universitäten müssen in Zukunft bereits während des Studiums ein zwölfwöchiges Praktikum zum Großteil direkt an den Schulen absolvieren. Das sieht die „Studienordnung für die pädagogische Ausbildung von Lehramtskandidaten“ vor, die kurz vor dem Sommer vom Wissenschaftsministerium erlassen wurde. Voraussetzung für das Anlaufen des neuen Schulpraktikums sind allerdings die entsprechenden Studienpläne, die derzeit noch in Ausarbeitung stehen.

Wie Min.-Rat Dr. Erich Benedikt vom Unterrichtsministerium erläutert, werden zur Zeit Erhebungen durchgeführt, welche Lehrer und welche Schulen bereit sind, die neue Praxisausbildung der Studenten zu übernehmen. Die Listen der gemeldeten Lehrer und Schulen werden dann an die Universitäten weitergeleitet, die die entsprechenden Lehraufträge vergeben. Die Studenten werden sich, soweit als möglich, den Schulstandort für ihr Schulpraktikum aussuchen können.

Verhandlungen über die Abgeltung für die Lehrer im Schulpraktikum sind im Gange. An den Abschluß dieser Verhandlungen schließt sich die

Erarbeitung von Durchführungsbestimmungen durch die Ministerien und die Organisation mit den Schulen an.

Wieviele Studenten in den nächsten Semestern nun tatsächlich auf die Schulen zukommen, ist vorerst nicht abzusehen, meint Min.-Rat Benedikt. Denn die Übergangsbestimmungen sehen vor, daß Hörer, die bereits inskribierthaben, nach den alten Regeln - also mit einem an das Studium anschließenden Probejahr - fertigmachen können. Es ist ihnen aber auch freigestellt, sich für den neuen Praxismodus zu entscheiden.

Im einzelnen sieht die Verordnung für das neue Praktikum vor:

• Zehn Wochenstunden allgemeine pädagogische Ausbildung,

• sechs bis zwölf Wochenstunden fachdidaktische Ausbildung,

• zwölf Wochen Schulpraktikum.

Im Studienplan ist vorgesehen, daß dieses Praktikum frühestens im fünften Semester begonnen werden kann und vor der zweiten Diplomprüfung abgeschlossen sein muß.

Es teilt sich in eine Einführungs- und eine Ubungsphase. In der Einführungsphase (vier Wochen) werden die Studenten mit der Unterrichtspraxis unter Einsatz audiovisueller Mittel bekanntgemacht. Die Schulung der Hörer wird unter Mitwirkung jener Lehrer erfolgen, die auch die Betreuung der Studierenden während der späteren Ubungsphase durchführen. Unterrichtsbesuche an Schulen sind Pflicht.

Die Übungsphase (acht Wochen), bei der die Studenten ihr Lehrertalent vor den Schülern bereits erproben, beginnt jeweils am Ende der Weihnachtsferien und soll in Gruppen von nicht mehr als vier Studierenden abgehalten werden.

Bereits seit drei Semestern laufen an der Universität Graz „Kompakt-Lehrveranstaltungen“, die ein Modell für das künftige Praktikum darstellen. Wie Prof. Dr. Helmut Seel, Vorstand des Instituts für Pädagogik und Leiter der neuen Seminare an der Grazer Universität, feststellte, werden in diesem Vier-Wochen-Seminar Pädagogische Psychologie, Erziehungstheorie und Unterrichtstheorie als Blockveranstaltung zusammengefaßt. Dazwischen gehen die Studenten an einigen Vormittagen in Gymnasien hospitieren, wo sie Kurzlehrübungen durchführen. Sie werden dabei für eine spätere „Manöverkritik“ von einer Fernsehkamera beobachtet und gefilmt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung