6702754-1963_38_07.jpg
Digital In Arbeit

Noch einmal Ben Gurion?

Werbung
Werbung
Werbung

Die letzten Grenzprovokationen an der syrischen sowie der jordanischen Grenze erregten in Israel erneut den Disput über Israels Sicherheitspolitik. Mit dem Rücktritt von Ministerpräsident Ben Gurion änderte der neue Ministerpräsident Levi Eshkol die Taktik der israelischen Sicherheitspolitik. Der greise Ben Gurion war dafür bekannt, daß seine politischen Reaktionen schnell, energisch und oft unbedacht waren. Auf Grenzprovokationen wurde in den meisten Fällen mit Gegenmaßnahmen geantwortet.

Der Sicherheitsrat der UNO zeigte im allgemeinen wenig Verständnis für israelische Gegenmaßnahmen, auch wenn sie durch arabische Provokationen verursacht wurden. Doch die Konzeption Ben Gurions war: Gewalt ist die einzige Sprache, die die arabischen Machthaber verstehen.

Statt Gewalt Verhandlungen

Der Konflikt an der Nordgrenze Israels dauert schon jahrelang, nachdem, die Syrer behaupten, das Recht zu haben, Böden in der demilitarisierten Zone Israels zu bebauen. Israel steht auf dem Standpunkt und beruft sich auch auf die verschiedenen Waffenstillstandsverträge, daß diese Böden nur von Israelis bearbeitet werden dürfen. Jedenfalls kam es des öfteren zu Schießereien zwischen den syrischen Stellungen und den Israelis, die diese Böden bearbeiten. Diese Schießereien erreichten ihren Höhepunkt, als syrische Soldaten auf israelischem Gebiet im Hinterhalt lagen und zwei unbewaffnete Israelis erschossen wurden. Ministerpräsident Eshkol beschloß dieses Mal, den Verhandlungsweg einzuschlagen. Er reagierte nicht mit Waffengewalt auf die Herausforderung, sondern wandte sich an den Sicherheitsrat der UNO. Von den elf Mitgliedern des UNO-Rates stimmten acht für die Verurteilung Syriens, ein Mitglied enthielt sich der Stimme, doch mit Hilfe des russischen Vetos wurde dieser Verurteilungsbeschluß abgelehnt. Hier sei zu betonen, daß auch die Russen, die sonst keine proisraelische Einstellung haben, nicht berti waren, trotz der syrischen Gegenklage, Israel schuldig- zu sprechen, dėn Mord’äts "sölCKCrt ä’tif das schärfste verurteilten, doch nicht bereit waren, Syrien als Staat dafür verantwortlich zu machen, um ..die Gegensätze zwischen Israel und Syrien“ nicht zu vertiefen.

Nach diesem Beschluß war man in l-’ael geteilter Meinung über den Erfolg der neuen politischen Tendenz. Die rechtsradikale Opposition, Che- ruth, verlangte energische Maßnahmen gegen Syrien. Auch in der Mehrheitspartei MAPAI gaben sich viele Anhänger von Ben Gurion nicht mit dieser Politik zufrieden.

Rücktrittsdrohung Mosche Dajans

Auch die Proklamationen Levi Esh- kols, in denen er sich bereit erklärte, an arabische Flüchtlinge Entschädigungen auszuzahlen, erregten die Mißbilligung der Ben-Gurion-Anhänger. Einer der energischesten Mitläufer Ben Gurions, Landwirtschaftsminister und Generalstabschef der israelischen Armee während des Sinai-Feldzugs, Mosche Dajan, erklärte seinen Rücktritt, weil er sich mit dieser Sicherheitspolitik nicht abfinden könnte. Es ist zwar noch nicht klar, ob Daian seinen angedrohten Rücktritt endgültig ausführen wird, doch ist diese Tendenz ein Symptom des innerpolitischen Ringens. Ben Gurion persönlich enthält sich bisher der Stimme. Er erklärte seinen nächsten Freunden, daß er nur bereit sei, in die Regierung zurückzukehren, wenn es die schwierige Situation unbedingt erfordert und kein anderer Ausweg besteht.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung